FC Bayern München: Bundesliga-Restart verpatzt! Das sind die Probleme des FCB

Von Tim Ursinus
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Zwei Remis, einige Leistungsträger performen nicht und jede Menge Störgeräusche abseits des Platzes - der FC Bayern München hat sich die Rückkehr ins Tagesgeschäft nach der langen WM-Pause sicher anders vorgestellt. Vor dem Kracher gegen Eintracht Frankfurt am Samstag ist klar: Der Rekordmeister sieht sich einigen Problemen gegenübergestellt.

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"Verschlafen", bilanzierte ein betrübter Hasan Salihamidzic den verpatzten Bundesliga-Restart des FC Bayern nach dem 1:1 gegen den 1. FC Köln - zu mehr hatte es schließlich vier Tage zuvor auch nicht in Leipzig gereicht.

"Es ist höchste Zeit, dass wir umschalten", erklärte Bayerns Sportvorstand und warnte: "Wir müssen begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht." Dass die Spieler nach der für ein Großteil des Kaders enttäuschenden Weltmeisterschaft in Katar derzeit nicht den Eindruck machen, den Ernst der Lage begriffen zu haben, kommentierte er vielsagend mit: "Ja, das Gefühl habe ich auch."

Festzumachen ist der schwache Auftakt in die zweite Saisonhälfte an gleich mehreren Baustellen.

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FC Bayern: Jamal Musiala auf dem Weg in die Formkrise

Er war einer der wenigen Lichtblicke von Deutschland bei der WM, doch so richtig in Tritt kommt Jamal Musiala beim FC Bayern seither nicht. Wie schon in Leipzig gelang dem 19-Jährigen kaum etwas.

Nur eines seiner fünf Dribblings war erfolgreich, aus acht seiner zwölf Zweikämpfe ging er als Verlierer hervor - und dazu kam noch eine für seine Verhältnisse unterirdische Passquote von 58 Prozent im Angriffsdrittel. Immerhin klappte es anders als noch beim Auftakt mit einem Torschuss.

Das Bayern-Talent droht tatsächlich, in seine erste Formkrise zu schlittern. Bezeichnend für seinen Auftritt war, als er in der zweiten Halbzeit zum wiederholten Male die falsche Entscheidung traf und in ein aussichtsloses Dribbling ging anstatt aus vielversprechender Position abzuschließen. Ein Szene, die Trainer Julian Nagelsmann sogar zu einem kleinen Rüffel bewegte.

"Wir haben mit Jamal eine tausendprozentige Chance, wo wir einfach klarer sein müssen in so einer Situation. Klarer abschließen", sagte er bei Sat1. Kurz darauf war Musialas Arbeitstag beendet. Für ihn kam Thomas Müller ins Spiel.

In seiner derzeitigen Rolle als "Edeljoker" konnte Müller den Bock zwar nicht umstoßen, sorgte aber dennoch für frischen Wind im zwischenzeitlich trägen Angriffsspiel der Bayern und hätte sogar beinahe selbst das 1:1 erzielt, als er per Kopf am glänzenden FC-Schlussmann Marvin Schwäbe scheiterte.

Die Rolle von Müller, der nun schon zum zweiten Mal in Folge zu Beginn auf der Bank saß, wird seit Tagen heiß diskutiert, wenn sich die FCB-Verantwortlichen der Presse stellen - und die Fragen werden mit Sicherheit nicht weniger, wenn Musialas Leistungen nicht erheblich besser werden. Rund um das Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt am Samstag wird sehr wahrscheinlich die nächste Runde eingeläutet.

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FC Bayern: Fehlende Lösung im zentralen Mittelfeld

Ein bisschen weiter hinter Musiala und Müller befindet sich eine weitere Baustelle der Bayern. Obwohl sich Joshua Kimmich im Vergleich zur Leipzig-Partie deutlich steigerte - auch abseits seines Treffers in der 90. Minute - und Leon Goretzka in der ersten Hälfte der wohl beste Münchner auf dem Platz war, fehlte es in der Schaltzentrale erkennbar an der Abstimmung.

Während Kimmich im offensiv ausgerichteten 4-2-3-1-System von Nagelsmann, das bei eigenem Ballbesitz gut und gerne auch als ein 2-3-5 gesehen werden kann, als Absicherung und Aufbauspieler fungierte, war Goretzka schon beinahe an der Seite von Musiala zu finden. Dazwischen klaffte hin und wieder ein gewaltiges Loch, was es Köln einfach machte, das Zentrum nach Ballgewinn schnell zu überbrücken und die aufgerückte FCB-Defensive relativ unkompliziert zu überspielen.

Kimmich machte die schwache erste Hälfte anschließend vorrangig an der fehlenden "Einstellung und Schärfe" seiner Mannschaft fest. "Am Ende ist das relativ einfach zu ändern, es ist nicht so, dass es eine Sache von Taktik oder Technik oder Fitness ist, sondern das ist einfach die Bereitschaft. Das erwarte ich, dass wir das relativ schnell geändert bekommen", erklärte er: "Wir müssen wieder griffiger und gieriger auftreten. Letztes Jahr war das ein ganz anderes Selbstverständnis."

Wie die Verantwortlichen und Spieler durch die Bank weg betonten, präsentierten sich die Bayern in den zweiten 45 Minuten deutlich konsequenter in ihren Aktionen. Das lag vor allem am verbesserten Spiel gegen den Ball, was auch dem Umstand geschuldet war, dass Goretzka den Platz nach einem Schlag auf den Kopf angeschlagen verlassen musste. Denn Ersatz Ryan Gravenberch füllte seine Rolle um einiges defensiver aus.

Der Niederländer ermöglichte Kimmich als eine Art Bodyguard den nötigen Freiraum, damit dieser das Spiel in gewohnter Manier von der Mittellinie dirigieren konnte. Zum Zeitpunkt seines Treffers aus rund 30 Metern wagten sich die Kölner schon gar nicht mehr in seine Nähe. Eine Bewerbung des Dauerreservisten für weitere Einsätze - auch für die Startelf.

Gravenberchs Einwechslung war zudem ein weiterer Nackenschlag für Marcel Sabitzer, der erneut 90 Minuten lang auf der Bank schmorte. Entsprechend frustriert lief er kurz nach dem Spiel als einer der ersten Profis schnurstracks Richtung Mannschaftsbus. Nachdem er zu Saisonbeginn noch häufiger den Nebenmann von Kimmich gegeben hatte, scheinen seine Dienste inzwischen kaum noch gebraucht zu werden.

Bei seinem schnellen Abflug hatte Sabitzer womöglich auch schon im Hinterkopf, dass die wohl bevorstehende Verpflichtung von Konrad Laimer für die kommende Saison seine Chancen auf Spielzeit nicht gerade steigen lassen wird. Ganz im Gegenteil.

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FC Bayern: Zwei Brandherde im Hintergrund

Zu allem Überfluss brodelt es auch noch hinter den Kulissen gewaltig. Erst trennten sich die Bayern von ihrem langjährigen Torwarttrainer und Neuer-Vertrauten Toni Tapalovic wegen unüberwindbarer Differenzen mit Nagelsmann und dessen Team, dann hielt es Serge Gnabry noch für eine gute Idee, an seinem freien Tag nach dem Leipzig-Spiel nach Paris zur Fashion Week zu reisen.

"Das ist amateurhaft, das passt nicht zu Bayern München", watschte Salihamidzic den Flügelspieler in den Katakomben der Allianz Arena ab: "An einem freien Tag gilt es, sich auszuruhen und nicht irgendwo rumzuturnen. Darüber werden wir sprechen."

Nagelsmann kündigte bereits vor dem Spiel an, dass Gnabry nun "Antworten" auf dem Platz liefern müsse. Fehlanzeige! Der Nationalspieler blieb zur Pause in der Kabine. Für ihn kam Kingsley Coman, der das Offensivspiel merklich belebte und somit durchaus Einfluss auf die Leistungssteigerung hatte.

Zwar beteuerte Nagelsmann, dass seine Entscheidung "sicherlich kein Fashion-Week-Thema" gewesen sei, der für seine Verhältnisse frühe Eingriff dürfte aber nicht nur mit der mäßigen Leistung Gnabrys begründet sein. Schließlich blieb die gesamte Offensive weit hinter ihren Erwartungen zurück. Auf der anderen Außenbahn hatte beispielweise Leroy Sané ebenfalls nicht wirklich zu überzeugen gewusst. Die Wahl fiel jedoch auf Gnabry.

An Nagelsmann, Salihamidzic und Co. liegt es nun, dass schnellstmöglich Ruhe einkehrt. Schließlich haben die Wochen der Wahrheit längst begonnen. Neben dem kommenden Spiel bei Eintracht Frankfurt stehen auch das Achtelfinale im DFB-Pokal in Mainz (1. Februar) und das Hinspiel gegen PSG vor der Tür (14. Februar).

Mit Blick auf das Champions-League-Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain betonte Salihamidzic zwar, dass noch "genug Zeit" sei, um die Probleme aus der Welt zu schaffen. Eine Warnung sprach er dennoch aus: "Es ist wichtig, dass wir alle wach werden."

FC Bayern München: Die Spiele nach der Winterpause

DatumWettbewerbGegnerErgebnis
20. JanuarBundesligaRB Leipzig (A)1:1
24. JanuarBundesliga1. FC Köln (H)1:1
28. JanuarBundesligaEintracht Frankfurt (H)-:-
1. FebruarDFB-PokalMainz 05 (A)-:-
5. FebruarBundesligaVfL Wolfsburg (A)-:-
11. FebruarBundesligaVfL Bochum (H)-:-
14. FebruarChampions LeaguePSG (A)-:-
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