Basketball - Denis Wucherer im Interview: "Bruce Willis stand noch, während ich halb unter der Theke lag"

Von Thomas Lehmitz-Artmann
Denis Wucherer ist derzeit Experte bei Magenta Sport.
© getty

Deutschland, Italien, Belgien - Denis Wucherer hat als Basketball-Profi viel erlebt. Als Trainer coachte er unter anderem die Gießen 46ers und die S. Oliver Baskets Würzburg. Im Interview mit SPOX verrät der MagentaSport-Experte warum er trotzdem nie Heimweh, aber dafür Angst vor Star-Coach Ettore Messina hatte.

Cookie-Einstellungen

Wucherer spricht über verschiedene Coaching-Stile im Basketball, er verrät, warum er ein Fan von Alba Berlin ist und wie das BBL-Finale (Alba vs. Bayern heute live um 19 Uhr bei Magenta Sport ) weitergehen könnte.

Außerdem erzählt der 49-Jährige von einer schmerzhaften Niederlage gegen Bruce Willis.

Herr Wucherer, Sie haben in der Saison 2003/2004 in zwei Spielen hintereinander ein Triple Double erzielt. Einmal gegen die BG Iceline Karlsruhe (37 Punkte, 13 Rebounds und 10 Assist) und einmal gegen Alba Berlin (19,10,10). Rekord. Der ehemalige Oldenburger Rasid Mahalbasic hat diesen mittlerweile mit fünf Triple Doubles gebrochen. Ist es heutzutage einfacher, solche Statistiken zu erzielen?

Denis Wucherer: Aus meinem Mund klingt das natürlich wie: "Früher war alles besser". Da muss man aufpassen, aber die FIBA hat sich an die NBA angepasst. Heutzutage werden die Assists schon großzügiger verteilt. Damals hatte der Mitspieler höchstens drei Sekunden Zeit, zum Dunking oder Korbleger anzusetzen. Für einen Dreipunktewurf bekam man äußerst selten einen Assist gutgeschrieben. Ich kann mich zumindest an keinen erinnern. Heute ist das schon anders und das ist auch gut so.

Am Anfang Ihrer Karriere haben Sie bei Ihrem Trainer Dirk Bauermann gewohnt, richtig?

Wucherer: Genau, ganz am Anfang meiner Karriere. Die Spieler von Leverkusen mussten sich damals selbst um die Wohnungssuche kümmern, aber ich habe noch mein Abitur absolvieren müssen. Dirk Bauermann hat mich dann vier Wochen bei sich in Köln aufgenommen.

Spricht man da dann viel über Basketball?

Wucherer: Meine Tage waren damals vollgepackt. Nach der Schule musste ich Kraft- und Konditionstraining nachholen, später kam dann die Trainingseinheit. Abends hat Kerstin Bauermann, Dirks Frau, noch etwas für uns gekocht und ich war immer recht schnell im Bett. Über Basketball haben wir da eigentlich nicht viel gesprochen.

Da traut man sich dann ja gar nicht, mal feiern zu gehen.

Wucherer: Dafür war sowieso keine Zeit. Ich musste Abitur und Profikarriere und einen Hut bringen. Da ist man ständig unterwegs. Meine Zeit mit Ausgehen, das Leben eines Profis zu genießen und über die Stränge zu schlagen, das kam erst später. Selbst meine große Abi-Sause lief ohne mich. Da waren wir mitten in den Playoffs und haben um die Meisterschaft gespielt.

Das haben Sie dann in Mailand nachgeholt. Mit einem Promi, oder?

Wucherer: Das war Bruce Willis. Unser Team war in Mailand bekannt und beliebt. Während der Fashion-Week war Bruce in der Stadt und im selben Club wie wir. Er hat erkannt, dass da ein paar große Jungs sind, die viel Englisch reden und hat sich mit seinem Bodyguard zu uns gesellt.

Und dann?

Wucherer: Naja. Er hat alle Drinks bestellt, gefeiert und wir haben versucht, mitzuhalten. In meinem Fall war das ein Fehler. Ich konnte da nicht mithalten und habe kläglich verloren. Bruce Willis stand noch, während ich halb unter der Theke lag. Es war eine sehr lustige Nacht mit starken Kopfschmerzen am nächsten Morgen. Das waren meine zwei Stunden mit Bruce Willis. Danach habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Denis Wucherer bezeichnet Dirk Bauermann als seinen Lieblingstrainer.
© imago images
Denis Wucherer bezeichnet Dirk Bauermann als seinen Lieblingstrainer.

Wucherer: Meine Art des Umzugs ist ein "absolutes Novum"

Mailand, Varese, Treviso. Sie haben in Ihrer Zeit als Spieler viele Vereine gesehen. Hat man da manchmal Heimweh?

Wucherer: Ich war nie der Spieler, der ein Zuhause hatte. Schon ab dem Zeitpunkt, als ich vom TV Langen bei Mainz nach Leverkusen gewechselt bin, war ich da zuhause, wo ich gespielt habe. 1998 habe ich in Mailand unterschrieben und wollte eine Wohnung, wie jeder andere Spieler auch. Als ich denen gesagt habe, dass ich die ohne Möbel will, haben die mich erstmal angeschaut.

Wie haben Sie die Wohnung dann ausgestattet?

Wucherer: Ich habe einen 7,5-Tonner vollgepackt und mein Zeug aus Leverkusen mitgebracht. Ab da bin ich immer mit meinen Sachen und Möbeln umgezogen und habe dort richtig gelebt, wo ich gespielt habe. In jeder Stadt. Ich hatte auch ein Angebot aus dem fernen Russland, kurz vor Sibirien. Da wäre ich mit meinem Tonner wohl nicht hingekommen. Das habe ich dann natürlich nicht gemacht.

Das gibt es im Profi-Basketball nicht oft.

Wucherer: Ich würde sogar sagen: Das ist ein absolutes Novum. Fast alle haben irgendwo in ein Haus oder eine Wohnung investiert. Dieses Umziehen mit dem Lastwagen, das war irgendwie mein Ding. Der nächste Umzug steht schon an.

Wohin geht es?

Wucherer: Ich bleibe in Würzburg. Doch meine Wohnung wird für den neuen Trainer (Sasa Filipovski, Anm.d.Red.) freigemacht. Es gibt aber derzeit keinen Grund für mich, die Stadt zu verlassen. Als Trainer oder Spieler muss man eben viel umziehen.

Ist so ein Umzug als Spieler oder als Trainer einfacher?

Wucherer: Im Regelfall wirst du als Spieler nicht so häufig entlassen und man kommt relativ schnell irgendwo unter. Als Trainer ist das deutlich schwieriger. Der Markt ist viel kleiner. Man muss viel geduldiger sein, bis man wieder angreifen darf.

Denis Wucherer wurde im Dezember 2021 bei den S. Oliver Baskets aus Würzburg nach drei Jahren entlassen.
© getty
Denis Wucherer wurde im Dezember 2021 bei den S. Oliver Baskets aus Würzburg nach drei Jahren entlassen.

"Es macht mir am meisten Spaß, Spieler zu entdecken"

Wann wussten Sie, dass Sie gerne Trainer werden wollten?

Wucherer: Ich bin generell immer ein Spieler gewesen, der mitgedacht hat, die Entscheidungen hinterfragt und analysiert hat. Als Spieler war ich also eine Art Möchtegern-Coach. Gleichzeitig habe ich mich auf meine Zeit nach dem Basketball gefreut. Da wollte ich etwas "Normales" arbeiten. Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr und am Wochenende frei.

Bauermann hat Sie aber nach der Karriere als Co-Trainer in die Nationalmannschaft berufen. Sie haben dann die U20 und die A2 Nationalmannschaft gecoacht.

Wucherer: Ja, irgendwie kam es dann anders, als ich mir das vorgestellt hatte. Aber ich hatte Spaß dabei und habe auch schnell gemerkt, dass mir der Job liegt. Ich habe ja auch nichts anderes gelernt und konnte eben nur das eine.

Was macht Ihnen daran besonders Spaß?

Wucherer: Spieler zu entdecken. Sei es aus der ProA, ProB oder frisch vom College. Mich macht es einfach stolz, zu sehen, wenn so ein Spieler eine tolle Karriere hinlegt. Da hatten ich und mein Team eigentlich immer ein gutes Händchen.

Zum Beispiel?

Wucherer: Mir fällt da Braydon Hobbs ein. Den haben wir in Nürnberg gesehen und dann nach Gießen geholt. Von uns ging es dann nach Ulm, Bayern und Oldenburg. Mittlerweile spielt er in der spanischen Liga. Andi Obst ist auch so einer. Den haben wir aus Bamberg geholt und dann ging es nach Spanien. Mittlerweile ist er bei den Bayern ein wichtiger Spieler. Darauf bin ich stolz.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema