NBA

NBA Above the Break: Wie LaMelo Ball & Co. die Hornets zum heißesten Team der Liga machen

Bradley Beal verteidigte Jayson Tatum lange genug, um in Quarantäne zu müssen.
© getty
Cookie-Einstellungen

Die Kavallerie der Hawks

Blenden wir für den Moment mal aus, dass Trae Young und John Collins angeblich unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie die Hawks-Offense aussehen soll und dass Young ein oder zwei Spiele wie einst Kobe boykottiert hat, also einfach die Würfe verweigert hat, um ein Zeichen zu setzen. Die Situation der Hawks ist noch aus anderer Hinsicht interessant.

Fünf prominente Neuzugänge wurden in der Offseason geholt - Nr.6-Pick Onyeka Okongwu, Rajon Rondo, Kris Dunn, Bogdan Bogdanovic und Danilo Gallinari. Derzeit stehen alle fünf auf der Verletztenliste, auch wenn wenigstens Rondo wohl bald wieder zur Verfügung stehen soll. Bisher haben die Hawks aber ohnehin sehr wenig von den ganzen Neuen bekommen.

Auch der gute Saisonstart - die 4-1-Bilanz vor dem zwischenzeitlichen Kollaps - war eher auf die Spieler zurückzuführen, die vorige Saison schon da waren (und Clint Capela, der in der Vorsaison geholt wurde, aber jetzt erst für Atlanta spielt). Neben den Stars wie Young und Collins machte dabei vor allem De'Andre Hunter eine äußert gute Figur.

Hunter war der Nr.4-Pick 2019, er ist also beileibe kein unbeschriebenes Blatt gewesen. Als Rookie tat sich der Forward jedoch sehr schwer mit der Umstellung. Gerade offensiv war er ein zögerlicher Spieler, der trotz seiner Länge Probleme beim Finishen hatte und zumeist überfordert wirkte, wenn er den Ball nicht nur werfen, sondern vorher vielleicht auch noch dribbeln sollte. Atlanta probierte ihn gelegentlich als Pick'n'Roll-Ballhandler aus, das führte jedoch in fast 17 Prozent der Versuche zum Ballverlust (und nur 0,69 Punkten pro Play).

Derzeit sieht Hunter deutlich verbessert aus - in nahezu jeder Hinsicht. Im Pick'n'Roll kommt er nun viel besser zurecht (1,05 PPP), das ist im Hawks-System aber nicht ansatzweise seine primäre Rolle. Atlanta braucht ihn als Schützen (44,1 Prozent bei Catch-and-Shoot-Dreiern), als Cutter und dynamischen Attackierer von Closeouts - Hunter trifft momentan 54,5 Prozent seiner Würfe, wenn er aus dem Drive heraus abschließt. In unmittelbarer Korbnähe sind es fast 70 Prozent! Derzeit erfüllt er also all seine Hauptaufgaben mit Bravour.

hunter-dunk
© nba.com/stats

Hunter galt aufgrund seiner Maße und seiner guten Physis vor allem defensiv als Wunschspieler für die Hawks, die gewisse Spielertypen auf dem Flügel brauchen, um die katastrophale Defense Youngs langfristig zu kompensieren. Offensiv bescheinigte man ihm kein allzu hohes Ceiling, hier wurde eher der ebenfalls 2019 in der Lottery gedraftete Cam Reddish als interessante Option bewertet.

Das mag sich irgendwann auch noch bewahrheiten - momentan ist Hunter offensiv mindestens einen Schritt weiter und schickt sich an, die dritte Konstante bei den verletzungsgeplagten Hawks zu werden. Hunter nimmt und trifft im Hawks-System genau die richtigen Würfe und macht auch mit Ball in der Hand große Fortschritte.

Gut möglich, dass er und auch Kevin Huerter in den kommenden Wochen noch mehr als ballführende Spieler gefragt sein werden - die Neuzugänge sind dazu aktuell nicht in der Lage.

Die Probleme der neuen Knicks

Auf der kompletten Gegenseite des Spektrums bewegen sich die Knicks, die auf ihre Weise ebenfalls zu den positiven Überraschungen des Saisonstarts gehörten. Mittlerweile haben drei Pleiten in Folge den New Yorkern indes einen Dämpfer verpasst und wenn man sich die bisherigen Leistungen und Werte so ansieht, kam das auch nicht wirklich überraschend.

Da ist zum einen die gegnerische Dreierquote: New York erlaubt dem Gegner sehr viele Dreier, zu Beginn trafen die Teams allerdings keine 30 Prozent davon - ein unhaltbarer Wert über eine komplette Saison (der Bestwert vergangene Saison betrug 33,8 Prozent). Über die vergangenen Spiele hat schon eine leichte Regression eingesetzt und folglich wurde auch die Defense prompt "schlechter".

Das alarmierende Thema derzeit betrifft aber die Offensive. Julius Randle und R.J. Barrett haben in den ersten Saisonwochen recht viel Hype erfahren, was im Falle Barretts ein wenig verwunderte: Der Nr.3-Pick von 2019 zeigt zwar teilweise gute Ansätze und soll für Tom Thibodeau wohl eine Art neuer Jimmy Butler werden (zumindest von der Minutenlast her), aber hinsichtlich seiner Effizienz ist Barrett fast exakt derselbe Spieler wie in der vergangenen Saison.

In Zahlen: 36,5 Prozent aus dem Feld, 18 Prozent (!) von der Dreierlinie, 39 Prozent eFG - das sind fürchterliche Werte. Insbesondere der Wurf ist ein großes Problem, zumal seine Dreier nahezu allesamt aus dem Catch-and-Shoot entstehen und damit eigentlich "einfach" sein sollten (Barrett hat in dieser Saison erst einen Pullup-Dreier genommen). Selbst bei Eckendreiern schafft der Kanadier keine 30 Prozent.

barrett-shotchart
© nba.com/stats

Das fehlende Shooting ist dabei nicht nur für Barrett ein Problem - sowohl bei ihm selbst als auch um ihn herum. Barrett würde von etwas freieren Driving Lanes profitieren, genau wie Randle eigentlich mehr Platz um ihn herum bräuchte; die Knicks jedoch nehmen als Team prozentual die zweitwenigsten Dreier und treffen sie mit der siebtschlechtesten Quote.

Zu Beginn konnte das durch viel Bewegung abseits des Balles kaschiert werden und Randle präsentierte dabei so noch nicht von ihm gesehene Passing-Fähigkeiten; fast jede Knicks-Offense wurde durch den Forward initiiert, der von oberhalb der Freiwurflinie operierte und entweder cuttende Guards fand oder selbst den Weg zum Korb suchte.

Randles nackte Zahlen sind immer noch herausragend - aber es wirkte zuletzt dennoch so, als hätten gegnerische Teams die neuen Knicks langsam entschlüsselt. Der Forward wird bereits viel häufiger gedoppelt und der Ring mehr priorisiert, weil schlichtweg offenkundig ist, dass die anderen Knicks ihre dadurch entstehenden Würfe nicht sonderlich gut treffen.

randle-turnover
© nba.com/stats

Randle produziert dabei mittlerweile Turnover auf einem schwindelerregenden Niveau, was aus den genannten Gründen nicht verwundert. Die Knicks haben in der Offseason keinen legitimen Point Guard verpflichtet und die bekannten Shooting-Probleme kaum adressiert - dann ist eine limitierte Offense eben die Folge. Viel mehr als ein Zwischenhoch war der gute Saisonstart daher wohl nicht.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema