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NBA Above the Break: Wie LaMelo Ball & Co. die Hornets zum heißesten Team der Liga machen

Bradley Beal verteidigte Jayson Tatum lange genug, um in Quarantäne zu müssen.
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Avant-Guarde bei den Hornets

Das derzeit heißeste Team der NBA sind, natürlich, die Hornets, die vier Siege am Stück geholt haben, nachdem es zuvor drei Blowouts am Stück setzte. Das spricht einerseits für die Unvorhersehbarkeit dieser Saison und andererseits für das Talent, das sich in Charlotte endlich mal wieder angesammelt hat. Die Siege sahen nicht aus wie Zufallsprodukte, sondern wie verdiente Erfolge eines zusammenwachsenden Teams.

Interessant ist dabei, wie sich die Last bei den Hornets verteilt. Dass Gordon Hayward wie ein All-Star aussehen würde, hatte man sich in der Offseason sicherlich erhofft, als man ihn wie einen solchen bezahlte (22,5 Punkte bei 50-40-90-Quoten sind aller Ehren wert); auch Terry Rozier wurde im Jahr zuvor für viel Geld geholt und rechtfertigt das momentan absolut (19,5 Punkte, 43,5 Prozent Dreier) - die neue Rolle abseits des Balles und primär als Scorer wirkt Wunder für Scary Terry.

Ansonsten sind es aber zu einem relativ großen Anteil die jungen Wilden, die bei den Hornets richtig Spaß machen. LaMelo Ball hat zwar Schatten im Spiel, zuletzt überwog aber zumeist das Licht und das strahlte verdammt hell - der Nr.3-Pick schüttelt regelmäßig Pässe aus dem Ärmel, die außer ihm vielleicht zehn weitere NBA-Spieler überhaupt versuchen würden.

Ein Beispiel.

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© nba.com/stats

Auch als Scorer zeigt er bisweilen Potenzial, obwohl die Quoten noch nicht gut sind - sein Spielwitz ist offenkundig, dazu ist sein Ballhandling so reif, dass er nahezu immer einen Konter-Move im Repertoire zu haben scheint. Teilweise sind seine Moves etwas unnötig flashy, teilweise dienen sie aber auch einfach dem Raumgewinn oder dazu, einen einfachen Abschluss zu finden, so wie hier.

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© nba.com/stats

Generell ist Ball den Erwartungen zu diesem Zeitpunkt einen großen Schritt voraus und während der Siegesserie war das Offensiv-Rating der Hornets um stolze 13 Punkte besser, wenn er mit auf dem Court stand. Ball leistet sich dabei erstaunlich wenig Ballverluste (2 pro Partie). Auch sein Rebounding ist ein unerwarteter Pluspunkt, der derzeit klar für Ball spricht - und gegen den Spieler, der derzeit noch vor ihm in der Hackordnung steht.

Devonte' Graham gehörte vergangene Saison zu den meistverbesserten Spielern und Shooting Stars der Liga, momentan ist er von dieser Form jedoch weit entfernt. Schlimmer noch als die (Tendenz steigend) knapp 30 Prozent von der Dreierlinie wiegt die Tatsache, dass er im Zweipunktbereich noch schlechter ist - innerhalb der Linie (28 Prozent!) ist kaum ein NBA-Spieler harmloser als Graham.

Das muss zwingend wieder besser werden, auch wenn sein Playmaking (6,5 Assists bei nur 1,1 Turnovers) ihn zumindest ein wenig entlastet. Langfristig könnte dem 25-Jährigen dennoch die Rolle als Sixth Man winken, wenn James Borrego sich dazu entscheidet, Ball noch ein wenig mehr von der Leine zu lassen. Der Offense der Starting Five dürfte das momentan gut tun.

Die Zahlen der Hornets-Guards im Vergleich

SpielerMinutenPunkteeFG%AssistsTurnoverOffensiv-Rating
Rozier32,119,558,82,82105,5
Graham32,511,638,46,51,1104,6
Ball25,312,448,86,02108,9

Eine große Rolle kann und wird Graham dann jedoch weiterhin spielen. Vor der Saison wurde noch daran gezweifelt, ob Ball, Graham und Rozier sich nicht ein Stück weit gegenseitig aufheben würden, dieser Eindruck entstand bisher aber nicht, da ihre Skillsets doch unterschiedlich genug sind. 33 Minuten ließ Borrego die drei immerhin schon gemeinsam auf den Court, das Net-Rating in dieser Zeit betrug erfreuliche +12,8.

Borrego scheut sich dabei ohnehin nicht, mit unkonventionellen Lineups herumzuspielen. In Abwesenheit des verletzten Cody Zeller etwa ist Offensiv-Allergiker Bismack Biyombo der einzige echte Center, sein Backup ist daher momentan der nur 2,01 m große Power Forward P.J. Washington, der sich offensiv vor allem durch seinen guten Wurf auszeichnet.

Mit Hayward auf dem Flügel kann Charlotte so Lineups aufbieten, die enorm viel Shooting und Playmaking mitbringen - drei Guards plus Hayward und Washington brachte bisher ein Net-Rating von +12,9 in 20 Minuten, ersetzt man Ball durch den ebenfalls starken Miles Bridges, steigt dieser Wert sogar auf +35,8 in 25 Minuten.

Abgesehen von Hayward und gelegentlich Rozier haben diese Lineups eigentlich sehr wenig klassische Penetration und keinen Rim-Runner, aber genug Bewegung und Verstand, um sich durch Cuts im richtigen Moment doch gute Abschlüsse zu erspielen. Das hier ist einfach schöner, simpler Offensiv-Basketball, der nur mit gutem Spacing möglich ist.

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© nba.com/stats

Die Hornets sind noch lange kein Top-Team und der derzeitige Höhenflug wird natürlich nicht ewig andauern. Das letzte Mal, dass Leute regelmäßig den League Pass anwarfen und sich freiwillig für Charlotte entschieden, liegt aber schon lange in der Vergangenheit - und derzeit wird das belohnt. Dank Ball, aber auch dank einer ansonsten durchaus interessanten Mannschaft.

Eins noch: Die Martin-Zwillinge brauchen zwingend eine Calling Card! Das gehört bei Zwillingspaaren in der selben Mannschaft einfach dazu, siehe die Lopez-Twins (Disney World und Wrestling) oder die Morris-Brüder (Wahnsinn und ein gemeinsamer Vertrag). Irgendwas lässt sich bei Cody und Caleb sicherlich auch finden.

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