"Fußball wird die NFL angreifen"

Dan Hunt sieht die USA als kommenden Fußball-Weltmeister
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SPOX: Ihrer Familie gehören die Kansas City Chiefs. Wann sehen wir Sie denn mit der Championship?

Hunt: Wir haben auf jeden Fall die richtigen Puzzleteile, um den Super Bowl anzugreifen. Wir haben mit Andy Reid vor allem den richtigen Coach dafür. Andy ist unglaublich. Während der Saison arbeitet er meistens den ganzen Tag, schläft dann ein paar Stunden auf der Couch im Büro und dann geht es am Morgen schon wieder weiter. Das ist das Leben eines Coaches in der NFL. Er ist auch so ein überragender Taktiker. Für mich ist es immer das Schönste, wenn er uns im Meeting vor dem Spiel aufzeigt, mit welchem Game Plan er unseren Gegner heute schlagen will. Wir haben den richtigen Coach, wir haben mit Jamaal Charles einen Superstar-Running-Back, wir haben mit Alex Smith einen sehr guten Quarterback und mit Justin Houston den Sack-Leader aus der letzten Saison - ich bin wirklich heiß auf die neue Saison und kann es kaum erwarten, bis wir endlich den Super Bowl gewinnen. Wir haben im Arrowhead Stadium sogar ein eigenes Apartment, in dem wir wohnen können. Sonntagmorgens im Stadion aufwachen, dann aufs Feld gehen und sein eigenes kleines Spiel machen, bevor ein paar Stunden später die Profis da spielen - das war für mich als kleiner Junge immer ein Traum.

SPOX: Die AFC Championship Trophy trägt den Namen Ihres Vaters, aber es war für ihn ein langer und steiniger Weg im Football-Business. Erst die Gründung der AFL als Konkurrenzliga, später dann die Fusion mit der NFL.

Hunt: Was wir vor allem bedenken müssen: Mein Vater war zu dem Zeitpunkt, als das alles begann, 26 Jahre alt. In diesem Alter die mentale Stärke, die Kraft und den Mut zu haben, um das durchzuziehen und sich im Endeffekt mit den viel älteren Gentlemen anzulegen - das war schon bewundernswert. Er war unglaublich beharrlich und hat an den Erfolg geglaubt. Auch wenn es nicht einfach ist, wenn du eine eigene Liga gründest und du schwierige Zeiten überstehen musst, gerade am Anfang. Er hat gegen die NFL gekämpft und einige Herren ließen nichts unversucht und kämpften mit allen Mitteln, um ihn fertig zu machen. Es war wirklich krass, was da vorgefallen ist. Die NFL bot jedem Business-Partner meines Vaters eine Franchise an, wenn sie ihn verlassen. Aber bis auf Minnesota standen alle zu ihm. Der Rest ist Geschichte.

SPOX: Ihr Vater hat sogar den Namen Super Bowl erfunden. Wie kam das eigentlich zustande?

Hunt: Ich habe mir die Geschichte von meinem Vater nochmal erzählen lassen, bevor er gestorben ist. Es war vor einem AFL Championship Game, als meine Mutter ein paar Super Balls kaufte. Es waren hüpfende Gummibälle, die in den 1960ern zu den beliebtesten Kinderspielzeugen gehörten. Einige Jahre später nach dem AFL-NFL-Zusammenschluss gab es 1966 ein Meeting, bei dem diskutiert wurde, wie denn nun das Championship Game heißen sollte. Final Game? Championship Game? Irgendwann rief mein Dad, inspiriert von dem Super Ball: Super Bowl! Wir nennen es Super Bowl! Es schoss einfach so aus ihm heraus. Er war es dann auch, der die römischen Zahlen vorschlug. Der Commissioner war damals gegen den Namen und gegen die Nummern. Jetzt ist es einer der berühmtesten Namen in der Sportwelt. Ich wünschte, uns würden die Rechte an der Marke gehören. (lacht)

SPOX: Jetzt haben wir über Fußball und Football gesprochen, Basketball hat aber auch eine große Rolle gespielt in Ihrer Familie. Ihr Vater kaufte Anteile an den Chicago Bulls, dabei wollte er erst gar nicht so wirklich. Erzählen Sie.

Hunt: Die Bulls waren im Prinzip die Schuld meiner Mom. Sie war selbst eine ziemlich gute Basketballspielerin und generell hätte mein Vater nie diesen Erfolg haben können, wenn er nicht diese Frau an seiner Seite gehabt hätte, die ihn immer unterstützte. Es war 1966, als ein Mann zu meinem Vater kam und ihm erzählte, dass er in Chicago ein professionelles Team gründen will. Mein Vater hatte kein Interesse daran, aber meine Mutter drängte ihn schließlich dazu, es doch zu machen. So wie Frauen das eben mit einem machen. Also kaufte er 11,625 Prozent an den Bulls. Für 67.000 Dollar.

SPOX: 67.000 Dollar? Kein schlechtes Geschäft...

Hunt: So können sich die Zeiten ändern. Vor einiger Zeit habe ich gelesen, dass die Franchise jetzt bei Forbes auf 2 Milliarden Dollar geschätzt wird. Über die Jahre sprang dann ein Investor nach dem anderen ab. Als die Bulls 1984 Michael Jordan drafteten, war von den ursprünglichen Eigentümern nur noch mein Dad übrig. Das ist typisch für ihn. Er war nie jemand, der früh aufgegeben hat. Er ist immer dran geblieben und hat die schweren Zeiten überstanden, weil er an die Projekte glaubte. Das ist im Allgemeinen ein Credo unserer Familie.

SPOX: Haben Sie ein Beispiel für einen schwierigen Moment?

Hunt: Als ich 2001 anfing, für die Familie zu arbeiten, war mein erstes Telefonat überhaupt ein ganz verheerendes. Im Endeffekt wurde mir mitgeteilt, dass die MLS zu Ende geht. Mein Bruder sagte mir: Glückwunsch, du bist an einem Tag eingestellt und schon wieder gefeuert worden. Es sah nicht gut aus, aber auch da kämpfte mein Vater und schaffte zusammen mit anderen Gründungsvätern der Liga wie Robert Kraft (Eigentümer der New England Patriots und New England Revolution, Anm. d Red.) die Wende. Wenn wir nochmal zu den Bulls zurückgehen: Nachdem Jordan aufhörte, hatten die Bulls die mieseste Sechs-Jahre-Periode in der Geschichte der NBA. Aber wer führte in diesen sechs Jahren die Liga in puncto tatsächlich verkaufter Tickets an? Die Bulls. Das ist für mich eine der unglaublichsten Statistiken und zeigt, was du erreichen kannst, wenn du beharrlich an einer Sache arbeitest.

SPOX: Fußball, Football und Basketball war aber immer noch nicht genug: Auch im Tennis verdiente sich Ihr Vater einen großen Namen, indem er den World Championship Tennis Circuit kreierte.

Hunt: John McEnroe hat in seiner Biographie geschrieben, dass es ohne meinen Vater und seine Unternehmerschaft die sogenannte "Modern Era", wie wir sie heute im Tennis kennen, nicht gegeben hätte. Die Zeit war damals noch nicht reif dafür und mein Vater konzentrierte sich dann auf Football, Fußball und Basketball, aber es war sein Input, der die Professionalisierung im Tennis einleitete. Er hat auch in der Tennis Hall of Fame in Rhode Island seinen Platz bekommen und für uns Kinder war es auch im Tennis natürlich großartig, die Stars wie Boris Becker, Ivan Lendl, Martina Navratilova oder Chrissy Evert zu treffen. Mein Vater hat Tennis geliebt, so wie er alle Spiele liebte. Es ist ganz witzig, weil er das von seinem Vater nicht in dem Maße mitbekommen hat. Nach Super Bowl IV schrieb mein Großvater ein Glückwunsch-Telegramm, darin stand sinngemäß: Glückwunsch zum Sieg in deinem Football-Spiel. Es war irgendwie seltsam, es zu lesen. Es drückte einen Enthusiasmus für den Erfolg seines Sohnes aus, aber auch irgendwie das total mangelnde Interesse am Sport selbst. Dafür war mein Großvater ein berühmter Gambler und Kartenspieler. (lacht)

Seite 1: Hunt über Pele-Anekdoten, die Stärke der MLS und heiße US-Talente

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Seite 3: Hunt über die Erfindung des Namens Super Bowl und das Schnäppchen Bulls

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