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NBA German Watch: So schlagen sich die deutschen Nationalspieler Dennis Schröder, Franz Wagner und Co.

Von Robert Arndt
Franz Wagner spielt eine starke Sophomore-Saison für die Orlando Magic
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Sechs Deutsche spielen in dieser Saison in der NBA. Nach gut einem Monat wollen wir schauen, wie sich Franz Wagner, Dennis Schröder oder Maxi Kleber bisher so schlagen. Der Fokus unserer ersten German Watch liegt aber auf Isaiah Hartenstein von den New York Knicks.

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Isaiah Hartenstein profitierte von der Verletzung von Mitchell Robinson und durfte zuletzt starten.
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ISAIAH HARTENSTEIN (New York Knicks)

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Die Clippers konnten und wollten Hartenstein im Sommer nicht halten, New York machte ein echtes Schnäppchen und schlug für 16 Millionen Dollar für zwei Jahre zu. Das Problem dabei: Mit Mitchell Robinson (4 Jahre, 60 Mio.) wurde ein weiterer Center langfristig gebunden, was für etwas Verwunderung sorgte.

Robinson blieb zu Saisonbeginn Starter, doch nicht selten war es Hartenstein, der am Ende des Spiels auf dem Feld stand und dabei überzeugte. So spielte der Deutsche bei der OT-Niederlage zum Auftakt in Memphis satte 40 Minuten und hatte dabei viele gute Momente.

Hartenstein als Starter schien ebenfalls Sinn zu ergeben. Im Gegensatz zu Robinson kann der 24-Jährige auch mal einen Dreier werfen und damit Räume schaffen. Mit Jalen Brunson, R.J. Barrett und Julius Randle stehen schließlich drei Spieler in der Starting Five, die lieber innerhalb des Perimeters agieren und bevorzugt in der Zone abschließen. So gab es bereits in der Preseason Gerüchte, dass Hartenstein früher oder später der Starter werden könnte.

Nach nur elf Spielen war es auch soweit, allerdings nur weil sich Konkurrent Robinson eine Fraktur an der rechten Hand zuzog. Nun ist Robinson wieder da und startet wieder. So wirklich Eigenwerbung konnte Hartenstein als Starter auch nicht machen. Der Wurf ist nur ein Aspekt in seinem Spiel, jedoch wird er mit den Startern seiner größten Stärke in der Offense beraubt. Hier ein Beispiel aus der Preseason, wie es gehen kann.

Isaiah Hartenstein wird seiner größten Stärke beraubt

Hartenstein war im Vorjahr nicht nur einer der besten Backup-Center der Liga, weil er den Ring so gut wie kaum ein Anderer beschützte, sondern eben auch, weil er der verkappte Spielmacher der Clippers war, der durch Handoffs und Steckpässe seine Mitspieler einsetzte. In New York ist er dagegen ein reiner Pick'n'Roll-Center, der zudem noch am offensiven Brett arbeiten soll.

Auch die Zahlen zeigen das. Für die Clippers hatte Hartenstein 4,3 "Elbow Touches" pro Partie, bei den Knicks sind es trotz gestiegener Spielzeit nur 2. Auch Hartensteins Verlobte merkte dies in einem TikTok-Video an und sie hat damit recht. Nur: Coach Tom Thibodeau hat ein Faible für Bigs, die klassische Roll Men sind und hinten den Korb beschützen (Ausnahme: Joakim Noah in der Saison 2013/14). Hartenstein kann aber mehr, darf es nur weiter nicht zeigen.

Hartenstein selbst lässt nur knapp 40 Prozent am Ring zu, das ist eine bärenstarke Quote, dennoch hat der Deutsche mit der Starting Five ein Defensiv-Rating von 126,1. Woran das liegt? Laut Cleaning the Glass sind fast die Hälfte aller Versuche der Gegner Dreier, wovon unfassbare 45 Prozent in den Korb segeln. Das wird sich im Laufe der Saison normalisieren, ein echtes Erfolgsrezept ist dies aber nicht.

Womöglich ist Hartenstein dennoch weiterhin besser mit den Reservisten aufgehoben, da Thibodeau vermutlich wenig an seiner Herangehensweise ändern wird. Hier hielt er zu Saisonbeginn den Ball häufiger in den Händen, auch defensiv lief es besser (hier drehte sich das Wurfglück in die andere Richtung).

Maxi Kleber ist der beste Verteidiger auf den großen Positionen bei den Dallas Mavericks
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MAXI KLEBER (Dallas Mavericks)

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Waren die Playoffs nur ein Ausreißer? In der Vorsaison traf Kleber in der Regular Season gerade einmal 32,5 Prozent Dreier, in den Playoffs waren es auf einmal 43,6. In dieser Spielzeit geht dagegen noch weniger. Dieses Problem hat Kleber nicht exklusiv in Dallas, dennoch ist auch er daran beteiligt, dass Dallas zu abhängig von Luka Doncic ist.

Letztlich ist Klebers Shooting eher als Bonus zu betrachten. Seine Aufgabe bleibt es, die Defense zu verankern. Bisher gelingt dies, vor allem wenn Kleber mit Christian Wood zusammen auf dem Feld steht. Dallas hat mit den beiden laut Cleaning the Glass ein Net-Rating von +12,5 und hat in diesen Minuten eine bessere Verteidigung als Spitzenreiter Milwaukee.

Das ist stark, auch wenn es teilweise nicht so dominant aussieht. Man merkt Kleber inzwischen seine 30 Jahre an, der Würzburger ist nicht mehr so explosiv wie in früheren Jahren. Dennoch bleibt sein Positionsspiel elitär und er kann punktuell auch Guards am Perimeter vor sich halten. Die Frage bleibt, ob der Körper mitmacht. Derzeit pausiert Kleber wegen einer Rückenverletzung, auch wenn es sich wohl eher um eine kleinere Verletzung handelt. Coach Jason Kidd zeigte sich optimistisch, dass Kleber beim anstehenden Roadtrip mit dabei sein könne.

Dennis Schröder spielte bereits in der Saison 2020/21 für die Los Angeles Lakers.
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DENNIS SCHRÖDER (Los Angeles Lakers)

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Für ein Urteil ist es definitiv noch zu früh, aber immerhin steht Dennis Schröder wieder für die Lakers auf dem Court. New York und Detroit waren zwei dankbare Gegner zum Start, jetzt heißt es, Rhythmus finden. Das merkte auch Coach Darvin Ham nach dem Debüt des DBB-Kapitäns an: "Er braucht jetzt Spiele, Wiederholungen und dann werden wir sehen, wie wir ihn weiter einbauen."

In Stein gemeißelt sind in der Lakers-Rotation ohnehin nur LeBron James und Anthony Davis. Russell Westbrook dürfte weiterhin von der Bank kommen, während zuletzt Patrick Beverley und Austin Reaves den Backcourt bildeten. Kendrick Nunn wurde auch etwas stabiler, trotzdem sollte Schröder weiter konstant Minuten sehen. Denn: Während der 13 Spiele Pause konnte keiner der Konkurrenten restlos überzeugen.

Daniel Theis wurde im Sommer zu den Indiana Pacers getradet.
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DANIEL THEIS (Indiana Pacers)

Vor der Saison galt Theis als Trade-Kandidat, die Pacers haben eigentlich keine Verwendung für den 30-Jährigen. Myles Turner ist - solange er nicht getradet wird - gesetzt, dahinter scharen in Jalen Smith und Isaiah Jackson zwei talentierte Youngster mit den Hufen. Beide könnten eine Rolle im Neuaufbau der Pacers spielen, Theis eher nicht. Dass der Nationalspieler überhaupt in Indiana landete, war dem Umstand geschuldet, dass die Gehälter im Trade für Malcolm Brogdon passen mussten.

Dass Theis nun aber noch keine einzige Minute gespielt hat, hat andere Gründe. Der DBB-Center biss sich angeschlagen durch die EuroBasket, nun zahlt er dafür den Preis. Nach wochenlangen Kniebeschwerden legte sich Theis vor knapp zwei Wochen unters Messer und wird für unbestimmte Zeit ausfallen.

"Wir haben das mit allen Parteien genau abgesprochen", sagte Pacers-Coach Rick Carlisle zur Operation. "Jeder war der Meinung, dass dies für ihn der richtige Weg ist." Vor dem Training Camp hatte Theis noch angekündigt, dass er den jungen Spielern helfen wolle, nun werden die Pacers den Deutschen wieder vorsichtig heranführen müssen, wenn das Knie wie geplant heilt.

Franz Wagner spielt eine starke Sophomore-Saison für die Orlando Magic
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FRANZ WAGNER (Orlando Magic)

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Auch wenn die Bilanz der Magic nicht gut ist, kann kaum einer seine Freiheiten so gut nutzen wie Wagner, der immer besser mit der Rolle als Spielmacher zurecht kommt. Inzwischen läuft der Berliner fast acht Pick'n'Rolls pro Spiel und generiert daraus 1,05 Punkte pro Play. Nur 15 Spieler laufen dieses Play häufiger, nur drei sind effizienter: Luka Doncic (1,07 PPP), DeMar DeRozan (1,17) und Donovan Mitchell (1,14).

Das sind Namen, vor denen man sich nicht verstecken muss. Noch schließt Wagner zumeist selbst ab, darunter teils zu ambitionierte Versuche, trotzdem ist mehr als deutlich, dass der Deutsche die beste Spielmacher-Option bei Orlando ist, solange so viele Guards ausfallen. Hierbei hilft vor allem, dass Cole Anthony derzeit fehlt, der den Ball im Vorjahr doch sehr arg dominierte und dabei wenig effizient war. Stattdessen war es nun der Berliner, der zweimal in Folge für den Award des Eastern Conference Player of the Week nominiert wurde.

Wagner geht häufiger zum Korb und schließt hochprozentiger ab (67 Prozent direkt am Ring). Dazu versteht es der 21-Jährige immer besser, für sich selbst Raum zu schaffen und Sprungwürfe zu kreieren. Und überhaupt: Nach einem eiskalten Saisonstart trifft Wagner im November bislang knapp 42 Prozent aus dem Dreierland. All das sind Indikatoren, dass der Nationalspieler in Zukunft bei einem potenziellen Playoff-Team eine gewichtige Rolle einnehmen kann.

Moritz Wagner kam für Orlando bisher nur in der Preseason zum Einsatz.
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MORITZ WAGNER (Orlando Magic)

Bruder Moritz wartet dagegen noch auf seine ersten NBA-Minuten in dieser Saison. Nachdem der 25-Jährige bereits die EuroBasket verpasste, verletzte sich der Big Man in der Preseason für Orlando erneut. Immerhin: Wagner macht Fortschritte und hat in der vergangenen Woche wieder etwas mit dem Ball trainiert.

Die Konkurrenz auf den großen Positionen ist jedoch groß. Paolo Banchero und Wendell Carter Jr. sind im Frontcourt gesetzt, dazu kämpfen auch Bol Bol sowie Mo Bamba um Minuten. Bol spielt zwar im Moment die Drei, dürfte aber auch wieder in den Frontcourt rutschen, wenn sich die Guard-Situation in Orlando entspannt hat.

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