CAS-Urteil: Fehlende Beweise retten Manchester City - Fragezeichen wegen Richter-Auswahl

Von SPOX/SID
Pep Guardiola, Manchester City, Champions League
© imago images / PA Images

Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Aufhebung der Europacup-Sperre für Manchester City auf 93 Seiten detailliert begründet. Der Ärger war riesig, die Empörung groß - und auch die ausführliche Begründung des "Europacup-Freispruchs" für die Citzens dürfte die Kritiker nicht milde stimmen.

Cookie-Einstellungen

Das Urteil fiel mit 2:1 Richterstimmen zu Gunsten der Citizens aus. Zwei der drei Sportjuristen, die im Namen des CAS entschieden, schlug jedoch Manchester City selbst vor. Auf den 93 Seiten, in denen der Internationale Sportgerichtshof CAS seine Entscheidung begründet, liest man unter anderem, dass der Kläger (Manchester City) den Juristen Rui Botica Santos (Portugal) für den vorliegenden Fall als Vorsitzender des Panels vorschlug. Diesem Vorschlag wurde zugestimmt.

Einen weiteren Richter durfte ManCity als eine Partei in dem Fall ohnehin schon auswählen: Andrew de Lotbiniere McDougall aus Paris. Zwei Richter also wurden vom englischen Top-Klub "ausgesucht", das Urteil fiel mit 2:1 Stimmen für City aus - ein Urteilsspruch mit fadem Beigeschmack. Zudem soll McDougall zwischen 2016 und 2018 laut Guardian für City-Eigner Scheich Mansour in Abu Dhabi gearbeitet haben. McDougall bestreitet diesen Zusammenhang.

In den Mittelpunkt rückt zudem immer mehr die UEFA. Zum einen erfolgte kein Einspruch der UEFA-Juristen gegen den Vorschlag von ManCity, Santos zum Vorsitzenden des Panels zu ernennen. Zum anderen blieb die UEFA stichhaltige Beweise für Verstöße gegen ihr zunehmend beschädigtes Financial Fairplay (FFP) schuldig.

Manchester City habe die UEFA-Untersuchung wegen angeblicher FFP-Verstöße zwar "eklatant" missachtet. Die UEFA habe allerdings nicht nachweisen können, dass City Gelder der Klubbesitzer als Sponsoreneinnahmen getarnt habe.

Am 13. Juli hatte der CAS die durch die UEFA verhängte zweijährige Europapokalsperre gegen die Skyblues aufgehoben. Auch wurde die ursprüngliche Geldbuße von 30 auf 10 Millionen Euro reduziert. Auch diese Summe kennzeichne "einen schweren Verstoß" des Klubs, der mangelnde Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der UEFA-Untersuchungskommission gezeigt habe, begründete der CAS.

Neun Premier-League-Klubs reichten bei UEFA Antrag auf City-Ausschluss ein

Bei der Anklage wegen angeblicher Verschleierung von Eigenkapitalfinanzierung sei hingegen kein schwerwiegenderer Verstoß festzustellen gewesen, und "auf der Grundlage der Beweise kann das Gremium nicht zu der Schlussfolgerung kommen, dass eine verschleierte Finanzierung an City gezahlt wurde", heißt es in der CAS-Erklärung. Dem Klub wurde vorgeworfen, den Wert der Einnahmen der emiratischen Sponsoren Etisalat und Etihad Airways absichtlich überhöht zu haben, um die FFP-Bestimmungen zu erfüllen.

Der CAS hielt auch fest, dass der Fall durch das Drängen der UEFA, die Berufung vor Beginn der Champions-League-Saison 2020/21 abzuschließen, beeinflusst wurde. Das Gericht habe deswegen auf die Forderung nach mehr Beweismitteln verzichtet. Neun Premier-League-Klubs (Arsenal, Burnley, Chelsea, Leicester, Liverpool, Manchester United, Newcastle, Tottenham und Wolverhampton) reichten bei der UEFA einen Antrag ein, City nicht am Europapokal teilnehmen zu lassen, wenn vor Beginn der Saison 2020/21 kein Urteil gefällt worden sei.

Bereits zuletzt hatte Karl-Heinz Rummenigge dem UEFA-Ausschuss vorgeworfen, im Verfahren gegen City "keine gute Arbeit" geleistet zu haben. "Es war nicht gut vorbereitet, was ich aus verschiedenen Quellen gehört habe", ergänzte der Vorstandschef vom deutschen Rekordmeister Bayern München.

Manchester-City-Urteil: Rummenigge fordert ein verändertes FFP

Der Klubboss fordert ein verändertes FFP, das nach dem CAS-Urteil im Kampf für finanzielle Gesundheit nur noch wie ein stumpfes Schwert wirkt. "Wir müssen andere Werkzeuge finden, und ich bin mir sicher, dass das möglich ist", sagte Rummenigge. Das Financial Fairplay müsse in Zukunft "viel mehr in den Mittelpunkt rücken" und "modifiziert" werden, weil sich das Verhalten in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verändert habe.

Die UEFA hatte ihre Untersuchung gegen City eingeleitet, nachdem das Nachrichtenmagazin Der Spiegel eine Reihe von E-Mails veröffentlicht hatte, die sich auf die Finanzen der Citizens im Jahr 2018 bezogen. Der CAS wies darauf hin, dass Zeugenaussagen von leitenden Angestellten des Klubs sowie ein Brief von Klubboss Scheich Mansour - die alle dem CAS, nicht aber der UEFA während des ersten Prozesses zur Verfügung gestellt wurden - das ursprüngliche Urteil des Kontinentalverbandes zugunsten des Vereins hätten beeinflussen können.

"Die angefochtene Entscheidung ist daher nicht per se falsch, sondern, zumindest bis zu einem gewissen Grad, eine Folge der Entscheidung von Manchester City, die relevantesten Beweise, die dem Verein zur Verfügung stehen, erst im vorliegenden Berufungsverfahren vor dem CAS vorzulegen", urteilte das Gericht.

Artikel und Videos zum Thema