Frankreich: Schwere Vorwürfe gegen Präsident Noël Le Graët

Von Tim Ursinus
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Schwere Vorwürfe gegen Noël Le Graët: Die Spielerberaterin Sonia Souid bezichtigt den Präsidenten des französischen Fußballverbandes der sexuellen Nötigung. Der FFF-Boss hatte schon zuletzt nach seinen Aussagen über Zinédine Zidane harte Kritik einstecken müssen.

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"Im September 2014 rief er (Le Graët; Anm. d. Red.) mich an und sagte mir, dass ich brillant sei, dass ich es geschafft habe, außergewöhnliche Dinge zu tun, und dass er mich Brigitte Henriques, der obersten Frauenfußball-Funktionärin des FFF, vorstellen möchte. Sie wolle mich in seiner Wohnung in Paris treffen", erzählte die einflussreiche Beraterin im Interview mit der L'Equipe.

Le Graët habe ihr gesagt, dass er das "regelmäßig" so handhaben würde: "Es sei bequemer für ihn, vertraulicher - und deshalb akzeptierte ich. Ich war 28 Jahre alt, eine junge Agentin und er der FFF-Boss. Er hätte Respekt haben müssen. Aber er hat mich nie als Agentin betrachtet, sondern als eine Süßigkeit. Um es vulgär auszudrücken, er sah mich an wie zwei Brüste und einen Arsch."

Dann ging Souid ins Detail. "Als ich ankam, sah ich schon zwei volle Sektgläser. Ich wartete erstmal auf Brigitte Henriques, aber sie kam nicht - und er fügte nur hinzu: 'Wissen Sie, wir brauchen sie nicht. Wenn wir beide nah genug beieinander sind, kann ich deine Ideen wahr werden lassen' - Ich habe die Gläser nicht einmal angefasst, ich hatte Angst, dass da etwas drin sein könnte. Man hört so viele Geschichten", sagte sie.

Noël Le Graët: Vorwürfe werden angeblich vertuscht

Der angebliche sexuelle Missbrauch werde laut Souid von der FFF vertuscht. Allerdings kann sie die Vorwürfe gegen Le Graët mit zahlreichen, belastenden Text-Nachrichten belegen.

"Er schrieb mir: 'Ich vermisse dich' - und wollte mich zu Spielen einladen. Ausreden, um mich zu sehen. Als ich mal bei ihm zu Hause war, machte er mir klar, dass er möchte, dass ich in seinem Bett lande", erzählte sie.

Das besagte Treffen erläuterte Souid beim französischen Fernsehsender BFMTV unter Tränen nochmal genauer: "Es war ein gewaltiger Schlag ins Gesicht, dass mich mein Verbandspräsident - obwohl ich mich kompetent und legitimiert fühle und es geschafft habe, im Fußball etwas erreicht zu haben - als zwei Titten und einen Arsch sieht. Ich bin von meinem Präsidenten sehr enttäuscht. Für mich sollte er ein Vorbild sein und das war er nicht."

Und weiter: "Er sieht sich als Verführer und unwiderstehlich. Ein sehr selbstbewusster Mensch, der glaubt, dass alles erlaubt ist. Wenn man ihn sprechen hört, erweckt er den Eindruck, dass er der König ist und dass die französische Föderation (FFF) sein Reich ist. Aber wo bleiben wir?" Zudem verwies Souid auf mehrere Sprachnachrichten von Le Graët, die ihre Vorwürfe untermauern.

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Noël Le Graët: Untersuchungen eingeleitet

Gegen Le Graët wurden bereits Untersuchungen eingeleitet, da es schon im September Enthüllungen des französischen Magazins So Foot gegeben hatte, die den FFF-Präsidenten schwer belasten.

Le Graët hat damals alles abgestritten, zu den jüngsten Vorwürfen hat er sich noch nicht geäußert, soll aber am Dienstag dazu befragt werden. Das berichtete Ouest-France. Souid bekam aber bereits Unterstützung von der französischen Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra, die ihrem Mut Anerkennung zollte. Außerdem kündigte sie eine Prüfung an, die ihr "würdig" sein wird.

Le Graët hatte sich bereits am Montag öffentlich entschuldigen müssen, nachdem er mit seinen unglücklichen Aussagen über Zidane für großen Wirbel gesorgt hatte. Zudem hagelte es harsche Kritik von Kylian Mbappé, Franck Ribéry und Real Madrid.