Christian Eriksen feiert emotionales Comeback: "Das Märchen geht weiter"

Von Maximilian Lotz
Christian Eriksen krönte sein Comeback für Dänemark mit einem Tor.
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287 Tage nach seinem Herzstillstand bei der EM krönt Christian Eriksen sein Comeback für Dänemark mit einem Traumtor. Schon am Dienstag dürfte es weitere Gänsehaut-Momente geben.

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Bondscoach Louis van Gaal stand an der Seitenlinie und applaudierte. Auch die Zuschauer in der Johan-Cruyff-Arena in Amsterdam erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten Beifall - in erster Linie die dänischen, aber auch die niederländischen Fans.

Allein die Einwechslung von Christian Eriksen zur Halbzeit des Länderspiels Niederlande gegen Dänemark sorgte für Gänsehaut.

"Das ganze Stadion gab ihm das Gefühl, zuhause zu sein", sagte Dänemarks Coach Kasper Hjulmand hinterher. "Und als er das Tor schoss, jubelten alle. Es war ein großartiger Moment, den ich miterleben durfte. Es war etwas ganz Besonderes, ihn auf diese Weise wieder auf dem Spielfeld zu sehen. Es war rührend."

Für Ajax Amsterdam feierte Eriksen vor zwölf Jahren sein Profidebüt, am Samstag gab er im Stadion des niederländischen Rekordmeisters sein Comeback für die dänische Nationalmannschaft - 287 Tage nachdem die ganze Fußballwelt um sein Leben bangte.

Christian Eriksen erlitt im Spiel gegen Finnland einen Herzstillstand.
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Christian Eriksen erlitt im Spiel gegen Finnland einen Herzstillstand.

Eriksen erleidet Herzstillstand bei der EM

Im EM-Vorrundenspiel gegen Finnland brach er am 21. Juni 2021 plötzlich auf dem Feld zusammen und musste wiederbelebt werden. Eriksen wurde in der Folge ein Defibrillator eingesetzt, weswegen er seine Karriere bei seinem bisherigen Klub Inter Mailand aufgrund der Regularien in der Serie A nicht fortsetzen konnte. Seit Februar spielt Eriksen für den FC Brentford in der Premier League. Nun folgte sein erstes Länderspiel seit seinem Zusammenbruch - und Eriksen benötigte keine 120 Sekunden, um wieder voll da zu sein.

Mit einem Traumtor in den linken Winkel erzielte der Mittelfeldstratege sein 36. Länderspieltor zum zwischenzeitlichen 2:3, später traf er noch den Pfosten. Die 2:4-Niederlage geriet anschließend zur Nebensache - auch wenn sie Eriksen ein bisschen schmerzte.

"Ich bin immer noch derselbe Fußballer und ich will immer noch unbedingt gewinnen", sagte er bei Kanal 5. Dennoch überwog auch bei ihm die Freude über seine Rückkehr: "Es war großartig. Ich bin froh, dass ich hier stehen kann und dass alles gut gelaufen ist."

Kasper Hjulmand freute sich über das Comeback von Christian Eriksen.
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Kasper Hjulmand freute sich über das Comeback von Christian Eriksen.

Dänemark-Coach Hjulmand zu Eriksen: "Genieße es!"

Coach Hjulmand hatte eigentlich nicht vor, Eriksen schon zur Pause bringen. Doch nach dem Zwei-Tore-Rückstand nach dem ersten Durchgang änderte er seine Pläne. "Bevor er eingewechselt wurde, haben wir uns in die Augen geschaut und ich habe ihm gesagt, dass ich ihn willkommen heiße", sagte Hjulmand, der seinem Rückkehrer noch eine klare Anweisung mit auf den Weg schickte: "Genieße es!"

Und das tat der Mittelfeldstar. Nicht nur wegen seines Treffers war Eriksen ein belebendes Element im Spiel der Dänen. Mit sicherem Passspiel und seiner gekonnten Ballbehandlung führte er gleich wieder Regie. "Es fühlt sich an, als wäre ich nie weg gewesen", sagte er. Sein Tor sei dabei "der perfekte Start in das Länderspiel-Comeback" gewesen.

Auch Gegenspieler Matthijs de Ligt freute sich über Eriksens Rückkehr. "Ich hatte Gänsehaut", gestand auch der niederländische Abwehrspieler: "Es ist großartig, dass er wieder da ist. Er hat seine ganze Klasse gezeigt."

Von der internationalen Presse wurde das emotionale Comeback ebenfalls gefeiert. "Das Märchen geht weiter", schrieb etwa die Gazzetta dello Sport. Für L'Equipe war es einfach "der wunderschöne Abend von Christian Eriksen". Von einem "freudigen Wiedersehen" berichtete die dänische Zeitung Jyllands-Posten. Und für das Boulevardblatt B.T. war es ein "bewegendes Tor".

Eriksen vor emotionaler Rückkehr nach Kopenhagen

Emotional dürfte es auch am Dienstag werden. Dann kehrt Eriksen an den Ort seines Zusammenbruchs zurück. Im Parken-Stadion in Kopenhagen empfängt das dänische Team dann in einem weiteren Testspiel Serbien.

"Es wird noch spezieller sein", sagte Eriksen und bezeichnete den Abend von Amsterdam als "kleines Aufwärmtraining für Dienstag". Bei Eriksen überwiegt die Vorfreude auf das nächste Spiel. "Ich will da reingehen und beweisen, dass ich zurück bin und wieder normal bin - und dass es hoffentlich nicht wieder vorkommt."

Zwar war Eriksen in der vergangenen Woche wegen einer Corona-Infektion erst verspätet zum Nationalteam gereist. Gesundheitliche Bedenken hatte er aber bereits im Vorfeld seines Comebacks beiseite geräumt. "Natürlich würde ich nicht zurückkehren, wenn ich nicht wüsste, dass ich in der Lage bin, zurückzukommen, ohne dass mir etwas Schlimmes zustößt", hatte Eriksen betont. Es sei "alles in Ordnung", um wieder zu spielen.

"In gewisser Weise wird es schön sein, es hinter sich zu bringen", sagte Eriksen am Samstagabend noch, "und zu beweisen, dass ich wieder ein Fußballer bin."

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