Borussia Dortmund - FC Augsburg 4:3: BVB siegt dank Jokern - Sébastien Haller feiert Comeback

Von Maximilian Lotz
Borussia Dortmund, FC Augsburg
© Getty

Der BVB hat in einem wilden Schlagabtausch mit einem wichtigen Sieg den Anschluss an die Champions-League-Plätze gewahrt. Borussia Dortmund bezwang den FC Augsburg mit 4:3 (2:2) und kletterte auf Rang sechs.

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  • Der im ersten Durchgang überlegene BVB ging jeweils durch Jude Bellingham (29.) und Nico Schlotterbeck (42.) in Führung. Doch der FCA bestrafte in Person von Arne Maier (40.) und Ermedin Demirovic (45.+1) individuelle Fehler eiskalt.
  • Nach der Pause trafen die beiden Joker Jamie Bynoe-Gittens (75.) und Giovanni Reyna (78.) für die Dortmunder. David Colina (76.) glich für die Augsburger zwischenzeitlich aus.
  • Bellingham sah seine fünfte Gelbe Karte und fehlt dem BVB beim Auswärtsspiel in Mainz am Mittwoch.
  • Sébastien Haller stand nach seiner Krebserkrankung erstmals in einem Pflichtspiel im Dortmunder Kader und feierte begleitet von donnerndem Applaus und Standing Ovations in der 62. Minute sein Comeback. Hier geht's zur ausführlichen News.
  • In der Abwehr offenbarte der BVB altbekannte Schwächen, auch Salih Özcan erlebte als einziger Sechser einen unglücklichen Nachmittag. Die Gewinner und Verlierer des Spiels und die BVB-Stars in der Einzelkritik.

Borussia Dortmund - FC Augsburg: Die Analyse

BVB-Coach Edin Terzic schickte seine Elf in einer 4-1-4-1-Grundordnung aufs Feld - mit dabei auch Neuzugang Ryerson, der den verletzten Rechtsverteidiger Meunier ersetzte. Im defensiven Mittelfeld gab Özcan den einzigen Sechser, Bellingham und Brandt agierten als Achter dafür etwas offensiver. Kapitän Reus, der sich in der Vorbereitung nach überstandener Sprunggelenksverletzung zurückgemeldet hatte, fehlte krankheitsbedingt im Kader.

Dortmund übernahm zunächst das Kommando, einer ersten Torannäherungen von Moukoko (3.) fehlte es aber an Genauigkeit. Viel ging über die rechte Seite, auf der Adeyemi immer wieder versuchte, sein Tempo auszuspielen. Die Augsburger, die Vargas nach einer Grätsche von Hummels schon früh verletzt verloren (12.), agierten kompakt, engten die Räume im Mittelfeld ein. Bellinghams umsichtige Verlagerungen rissen immer wieder Lücken. Nach einer zerfahrenen Anfangsphase, in der Augsburg durch eine Kopfball-Bogenlampe von Demirovic (13.) sogar die beste Chance hatte, drückte der BVB wieder mehr aufs Gaspedal.

Die Möglichkeiten häuften sich - Malen (18.) und Moukoko (23.) -, ehe Bellingham (29.) einen selbst eingeleiteten Angriff mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze abschloss. Eigentlich kontrollierte der BVB auch danach das Geschehen, brachte sich aber selbst wieder in die Bedrängnis. Den Ausgleich von Maier (40.) begünstigte ein unnötiger Ballverlust Schlotterbecks und ein zaghaftes Abwehrverhalten von Özcan. Zwar bügelte Schlotterbeck (42.) nach einer Freistoßflanke seinen Fehler umgehend wieder aus. Doch weil Augsburg auch die zweite echte Chance durch Demirovic (45.+1) eiskalt nutzte, war zur Pause trotz der optischen Dortmunder Überlegenheit, aufgrund leichter, aber entscheidender Konzentrationsschwächen die Partie völlig offen.

Nach dem Seitenwechsel übernahm zunächst Augsburg die Initiative, Dortmund hatte gegen die gute Raumaufteilung der Augsburger Probleme, die Lücken zu finden. Als Kobel im Aufbau keine Anspielstation fand, waren vereinzelt Pfiffe zu vernehmen. Mit Hallers emotionaler Einwechslung (62.) ging kurzzeitig ein Ruck durchs Spiel. Die Augsburger hielten die verstärkt anrennenden, aber etwas ideenlosen Dortmunder ihrer disziplinierten Ordnung weiter gut in Schach.

Bezeichnend: Das 3:2 durch Rückkehrer Bynoe-Gittens (75.), der im Robben-Stil traf, war Resultat individueller Klasse. Ebenso bezeichnend: Die Führung hielt nur eine Minute, weil die Dortmunder Defensive einen Abstauber von Colina (76.) zuließ. Reyna (78.) setzte mit dem ebenso sehenswerten 4:3 dem wilden Schlagabtausch die Krone auf. So stark sich die Dortmunder Offensive auch präsentierte, in der Abwehr fehlte es an der letzten nötigen Konsequenz.

Borussia Dortmund - FC Augsburg: Die Stimmen zum Spiel

Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Wir sind natürlich glücklich. Wenn man den Spielverlauf gesehen hat, sind wir froh, dass wir das Spiel mit all den Rückschlägen noch gewonnen haben. Wir haben eine richtig gute Halbzeit gespielt, aber natürlich können wir nicht von einer richtig guten Halbzeit sprechen, wenn wir zwei Gegentore kassiert haben. Es fühlte sich in der Pause ein bisschen ungerecht an. Trotzdem waren wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr so klar. Dann wurde es sehr chaotisch, sehr wild. Das Positive ist, dass wir uns dagegen gewehrt haben und dass einige Jungs heute zurückgekommen sind, ist das Wichtigste."

Enrico Maaßen (Trainer FC Augsburg): "Mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Wenn man so verliert, ist es umso ärgerlicher. In Summe haben wir aber in Riesenspiel gemacht. In der zweiten Halbzeit waren wir voll da. Wir werden unsere Punkte holen, wenn wir so spielen."

Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund): "Qualität vorne - und keine Qualität hinten. Es gab individuelle Fehler auf beiden Seiten. Ich weiß gar nicht, ob ich mich über den Sieg freuen oder die drei Gegentore ärgern soll."

Borussia Dortmund - FC Augsburg: Die Aufstellungen

Dortmund: Kobel - Ryerson, Hummels, Schlotterbeck, Guerreiro - Özcan - Adeyemi (70. Reyna), Brandt, Bellingham, Malen (70. Bynoe-Gittens) - Moukoko (62. Haller)

Augsburg: Gikiewicz - Gumny, Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen - Maier, Rexhbecaj - Engels, Vargas (12. Cardona, 65. Jensen) - Beljo, Demirovic

Borussia Dortmund - FC Augsburg: Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 Bellingham (29.), 1:1 Maier (40.), 2:1 Schlotterbeck (42.), 2:2 Demirovic (45,+1), 3:2 Bynoe-Gittens (75.), 3:3 Colina (76.), 4:3 Reyna (78.)

Der Star des Spiels: Jamie Bynoe-Gittens (BVB)

Der Joker brachte in der Schlussphase zusammen mit dem späteren Siegtorschützen Reyna den entscheidenden Schwung rein. Traf zum zwischenzeitlichen 3:2.

Der Flop des Spiels: Salih Özcan (BVB)

Als einziger Sechser sollte Özcan im Zentrum absichern, das betonte Terzic vor dem Spiel. Doch an beiden Gegentreffern vor der Pause war der Ex-Kölner durch unglückliches bis unzureichendes Zweikampfverhalten beteiligt. Schaffte es auch im zweiten Durchgang nicht, die Mitte konsequent dicht zu halten.

Der Schiedsrichter: Frank Willenborg

Bei den individuellen Sanktionen ließ der Unparteiische den Dortmundern zu viel durchgehen. Hummels harter Einsatz an der Außenlinie hätte auch aufgrund der Verletzung Vargas' durchaus mit Gelb bedacht werden können. Auch Ryerson, dessen Tritt bei Cardona eine blutende Wunde hinterließ, kam ungeschoren davon.