FC Schalke 04 - Die Stimmung kippt: Wie S04 seine Aufstiegseuphorie zerstört hat

Von Stefan Rommel
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Die Aufstiegseuphorie ist beim FC Schalke 04 längst einer großen Ernüchterung gewichen. Mittlerweile macht sich schon wieder Angst breit bei S04. Im Zentrum der Kritik steht Trainer Frank Kramer. Aber ist das auch gerechtfertigt?

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Es war schon etwas ungewöhnlich, dass die Öffentlichkeit am Samstagabend eine allgemein und doch zugespitzt formulierte Mitteilung des FC Schalke 04 erreichte. "Die Leistung unserer Mannschaft hat uns heute maßlos enttäuscht. Der Trainerstab um Frank Kramer, die Mannschaft, wir alle sind nun gefordert, gegen Hoffenheim eine in allen Belangen verbesserte Leistung zu zeigen", hieß es darin.

Frank Kramer steht also bei der Partie gegen Hoffenheim am kommenden Freitag ein Endspiel ins Haus, einen anderen Interpretationsspielraum lassen diese Sätze nicht zu. Spätestens jetzt, nach dem vermasselten Saisonstart und dem jüngsten 0:4 bei Bayer Leverkusen, ist die Euphorie nach dem Wiederaufstieg gewichen. Unruhe und Angst machen sich stattdessen breit und die Suche nach zumindest drei noch schlechteren Mannschaften treibt die Fans schon nach einem guten Viertel der Saison mehr um als es eigentlich sollte.

Die Vorstellung beim anderen Krisen-Klub in Leverkusen war nicht tauglich für die Ansprüche in der Bundesliga. Bayer nutzte die Gunst der Stunde mit der Aufbruchstimmung um den neuen Trainer Xabi Alonso und löste zumindest für dieses eine Spiel schon den Knoten, der sich davor über Wochen gebildet hatte. Man konnte einen guten Eindruck davon bekommen, was mit dieser Mannschaft möglich ist.

Und im Gegenzug auch eine Ahnung davon, woran es Schalke nicht nur in dieser Partie, sondern ganz grundlegend in der Bundesliga mangelt: An Tempo, Robustheit, individueller und spielerischer Qualität und einem nachvollziehbaren und umsetzbaren Plan in allen Spielphasen.

FC Schalke 04: Frank Kramer steht zu Recht in der Kritik

Dieses originäre Trainerhandwerk war in den letzten Wochen allenfalls vereinzelt zu erkennen. Die Idee, mit zwei wuchtigen Stürmern auf lange und damit auch zweite Bälle zu setzen und Simon Terodde sowie Sebastian Polter mit Flanken zu füttern, erwies sich wie schon gegen den FC Augsburg in der Woche davor als wenig geeignet.

Deshalb steht Trainer Kramer zu Recht im Zentrum der Kritik und wird jetzt - nicht nur von den Fans, sondern indirekt auch von den Verantwortlichen des Klubs - schwer angezählt. Anders ist die klare und unpersönliche Aufforderung der Pressemitteilung nicht zu interpretieren.

Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass mit dieser Mannschaft nicht mehr drin zu sein scheint als das bisher Gezeigte. Dass vor wenigen Tagen in Rodrigo Zalazar auch noch einer der wenigen Kreativspieler mit einem Mittelfußbruch für den Rest des Jahres verloren wurde, macht die Sache nicht leichter. Jetzt bräuchte es mehr denn je frische Ideen, vielleicht eine klare Richtungsänderung von außen.

Daran aber zweifeln mittlerweile immer mehr, schon während der zweiten Halbzeit in Leverkusen waren die Unmutsäußerungen der Fans gegenüber der Leistung der Mannschaft und der ihres Trainers nicht zu überhören.

Frank Kramer steht beim FC Schalke 04 vor dem Aus.
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Frank Kramer steht beim FC Schalke 04 vor dem Aus.

FC Schalke 04: Die Stimmung droht zu kippen

In den ersten Spielen der Saison waren die Auftritte aus spielerischer Sicht auch überschaubar, da schwebte aber noch ein wenig das Hochgefühl nach dem Aufstieg mit, verziehen die Fans ihren Spielern auch die erwartbaren Fehler. Selbst ein 1:6 zu Hause gegen Union Berlin wurde ohne großes Aufsehen akzeptiert. Nun aber hat sich das gemäßigte Klima gewandelt und die Stimmung droht massiv zu kippen.

Rouven Schröder, ansonsten ein Mann klarer Worte, wollte sich nach dem Spiel in der BayArena nicht den Fragen der Journalisten stellen, stattdessen versuchte es die Medienabteilung mit ihrem etwas kruden Kommuniqué. Kein besonders gutes Zeichen für den Trainer, der jetzt in wenigen Tagen das vollbringen soll, was ihm in den Wochen davor allenfalls in Nuancen gelungen ist.

Das erscheint wie ein Himmelfahrtskommando, passt aber zur grundsätzlichen Lage auf Schalke. Natürlich kam gerade in den ersten Spielen einiges zusammen: ein umstrittener Platzverweis, zwei verschossene Elfmeter, Spielpech und auch Unvermögen. Das Spiel gegen Augsburg, welches Schalke nach einer ordentlichen Aufholjagd und mit einem Spieler mehr dann doch noch in den Sand setzte, hat nicht nur mögliche drei Punkte gekostet. Es hat den Glauben daran, in dieser Konstellation den Umschwung zu schaffen, massiv erschüttert.

FC Schalke 04: S04-Kader hat zu viele Lücken

Schalke hat einen der schlechteren Kader in der Liga, der nicht auf allen Positionen Bundesligaformat hat und bräuchte umso dringender eine gefestigte, nachhaltige Spielidee. Oder etwas, das über die Tugenden Kampf, Einsatzbereitschaft und Leidenschaft hinaus die vielen Defizite kompensieren könnte. Beides kann der FC Schalke 04 derzeit nicht anbieten. Das ist dann auch, aber eben nicht nur, Aufgabe von Kramer.

Aber wie immer wird es so sein, dass es am Freitag um den Job des Trainers geht. Im Hintergrund wird Sportchef Schröder wiederum seinen Job machen und sich vorbereiten auf das wahrscheinlichere Szenario, dass es auch gegen Hoffenheim keinen Sieg geben wird. Angeblich steht Bochums Ex-Coach Thomas Reis, mit dem die Königsblauen bereits im Sommer verhandelten, als Nachfolger von Kramer parat. Aber was tun, wenn die Leistung plötzlich wieder stimmt, aber das Ergebnis dann dazu nicht passt?

Schalke 04 hängt schon wieder tief drin in der altbekannten Spirale und eine Lösung der Probleme ist kaum in Sicht. Selbst ein Trainerwechsel würde nichts an den strukturellen Problemen des finanziell klammen Klubs oder am Kader ändern. Und wo sollte nun plötzlich ein Trainer zu finden sein, der so viel mehr herausholen kann aus dieser Mannschaft?

FC Schalke 04: Die kommenden Spiele von S04

DatumGegnerAustragungsortWettbewerb
Freitag, 14. OktoberTSG HoffenheimVELTINS-Arena, GelsenkirchenBundesliga, 10. Spieltag
Dienstag, 18. OktoberTSG HoffenheimPreZero Arena, SinsheimDFB-Pokal, 2. Runde
Dienstag, 19. OktoberHertha BSCOlympiastadion, BerlinBundesliga, 11. Spieltag
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