Formel 1 - Fünf Fragen zum Mercedes-Tief: Warum ist Russell so viel besser als Hamilton?

Von Christian Guinin
George Russell (l.) kommt mit dem 22er-Mercedes bessert zurecht als Lewis Hamilton (r.).
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Muss Lewis Hamilton seinen achten WM-Titel schon jetzt abschreiben?

"Ich arbeite nach wie vor an meinem Meisterstück. Ich werde derjenige sein, der entscheidet, wann es zu Ende geht", ließ Hamilton erst kürzlich seine knapp 28 Millionen Instagram-Follower wissen und beendete damit die vielen Spekulationen um ein vorzeitiges Karriereende.

Der siebenmalige Weltmeister will also vorerst weitermachen und seinem Team die Treue halten. Unklar ist nur, wie lange sich Hamilton die Situation bei Mercedes antuen möchte. Denn eines steht fest: Hamiltons ultimatives Ziel ist der achte WM-Titel und damit der alleinige Rekord vor Michael Schumacher. Sollte dieser Traum mit Mercedes nicht mehr erreichbar sein, hält den Briten nichts mehr bei den Silberpfeilen. Ein Fahren nur um des Fahrens Willen, wie es beispielsweise Kimi Räikkönen die letzten Jahre gemacht hatte, wird es mit LH44 nicht geben.

Dass es in diesem Jahr noch was mit dem Titel wird, ist aber schon jetzt - nach lediglich vier absolvierten WM-Läufen - ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Selbst mit den neuen Updates, die Mercedes angekündigt hat, wird es - zumindest kurzfristig - keine Besserung geben.

Auch wenn die neuen Teile ein voller Erfolg wären, wird ein schnelles Aufschließen zu den Top-Teams eine absolute Herausforderung. Ferrari und Red Bull werden ihrerseits nämlich ebenfalls nach und nach Updates bringen, um im Weltmeisterschaftskampf die Oberhand zu behalten. Ein Wettlauf über die Saison hinweg ist für Mercedes also kaum zu gewinnen.

Team stärkt Hamilton demonstrativ den Rücken

Bei den Silberpfeilen setzt man deshalb aktuell jeden Hebel in Bewegung, um eine aufkeimende Unzufriedenheit Hamiltons im Zaum zu halten. Demonstrativ stellt sich das Team hinter den Briten und nimmt die Schuldfrage auf sich. Das derzeitige Tief sei nicht Hamiltons Tief, "sondern es ist ein Tief der Performance unseres Autos", sagte Teamchef Wolff. Der siebenmalige Weltmeister sei nach wie vor klar, "der beste Fahrer der Welt. Er hat einfach nicht das Auto, um seine Klasse zu zeigen."

Teamkollege Russell glaubt derweil, dass Hamilton nach den schwierigen Ergebnissen in den kommenden Wochen mit einer Portion Extra-Motivation an den Start gehen wird. Aufgeben komme für den Ex-Weltmeister nicht in Frage. "Lewis wird unglaublich stark zurückschlagen und ich habe keinen Zweifel, dass er mich bis zum Ende pushen wird", sagte Russell am Rande des Miami-GPs. "Ich weiß, wozu er fähig ist. Die Art und Weise, wie er das Team pusht und motiviert, ist wirklich inspirierend."

Hamilton muss sich derweil nicht nur mit dem Mercedes-Tief, sondern mit noch ganz anderen Sachen herumschlagen. In Miami tritt an diesem Wochenende ein Schmuckverbot im Cockpit in Kraft, Hamilton will das aber nicht akzeptieren. Das Verbot könnte vor dem Start kontrolliert werden, auch Strafen sind möglich. Ausgang offen - genau wie bei der sportlichen Misere.