Formel 1 - Fünf Fragen zum Mercedes-Tief: Warum ist Russell so viel besser als Hamilton?

Von Christian Guinin
George Russell (l.) kommt mit dem 22er-Mercedes bessert zurecht als Lewis Hamilton (r.).
© imago images
Cookie-Einstellungen

Warum performt George Russell derzeit so viel besser als Lewis Hamilton?

Nach vier Rennen und einem Sprint hat Russell in der Formel-1-Saison 2022 bislang 49 Punkte gesammelt, was den vierten Platz in der WM-Wertung bedeutet. Hamilton bringt es gerade mal auf 29 Zähler. Während der siebenfache Weltmeister das Qualifying-Duell noch einigermaßen ausgeglichen hält (2:2), sieht er im Rennen gegen seinen jüngeren Teamkollegen aktuell kein Land (1:3). Warum genau Russell derzeit so viel besser als Hamilton performt, können wohl nur die wenigsten Personen beantworten, einige Erklärungen gibt es dennoch.

Zunächst einmal muss man festhalten, dass Russell ohne Zweifel zu den besten Piloten im Feld gehört. Wer erwartet hatte, dass Hamilton das interne Teamduell ähnlich dominant wie noch gegen Valtteri Bottas gestalten würde, fand sich schnell auf dem Holzweg wieder. Nicht von ungefähr mauserste sich Russell in den vergangenen Jahren bei Williams zu einem der gehyptesten Piloten überhaupt.

Durch gute Entwicklungsarbeit und starke Leistungen verhalf er dem britischen Traditionsteam dazu, aus der Bedeutungslosigkeit emporzusteigen. Nach Russells Beförderung zum Stammpiloten 2019 präsentierte sich Williams von Jahr zu Jahr stärker, holte mehr und mehr Punkte und schaffte - nach Jahren als mit Abstand schwächstes Team der Formel 1 - den Anschluss zurück ans Mittelfeld. Mittlerweile kann Williams sogar wieder um WM-Zähler mitkämpfen. Das ist mitunter ein Verdienst Russells.

Wo wir auch schon beim vermeintlichen Grund für Russells aktueller Dominanz gegenüber seines Teamkollegen wären. Viele Beobachter glauben, dass der Youngster mit dem vermeintlich schwächeren Mercedes-Paket besser klarkommt als der siebenfache Weltmeister Hamilton. Schlichtweg weil er es aus den vergangenen Jahren bei Williams kaum besser gewohnt war.

George Russell (l.) kommt mit dem 22er-Mercedes bessert zurecht als Lewis Hamilton (r.).
© imago images
George Russell (l.) kommt mit dem 22er-Mercedes bessert zurecht als Lewis Hamilton (r.).

Hamilton fehlt "die Selbstsicherheit im Auto"

"Die Fachwelt diskutiert gerade so ein bisschen, ob die Zeit bei Williams George gutgetan hat und er mit Material, das nicht zwingend wettbewerbsfähig und nicht für die Top 3 gut ist, mehr rausholen kann. Dass er da viel mitgenommen hat, die letzten Jahre bei Williams, das kann gut sein", spekuliert auch Rennstratege Alexander Bodo.

Speziell in Imola, als Russell als Vierter Schadensbegrenzung betrieb und Hamilton nur 13. wurde, hätte man den Unterschied gut erkennen können, so Bodo. "Wenn du vorn mitfährst, in den Top 3, Top 4, oder wie Russell in einer P5-Position für lange Zeit, ist es einfacher zu fahren. Du schlägst dich nicht mit anderen rum, du kannst deinen Stiefel runterfahren."

Während Russell mit den widrigeren Umständen besser zurecht kommt, ist Hamilton ein aerodynamisch schwierig zu fahrendes Auto möglicherweise nicht mehr gewohnt. Dem Briten fehle "einfach die Selbstsicherheit im Auto, weil dem Mercedes einfach der Topspeed fehlt, die Leistung ein bisschen fehlt", meinte Sky-Experte Timo Glock. Hamilton würde sich in einer Situation wiederfinden, "die er seit sieben oder acht Jahren nicht mehr kennt. Das ist halt auch was Neues für ihn."