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NFL: Mailbag nach Week 7: Stehen Packers und Bucs vor dem Rebuild?

Tom Brady und Aaron Rodgers liegen mit den Bucs und Packers hinter den Erwartungen zurück.
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Ist es Zeit für Rebuilds bei den Buccaneers und Packers und woran liegt es, dass die Broncos nicht von der Stelle kommen? Und braucht es überhaupt noch einen Rebuild in Seattle?

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Außerdem: Ist die Quarterback-Klasse von 2021 massiv überschätzt?

SPOX-Redakteur Marcus Blumberg springt für Adrian Franke ein und beantwortet Eure Fragen nach Woche 7.

Mailbag: Woran liegt es bei den Bucs, Packers und Broncos?

Solddtt: Kann man für die Ursache der Krisen bei den vermeintlichen Top-Teams wie Green Bay, Tampa, Denver, etc. einen übergreifenden Take formulieren? QB, Kaderplanung, Head Coach...?

Wir haben einige Frage rund um dieses Thema erhalten, alle mit dem Tenor: "Woran hat's gelegen?" Und ich bin der Meinung, dass es eben keine übergreifende Erklärung gibt. Es gibt Parallelen, speziell in Tampa und Denver - eine genaue Analyse zu den Bucs hat Kollege Franke bereits am Montag geliefert.

Aber man kann jetzt nicht sagen, dass es nur am Quarterback liegt, zum Beispiel. Tom Brady spielt immer noch auf einem hohen Level und hat ligaweit mit die wenigsten Pässe geworfen, die zu Turnovern hätten führen können. Aaron Rodgers hat immer noch gute Momente, doch man merkt ihm einfach an, dass ihm Receiver fehlen, denen er vertraut. Namentlich fehlt - oh Wunder - Davante Adams.

Bei Russell Wilson hingegen würde ich durchaus auch ihn selbst als Grund dafür nennen, dass es bei den Broncos nicht so recht läuft, aber er ist eben bei weitem nicht der einzige.

Speziell bei den Bucs und noch extremer bei den Broncos ist sicherlich auch das Play Calling ein riesiges Problem. Beispiel Bucs: In den ersten zwei Jahren mit Brady - und hier kommen wir zu einem meiner Lieblingsthemen - hatten die Buccaneers eine stabile Early-Down-Pass-Rate von 60 Prozent und waren damit durchaus erfolgreich. In diesem Jahr hingegen liegt dieser Wert noch bei 55,7 Prozent in neutralen Spielsituationen.

Sprich: Sie laufen häufiger in frühen Downs als in den vorherigen zwei Jahren, in denen sie insgesamt 24 von 33 Regular-Season-Spielen gewannen. Und das ist ein Problem, denn mit ihren Runs in Early Downs kommen sie auf -0,177 EPA/Play - Rang 28 in der Liga. Sie schaufeln sich also immer wieder Löcher mit ihrem Play Calling. Passen sie dagegen in Early Downs, liegt der Wert bei immerhin 0,166, was immerhin Rang 10 in der NFL bedeutet.

Die Frage wäre nun, warum Offensive Coordinator Byron Leftwich und Tom Brady immer wieder auf den Run zur Unzeit setzen. Ein Grund mag die schwierige Personalsituation im Receiving Corps sein. Chris Godwin verpasste zwei Spiele, Mike Evans war einmal gesperrt, Julio Jones machte erst zwei Spiele in dieser Saison und dass Brady Rob Gronkowski vermisst, ist wohl offensichtlich. Hinzu kommt, dass es ohnehin schwieriger ist in dieser Saison, da auch die Offensive Line noch nicht ein Mal in diesem Jahr in voller Stärke gespielt hat - umso merkwürdiger, dass man es so oft mit dem Lauf versucht ...

Tom Brady und Aaron Rodgers liegen mit den Bucs und Packers hinter den Erwartungen zurück.
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Tom Brady und Aaron Rodgers liegen mit den Bucs und Packers hinter den Erwartungen zurück.

Die Broncos liegen bei einer Early-Down-Pass-Rate von 52,6 Prozent und haben negative Werte sowohl beim Dropback EPA als auch beim Rush EPA, was unterstreicht, dass dort noch einiges mehr im Argen liegt als nur das Play Calling. Bei den Packers liegt die Pass-Rate bei 51 Prozent und sie liefern dann immerhin den zwölftbesten EPA-Wert bei Dropbacks und sind im Lauf immerhin 14. trotz ebenfalls geschwächter Offensive Line, aber eben mit Aaron Jones und A.J. Dillon, die mit ihrer individuellen Qualität einiges wettmachen.

Auch bei den Broncos kann man die Personalsituation in der Offensive Line als Problem anbringen, doch hier kommen dann eben noch Dinge wie In-Game-Management oder auch individuelle Fehler im großen Maße dazu. Man denke an Russell Wilsons Interception gegen die Colts in einem der unsäglichsten Thursday Night Games seit Bestehen dieses Termins. Auch da wurde deutlich, wie problematisch Decision-Making für Nathaniel Hackett und Co. ist. Stichwort: Fourth-Down-Decisions. Die Broncos liegen auf Rang 20 in der Rangliste der Teams, die den vierten Versuch ausspielen, wenn sie dies rein statistisch auch tun sollten. Ihre Go-Rate liegt hier bei unter 30 Prozent - immerhin noch vor den Colts und hinter den Chiefs.

Also ja, Head Coach ist bei den Broncos ein Thema, das wir vermutlich nochmal genauer betrachten müssen gegen Ende der Saison. Denn es bleibt dabei: Hackett mag neu sein, doch die neuen Besitzer des Teams kamen nach ihm, ebenso der neue Teampräsident. Es gibt also keine emotionale Bindung, die ihn im Zweifel halten würde.

Matt LaFleur sollte bei den Packers nach drei Saisons mit jeweils 13 Siegen am Stück relativ sicher im Sattel sitzen, bei Todd Bowles in Tampa wiederum sehe ich noch keinen Grund zur Sorge, auch wenn seine Defense gerade von den eindimensionalen Panthers überrannt wurde.

Und was den Punkt Kaderplanung betrifft, sind eigentlich alle drei Teams sehr gut besetzt. Daran dürfte es am allerwenigsten liegen, dass es nicht läuft. Klar könnten die Packers bessere Wide Receiver gebrauchen, doch war hier bekanntlich die Theorie, dass der zuletzt zweimalige MVP Rodgers die neuen Leute schon gut in Szene setzen würde.

Bei den Bucs könnte man kritisieren, dass grundlegend ein klares aufeinander aufbauendes Offensiv-Scheme fehlt, doch in den vorherigen zwei Jahren hat es ja auch mit der Philosophie funktioniert, Brady die Mismatches in der Coverage finden zu lassen, mit denen die Receiver dann gewannen. Bei den Broncos müsste wohl weniger auf Wilsons Improvisationstalent und mehr auf klare Strukturen gesetzt werden, fraglich ist aber, ob sich das so schnell umsetzen lässt. Und bei den Packers reicht vielleicht schon ein Trade für einen Top-Receiver, um wieder in die Spur zu finden.

Dionyso29290550, sickkant94, Saegewerk90: Was machen Teams wie Tampa und Green Bay nächste Offseason? Wenn wir davon ausgehen, dass beide Teams nächstes Jahr ohne den derzeitigen QB da stehen sind sie doch trotzdem im gesamten zu stark für einen Rebuild aufgestellt. | Sollten die Packers den Rebuild einleiten? | Sollten die Packers diese Saison, deren Ende (wenn überhaupt) im frühen Playoff Aus enden dürfte, nicht eher für die Entwicklung von Love nutzen?

Viele von Euch sind scheinbar richtig scharf auf einen Rebuild bei den Packers und zum Teil auch bei den Buccaneers.

Wann macht man einen kompletten Rebuild? Vor allem dann, wenn es einfach nicht weitergeht und man als Team in der Sackgasse steckt. Rebuilds sind für Teams, bei denen das Talent nicht mehr reicht, bei denen gerade der Head Coach getauscht wurde oder dieser Schritt ansteht und für solche, die seit Jahren auf der Stelle treten.

Treffen diese Merkmale auf die Bucs und Packers zu? Eher nicht, oder? Die Packers haben in drei Jahren unter LaFleur 39 Spiele in der Regular Season gewonnen und standen zweimal im NFC Championship Game - selbstredend gewannen sie dreimal am Stück ihre Division. Und die Bucs haben, nun ja, vor nicht mal zwei ganzen Jahren den Super Bowl gewonnen.

Ja, aktuell läuft es ausnahmsweise mal nicht so richtig rund, doch 3-4 ist in der aktuellen NFC noch kein Weltuntergang. Die Bucs führen damit sogar noch ihre Division an, während die Packers Stand jetzt 2,5 Spiele hinter den Vikings im Norden liegen. Man ist also noch in Schlagdistanz und es sind noch zehn Spiele zu spielen.

Selbst wenn es dieses Jahr für eines dieser Teams nicht für die Playoffs reichen sollte, wäre dies noch kein Grund für einen Rebuild. Beide Teams werden auch im kommenden Jahr noch sehr gut besetzt sein.

Die zentrale Frage ist bei beiden, ob der aktuelle Quarterback noch da sein wird. Speziell bei Brady möchte ich das zumindest mal legitim bezweifeln - und wer weiß, was Rodgers macht. Aber selbst ohne die 12er wäre man jeweils nur einen Top-Quarterback von einem echten Contender entfernt. Und nochmal: in der NFC muss das kein ganz großes Problem sein, denn kaum ein Team in dieser Conference verfügt gerade über einen klaren Superstar auf dieser Position - die Big Names mit Ausnahme vielleicht von Kyler Murray, der aber selbst noch einiges beweisen muss, spielen alle in der AFC.

Lasst es Euch von jemandem sagen, der gerne dieser Tage das komplette Front Office seines Lieblings-Baseballteams entlassen würde: Momentan gibt es bei den Packers und Buccaneers keinen allzu großen Grund zur Panik.

Und zur Frage zu Jordan Love: Gibt es da noch allzu viel zu evaluieren? Die sehen ihn ja jeden Tag im Training und in der Preseason. Zudem machte er dann und wann mal einen Start in der Regular Season. Sprich: Die Packers dürften ein recht klares Bild von Love haben. Und das scheint nicht allzu positiv auszufallen.

Spätestens im kommenden Frühjahr werden sie ihre Karten auf den Tisch legen. Dann nämlich steht seine Option für ein fünftes Jahr seines Erstrunden-Rookie-Vertrags an. und ich wäre Stand jetzt schockiert, wenn diese gezogen werden würde. Andernfalls hätte man diese tickende Zeitbombe von Rodgers-Vertrag wohl nicht unbedingt gemacht.

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