NFL

Newcomer, Kellerkinder und alte Bekannte

Draft und Free Agency sind vorbei - Zeit für das erste Power Ranking 2017
© getty
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16. Baltimore Ravens

Dass die Ravens ihr Wide-Receiver-Corps in der Free Agency und jetzt auch im Draft komplett ignoriert haben, gefällt mir überhaupt nicht. Theorie zur Rechtfertigung: Baltimore wird endlich wieder balancierter auftreten und deutlich mehr laufen als letztes Jahr und Danny Woodhead bekommt eine ausgeprägtere Rolle im Passspiel. Trotzdem bleibt diese Seite des Balls eine Wildcard und Erinnerungen an die vergangene Saison sind noch präsent. Ganz anders dagegen die Defense: Brandon Williams gehalten, Tony Jefferson und Brandon Carr verpflichtet und dann noch im Draft Marlon Humphrey für die Secondary sowie Tyus Bowser, Chris Wormley und Tim Williams für die Front Seven geholt. Baltimore hatte in der vergangenen Saison teilweise schon eine Top-5-Defense, es würde mich nicht wundern, wenn sie diesen Status 2017 permanenter einnehmen.

15. Houston Texans

Setzt irgendwer dagegen, wenn ich sage, dass die Texans in der kommenden Saison die beste D-Line der Liga haben? Antworten gerne in die Kommentare oder via Twitter direkt an mich. Aber wer Whitney Mercilus und Jadeveon Clowney in der zweiten Saisonhälfte gesehen hat, und weiß, dass da jetzt noch J.J. Watt dazu kommt - die Quote auf meinen Tipp dürfte nicht allzu hoch sein. Der Abgang von A.J. Bouye tut weh, zumindest wird Kevin Johnson wieder zur Verfügung stehen. Und offensiv? Ich sehe Deshaun Watson durchaus noch kritisch und Houstons Offense ist herausfordernd für den Quarterback. Das wird auch Watson nach zahlreichen 1-Read-Plays im College lernen müssen, die RB-Kombination Miller/Foreman sollte aber helfen. Und seien wir ehrlich: Schlechter als mit Brock Osweiler wird die Texans-Offense nächste Saison nicht sein.

14. Carolina Panthers

Gute Offseason für Carolina bisher. Während Neuzugang Matt Kalil eine Wildcard ist und zunächst einmal nicht mehr tut als Mike Remmers zu ersetzen, lässt Zweitrunden-Pick Taylor Moton tatsächlich hoffen, dass die O-Line in Charlotte endlich verbessert werden könnte. Dabei werden auch Christian McCaffrey und Curtis Samuel helfen: Die Panthers geben Cam Newton endlich zwei schnelle Waffen für den Slot, um den Ball schnell loszuwerden. Eine Umstellung der Offense-Philosophie, Option-Spielzüge mit McCaffrey, dürften zusätzlich eine große Freude für den neutralen Zuschauer werden. Defensiv gefällt es mir, dass Carolina mit Julius Peppers, Mike Adams und Captain Munnerlyn Erfahrung für kritische Positionen geholt hat. Gerade Peppers wird neben Lotulelei und Short einige Eins-gegen-Eins-Duelle bekommen. Die Panthers sollten in der kommenden Saison wieder deutlich besser aussehen.

13. Tennessee Titans

Schon letzte Saison hatte Tennessee eine der besten Run-Blocking-Lines, das Duo Murray/Henry funktionierte gut und Marcus Mariota gab - mit einem sehr begrenzten Receiver-Arsenal - den Game-Manager. Diese Offense wird 2017 den nächsten Schritt machen: Mit Corey Davis und Taywan Taylor sicherten sich die Titans im Draft zwei super Route-Runner mit massig Yards-nach-dem-Catch-Potential, die Mariota in Szene setzen wird. Adoree' Jackson und Logan Ryan machen die Secondary derweil zumindest ein wenig solider, wenngleich hier weiter der große Kritikpunkt bleibt, der eine noch höhere Einordnung unmöglich macht.

12. Miami Dolphins

Zwei Mal Playoffs in Folge für Miami? Wundern würde es mich nicht! Die Dolphins haben mit dem Running Game ihre Identität gefunden. Mit Guard Isaac Asiata gelang hierfür in der fünften Runde des Drafts ein möglicher Steal, während Ted Larsen und Jermon Bushrod für Erfahrung und Absicherung sorgen. Bleibt die O-Line fit, ist das Potential für die Offense groß. Das gilt umso mehr, da Julius Thomas via Trade kam - der Tight End spielt in der Offense von Adam Gase eigentlich eine sehr große Rolle, Thomas könnte diese ausfüllen. Lawrence Timmons ist eine gute Übergangslösung für die Linebacker-Probleme, Zweitrunden-Pick Raekwon McMillan hilft hierbei ebenfalls. Mit Top-Pick Charles Harris hat Miami zudem endlich eine weitere Pass-Rush-Präsenz an der D-Line und DeVante Parker traue ich den nächsten Schritt zu. In der Secondary könnte Cordrea Tankersley früh Snaps sehen.

11. Los Angeles Chargers

Vielleicht meine kontroverseste Platzierung - jedenfalls sehen viele Experten die Chargers deutlich tiefer. Ich bin allerdings ein großer Fan der Verpflichtungen bislang: Tackle Russell Okung mag überbezahlt sein, trotzdem macht er die Line sofort besser. Das gilt auch für Zweitrunden-Pick Forrest Lamp, ein möglicher Steal. Dazu wurde Guard Dan Feeney für die Rotation geholt - und vor allem mit Mike Williams einen großen, physischen (Downfield-)Receiver mit riesigem Catch-Radius für Philip Rivers. Sollte Keenan Allen jetzt endlich fit bleiben, hätten die Chargers in Kombination mit ihrem Tight-End-Duo und Speedster Travis Benjamin ein herausragendes Receiving-Corps. Dahinter hat Melvin Gordon gezeigt, dass er es doch kann, während die Front Seven um Joey Bosa und Melvin Ingram zu den besseren der Liga gehören sollte. Das gilt auch für die Cornerbacks, nicht zuletzt, weil die Chargers Desmond King in der fünften Runde abgestaubt haben. Einzige echte Sorgenfalte: Die Safetys.

10. Kansas City Chiefs

Es ist zumindest in meinen Augen kompliziert, ein Team zu kritisieren, das seinen Quarterback der Zukunft sucht und dafür teures Draft-Kapital investiert. Bei den Chiefs aber zwickt es im Hinterkopf immer ein bisschen - gefühlt hätte KC mit einem Impact-Spieler in der ersten Runde eine echte Chance auf den nächsten Schritt gehabt. Noch immer aber ist es ein sehr starker Kader, es ist davon auszugehen, dass Andy Reid etwa für Tyreek Hill eine noch bessere Rolle findet. Der Abgang von Jamaal Charles fällt hier nicht wirklich ins Gewicht, verpasste er doch nahezu die komplette Vorsaison. Ware, West und Rookie Kareem Hunt sollten die Running-Game-Last schultern können. Schwieriger dagegen einzuschätzen ist der Abgang von Dontari Poe, auch wenn im Gegenzug Bennie Logan aus Philly kam.

9. Tampa Bay Buccaneers

Es besteht eine gute Chance, dass die Bucs das diesjährige heiße Preseason-Team werden, das links und rechts in die Playoffs getippt wird. Das allerdings liegt nicht nur daran, dass Tampa in der neuen "Hard Knocks"-Staffel zu sehen sein wird, die Bucs haben sich vielmehr beeindruckend verstärkt - mit klarem Ziel: Jameis Winston soll den nächsten Schritt machen. Dafür erhielt er einen Speedster (DeSean Jackson), den besten All-Around-Tight-End im Draft (O.J. Howard) sowie einen weiteren Deep-Threat-Receiver (Chris Godwin) und einen vielseitigen Running Back (Jeremy McNichols). Tampa könnte verstärkt aus 2-TE-Sets heraus agieren und eine der Top-Offenses der Liga stellen. Vorausgesetzt, die O-Line hält. Derweil wurde aber auch in die Defense investiert, vor allem in Person von D-Liner Chris Baker und dem Safety-Duo J.J. Wilcox/Justin Evans. Ein großes Fragezeichen: Welchen Doug Martin sehen wir 2017, nachdem er seine Sperre abgesessen hat?