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NBA - Der Trade um Bradley Beal zu den Phoenix Suns in der Analyse: Schnäppchen mit einem riesigen Haken

Von Robert Arndt
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Bradley Beal wird in der kommenden Saison für die Phoenix Suns auflaufen. Der langjährige Wizards-Star wechselt via Trade in die Wüste. Für Phoenix ist es auf den ersten Blick ein Schnäppchen, doch blickt man genauer darauf, sind Zweifel berechtigt. Der Trade in der Analyse.

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Letztlich ging es dann doch sehr schnell. Nach Jahren des Ausharrens werden die Wizards nun doch Bradley Beal traden, der erst im vergangenen Sommer einen neuen Fünfjahresvertrag über 251 Millionen Dollar in der Hauptstadt unterschrieb. Der dreimalige All-Star ließ sich sogar eine No-Trade-Klausel in den Vertrag schreiben, diese strich er nun, um mit Devin Booker und Kevin Durant ein neues Superteam in Phoenix bilden zu können.

Vollzogen ist der Trade noch nicht, womöglich wird noch ein drittes Team in den Deal miteinbezogen. Laut Chris Haynes (Bleacher Report) werden die Wizards Chris Paul nicht behalten, auch wenn die Wizards diesen laut The Athletic gerne in ihrem Team hätten.

Nach Berichten von ESPN und The Athletic sieht der Trade für den Moment wie folgt aus:

Suns erhaltenWizards erhalten
Bradley BealChris Paul
-Landry Shamet
-Min. 4 Zweitrundenpicks
-Mehrere Pick-Swaps
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Trade von Bradley Beal: Die Sicht der Phoenix Suns

Dass Chris Paul gehen würde, ist nun seit gut einer Woche bekannt, der Gegenwert für den alternden Spielmacher überrascht dann aber doch. Das große Problem der Suns in den Playoffs war ihre fehlende Tiefe und der Mangel an Spielern, welche auf beiden Seiten des Balles einen Nutzen haben. So war zu erwarten, dass Phoenix versucht, den Paul-Vertrag in mehrere Spieler umzuwandeln.

Das Gegenteil ist der Fall. Statt den Kader aufzupolstern, haben die Suns sogar noch einmal Kadertiefe geopfert, indem sie Paul und auch Shamet gegen Beal eintauschen. Die große Frage ist aber, was für einen Bradley Beal sie bekommen? 2020/21 legte Beal noch über 31 Punkte pro Partie auf, in den vergangenen beiden Jahren absolvierte der Shooting Guard dagegen nur noch 90 Spiele und erzielte dabei 23,2 Punkte im Schnitt.

Zwar agierte Beal zuletzt deutlich effizienter, tat dies aber vor allem aus der Mitteldistanz (damit kennt man sich in Phoenix aus) und durch Floater. Nur knapp ein Viertel seiner Versuche kam von Downtown, wobei Beal nach einer schwachen Saison 21/22 (nur 30 Prozent 3P%) so gut wie zuletzt vor fünf Jahren traf, als er konstant zwischen 37 und 41 Prozent seiner Dreier versenkte.

Bradley Beal: Seine Stats der vergangenen Jahre

SaisonSpieleMINPTSFG%3P%AST
19/205736,030,545,535,36,1
20/216035,831,348,534,94,4
21/224036,023,245,130,06,6
22/235033,523,250,636,65,4
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Das ist ein gutes Zeichen, da Beal in Phoenix den Ball weniger in der Hand halten wird. Der dreimalige All-Star ist in einer etwas kleineren Rolle deutlich besser aufgehoben, als dritte Option ist er ein echter Luxus und genau hier liegt der Hase für Phoenix auch in Pfeffer. Beal kassiert in der kommenden Saison 46,7 Millionen Dollar (und 57,1 in 26/27). Das ist das Salär eines absoluten Superstars, ein solcher ist und war Beal nie.

Das Trio aus KD, Booker und Beal verschlingt somit alleine 130 Millionen Dollar, das ist fast der komplette Cap. Nimmt man dann auch noch Deandre Ayton hinzu, flirten die Suns schon jetzt mit der Luxussteuer und laufen Gefahr, nicht einmal die Taxpayer Midlevel Exception verwenden zu dürfen. Womöglich folgt noch ein Trade von Ayton, um dem Kader doch noch etwas mehr Tiefe zu verleihen, denn das Auffüllen des Kaders mit Minimalverträgen ist nicht die beste Wahl, wie die Los Angeles Lakers aus dem Jahr 2021/22 bestens bewiesen.

Damals war jede Verletzung von Anthony Davis oder LeBron James ein echtes Problem. Ähnliches könnte auf Phoenix zukommen, da Durant seit Jahren nicht mehr ohne Verletzungen durch ein Spielzeit kommt. Ähnlich ist es auch mit Beal, der in den vergangenen drei Jahren 60, 40 und 50 Partien bestritt.

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Gleichzeitig ist es auch nicht so, dass Beal das letzte Puzzleteil für dieses Suns-Team ist. Klar, Booker hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er Spielmacher-Aufgaben übernehmen kann und auch Beal tat dies nach dem Trade von John Wall lange Zeit in Washington, doch eine weitere ordnende Hand wäre wünschenswert gewesen. Phoenix hat jetzt immerhin einen zweiten Guard, der Druck auf den Ring ausüben kann, auf der Gegenseite ist der Backcourt allerdings recht klein (sollte Phoenix doch noch einen Point Guard finden) und defensiv anfällig.

Booker hat in der Verteidigung zwar Fortschritte gemacht und auch Beal war vor einiger Zeit mal ein solider Verteidiger, doch verlassen sollte man sich darauf nicht. Der Preis für den Trade selbst mag zwar in einer Zeit, in der First Rounder wie Bonbons durch die NBA geworfen werden, niedrig sein, doch die Opportunitätskosten für die Suns sind so hoch, dass dieser Deal große Zweifel hinterlässt.

Phoenix Suns: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2023/24 (Gehälter in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/27
Kevin Durant (34)Forward47,751,254,7UFA
Bradley Beal (29)Guard46,750,253,757,1*
Devin Booker (26)Guard36,050,154,158,1
Deandre Ayton (24)Center32,534,035,6UFA
Cameron Payne (28)Guard6,5***UFA--
Ish Wainright (28)Forward1,9**RFA--

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Ist Phoenix so wirklich ein ernstzunehmender Contender? Daran dürfen Zweifel angemeldet werden. Eine Verletzung - und schon wackelt das Fundament bedenklich, sodass man annehmen darf, dass die Suns vor allem in der Regular Season sehr wechselhaft auftreten werden. Vermutlich wird Besitzer Mat Ishbia hier wieder eine große Rolle gespielt haben, innerhalb von wenigen Monaten ist das nun schon der zweite enorm riskante Trade (nach Durant), den die Suns eingefädelt haben.

Der Milliardär ist durch sein Hypothekengeschäft (besser gesagt sein Vater) reich geworden, eine solche haben jetzt die Suns aufgenommen. Dieses Team ist nun so All-In, dass es nur so kracht - und im Gegensatz zu den Brooklyn Nets vor zwei Jahren mit Kyrie Irving, James Harden und KD ist der Weg zu einer möglichen Meisterschaft weniger offensichtlich und selbst die Nets schafften es nicht. Ayton bleibt die letzte Trumpfkarte, um diesen Kader sinnvoller zu machen und sind wir ehrlich: Ein echtes Ass ist auch das nicht.

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Trade von Bradley Beal: Die Sicht der Wizards

Die Wizards waren von Anfang an in einer schlechten Position, so erklärt sich auch der scheinbar geringe Gegenwert. Durch die No-Trade-Klausel konnte Beal diktieren, mit welchem Team Washington verhandeln solle und da Phoenix keine Erstrundenpicks zur Verfügung hatte, mussten sich die Wizards letztlich mit diesem Paket aus jeder Menge Zweitrundenpicks begnügen. Vor ein paar Jahren hätten die Wizards viel mehr für den Guard bekommen, doch das alte Regime verpasste die Gelegenheit zu verkaufen, als Beals Wert so hoch wie nie zuvor war.

Berichten zufolge war Beal auch an einem Trade nach Miami interessiert, doch aus Angst, dass der Markt komplett einbricht, handelten die Wizards umgehend. Ein Fehler? Ein Gedankenspiel: Was wäre gewesen, wenn Damian Lillard doch in Portland bleibt oder nicht nach Miami getradet wird? Hätten die Wizards dann nicht von Miami ein besseres Angebot als das der Suns erhalten? Möglich, aber scheinbar wollte Washington schnell Fakten schaffen.

Immerhin ist nun die Richtung der Franchise nach jahrelangem Gewurstel und der Jagd nach dem 8-Seed klar. Es wird einen Rebuild geben, darauf deuten auch die Berichte hin, dass die Wizards CP3 weiterleiten werden. Auch dafür dürften die Wizards noch einen gewissen Gegenwert erhalten.

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Zunächst einmal sind die Wizards aber den Albatross-Vertrag von Beal los und mussten dafür nicht draufzahlen. Dazu ist der Vertrag von Shamet nur für die kommende Saison garantiert und auch Kristaps Porzingis könnte in diesem Sommer Free Agent werden, sollte er seine Spieler-Option über 36 Millionen Dollar nicht ziehen. Es ist auch davon auszugehen, dass Kyle Kuzma (Spieler-Option über 13 Millionen) die Wizards verlässt.

So könnten die Wizards innerhalb weniger Tage kompletten Frühjahrsputz machen. Mit dem gewonnenen Capspace können die Hauptstädter nun schauen, wessen unerwünschte Verträge sie aufnehmen wollen und noch den ein oder anderen Pick herausschlagen.

Auf dem Papier sieht der Deal nicht gut aus und womöglich hätte Washington von anderen Teams mehr bekommen können, doch viel wichtiger ist, dass nun die ewige Jagd nach dem letzten Playoff-Platz vorerst Geschichte ist. Nun kann der neue Boss Michael Winger von vorne anfangen und über Jahre versuchen, ein neues Team aufzubauen, welches nicht auf nur maximal 40 bis 45 Siege limitiert ist. Eine grauere Maus als die Wizards gab es zuletzt in der NBA nicht.

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Washington Wizards: Diese Spieler haben einen Vertrag für 2023/24 (Gehälter in Mio. Dollar)

Spieler (Alter)Position23/2424/2525/2626/27
Kristaps Porzingis (27)Center36,0*UFA--
Chris Paul (38)Guard30,830,0***UFA-
Kyle Kuzma (27)Forward13,0*UFA--
Daniel Gafford (24)Center12,413,414,4UFA
Landry Shamet (26)Guard10,311,0***11,8**UFA
Monté Morris (27)Guard9,8UFA--
Delon Wright (31)Guard8,2UFA--
Deni Avdija (22)Forward6,3RFA--
Johnny Davis (21)Guard5,15,3**6,7**RFA
Corey Kispert (24)Forward3,75,7**RFA-
Anthony Gill (30)Forward2,0UFA--
Jordan Goodwin (24)Guard1,9***2,1**UFA-
Isaiah Todd (21)Forward1,82,0**UFA-
Xavier Cooks (27)Forward1,72,0***2,2**UFA

* Spieler-Option, ** Team-Option, *** nicht oder nur zu Teilen garantiert, UFA = Unrestricted Free Agent, RFA = Restricted Free Agent

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Wie geht es für Chris Paul weiter?

Wie Chris Haynes (Bleacher Report) meldet, ist es sehr wahrscheinlich, dass Chris Paul kein einziges Spiel für die Wizards absolvieren wird. Klar ist zumindest, dass CP3 in der kommenden Saison nicht für Phoenix auflaufen wird. Sollte Washington den Guard entlassen, ist es Phoenix nicht erlaubt, Paul erneut unter Vertrag zu nehmen.

Laut Marc Stein bestehe großes Interesse am 38-Jährigen, vornehmlich durch die beiden Teams aus L.A. The Athletic meldet zwar, dass Washington sich vorstellen könnte, mit Paul in die neue Saison zu gehen, allerdings werden die Wizards mit CP3 kooperieren, damit dieser zu einem Contender getradet werden kann.

In diesem Szenario wären die Lakers wohl chancenlos, was eine Reunion von Paul mit den Clippers wahrscheinlich werden lässt. Genügend Verträge als Gegenwert hätten die Clips, um den Point God tatsächlich zurück nach L.A. zu bringen. Die nächsten Tage werden Aufklärung bringen. Laut Brian Windhorst (ESPN) ist das Gehalt von Paul nun auch voll garantiert (zuvor nur 15,8 Mio.).

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