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MLB Winter Meetings: 800 Millionen in drei Tagen - Baseball boomt auch im Winter

Anthony Rendon, Gerrit Cole und Stephen Strasburg (v.l.) sind die großen Gewinner des Winter Meetings 2019.
© getty

Bei den Winter Meetings der MLB geht es in diesem Jahr hoch her. Erstmals seit langem kam es im Dezember zu absoluten Mega-Deals - die vor allem ein Agent eingefädelt hat. Die New York Yankees fangen ihren "White Whale", während die Washington Nationals ihren MVP halten können, einen weiteren Leistungsträger jedoch verlieren. Zudem werden Regeländerungen beschlossen.

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In den vergangenen Tagen versammelte sich die Baseballwelt geschlossen in San Diego. Der Anlass: Die jährlichen Winter Meetings, die traditionell zwei Wochen nach Thanksgiving und bei sommerlichen Temperaturen in einem Luxushotel-Komplex veranstaltet werden - diesmal im Hilton San Diego Bayfront. Teameigner, Funktionäre, Manager, Spieler-Agenten und vereinzelt auch Spieler tummeln sich dann über mehrere Tage in den Fluren, Bars und Konferenzräumen, um miteinander zu plaudern und bestenfalls auch Deals abzuschließen. Trades, aber auch Free-Agent-Verpflichtungen stehen im Fokus

In diesem Jahr produzierten diese Meetings im Gegensatz zu den vergangenen Jahren sogar richtig große Schlagzeilen: großes Feuerwerk bereits knapp drei Wochen vor Silvester! Grund dafür sind drei Mega-Vertragsabschlüsse, die man in den vergangenen Meetings noch vermisst hatte.

Im Vorjahr etwa wartete alles vergeblich auf die Unterschriften von Superstars wie Bryce Harper oder Manny Machado, die beide erst im Frühjahr zu ihren - immer noch - Monsterverträgen kamen. Nicht so in diesem Winter.

Der Free-Agent-Markt war bereits in den Wochen zuvor zaghaft ins Rollen gekommen. Pitcher Zack Wheeler etwa hatte für fünf Jahre und 118 Millionen Dollar bei den Philadelphia Phillies unterschrieben. Catcher Yasmani Grandal wiederum landete bei den Chicago White Sox (4 Jahre/73 Millionen Dollar) und Infielder Mike Moustakas spielt nun bei den Cincinnati Reds (4 Jahre/68 Millionen Dollar).

MLB: Mike Moustakas als Startschuss für wilde Free-Agent-Fahrt

Moustakas ist ein gutes Stichwort, war sein Deal doch der Startschuss für einen sagenhaften Transferwinter für Super-Agent Scott Boras, dessen Weihnachten schon sehr früh kam. Alle drei Monster-Deals in dieser Woche - Gerrit Cole zu den Yankees, Stephen Strasburg bei den Nationals und Anthony Rendon zu den Angels - gehen im Prinzip auf seine Kappe. Insgesamt sicherte der berühmt-berüchtigte Berater seinen Klienten nun also schon 880 Millionen Dollar an garantiertem Gehalt allein in diesem Winter.

Wo selbiger früher auch schon mal hart verhandeln musste - Harper brachte er 2018 erst spät im Spring Training bei den Phillies unter - war Boras' Job dieses Jahr relativ leicht. Speziell Cole war Objekt der Begierde bei gleich zwei der finanziell potentesten Teams der Liga.

Die Yankees deuteten ihr immenses Interesse bereits früh in der Offseason an und machten keinen Hehl daraus, wie sehr sie den Ex-Astro wollten. Cole, der Game-Changer, der sich 2018 endgültig als bester Pitcher der MLB etablierte. Yankees-General-Manager Brian Cashman bezeichnete ihn in Anlehnung an Moby Dick gar als seinen "White Whale", also dicken Fisch, den man vielleicht nur einmal in sehr langer Zeit bekommen kann. Durch die Bank lieferte Cole die beste Leistung des Jahres ab und bestätigte diese auch nochmal nachhaltig in den Playoffs - auch gegen die Yankees.

Agent Scott Boras: Deals im Winter 2019

SpielerPosition(Neues) TeamVertrag (US-Dollar)
Gerrit ColePitcherNew York Yankees9 Jahre / 324 Millionen
Stephen StrasburgPitcherWashington Nationals7 Jahre / 245 Millionen
Anthony RendonThird BasemanLos Angeles Angels7 Jahre / 245 Millionen
Mike MoustakasSecond BasemanCincinnati Reds4 Jahre / 68 Millionen

Selbige jagten Cole allerdings schon länger als diesen Winter. Sie waren es, die ihn 2008 als High-School-Pitcher in der ersten Runde des Drafts gezogen hatten. Er entschied sich damals jedoch gegen die Big Leagues und ging lieber aufs College UCLA. 2011 wurde er als erster Pick im Draft erneut von den Pittsburgh Pirates gezogen. Als die ihn dann vor der Saison 2018 auf den Trade Block setzten, waren die Yankees erneut dran, wurden aber von den Houston Astros ausgestochen.

New York Yankees warten seit 2009 auf World Series

Nun jedoch ging es "nur" noch um Geld. Und eine sportliche Perspektive natürlich, doch Boras wird in aller Regel dann engagiert, wenn die Finanzen die entscheidende Rolle spielen. Und nachdem Teameigner Hal Steinbrenner grünes Licht gab, den Geldtransport vorzufahren, war es im Grunde nur Formsache: Die Bronx Bombers würden im dritten Anlauf nicht zum dritten Mal scheitern. Zu groß war die Chance, das ohnehin schon gute Team (mindestens 100 Siege in den Saisons 2018 und 2019) auf das nächste Level zu hieven.

Motiviert ist man in der Bronx ohnehin, wartet man doch bereits seit 2009 auf einen World-Series-Triumph. Und so wurde im Prinzip das wiederholt, was damals schon zum großen Ziel geführt hatte: Am Rande der Winter Meetings wurde der beste Pitcher auf dem Markt, ein wahrhaftiges "Ace", mit enorm viel Geld davon überzeugt, die Pinstripes anzulegen. Damals war es CC Sabathia, der für die Rekordsumme von 161 Millionen Dollar über sieben Jahre verpflichtet wurde. Nun eben sind es 324 Millionen über neun Jahre.

Stephen Strasburg bleibt bei den Nationals

Bei Strasburg und den Nationals war die Sachlage freilich eine andere. Er entschied sich letztlich für sein bisheriges Team, das ihn 2009 zum ersten Pick im Draft gemacht hatte und danach zum Superstar aufgebaut hatte. Strasburg machte nie einen Hehl daraus, gern in der US-Hauptstadt bleiben zu wollen, zumal er sein Team gerade erst als Series-MVP zum ersten World-Series-Triumph in der Franchise-Geschichte geführt hatte - gegen Cole und die Astros.

Das Geld war ebenfalls keine wahnsinnig große Hürde, zumal Strasburg ohnehin schon fürstlich von den Nationals entlohnt wurde und bereits vor einigen Jahren einen Monstervertrag über sieben Jahre und 175 Millionen Dollar unterschrieben hatte - ein unübliches Vorgehen, wenn ein Team das nicht tun muss. Zur Erklärung: MLB-Spieler stehen nach ihrem Debüt zunächst sechs Jahre unter Teamkontrolle, ein Team muss also keine langfristigen Verträge mit ihnen schließen. Stattdessen sind eine Reihe von Einjahresverträge durchaus dankbar, da ein Spieler erst nach besagten sechs Jahren Free Agent werden kann - es sei denn, das Team lässt einen Spieler ziehen.

Dieses Wohlwollen zahlte sich nun aus: Strasburg zog eine Klausel und stieg aus den finalen vier Jahren dieses Kontrakts aus, um in der Free Agency nochmal deutlich mehr abzukassieren.

Angels: Anthony Rendon als Unterstützung für Mike Trout

Rendon wiederum, der auch maßgeblichen Anteil am World-Series-Triumph der Nats hatte und ebenfalls ein früherer Erstrundenpick des Teams war, verlässt die Hauptstadt. Ihm blieb aber letztlich nach der Strasburg-Verlängerung auch keine andere Wahl als seine Zelte abzubrechen: Die Lerner-Familie, die Teameigner der Nats, hatten betont, sich nicht beide Stars leisten zu können. Eine Haltung, der Boras gegenüber der versammelten Medienschar in San Diego deutlich widersprach.

So sind es nun die Angels geworden, die so dringend Verstärkungen benötigen. Sie haben bereits den besten Spieler im Baseball - potenziell sogar besten Spieler aller Zeiten - in Mike Trout. Kurz vor Saisonbeginn 2019 war es ihnen gelungen, den Center Fielder wohl bis an dessen Karriereende zu binden: Die nie dagewesene Summe von 426,5 Millionen Dollar bis 2030 besiegelte den Pakt.

Das änderte aber nichts daran, dass die Angels schon seit ein paar Jahren in der American League West mehr oder minder chancnelos sind. Die Astros sind übermächtig und die Oakland Athletics erfanden sich vor kurzem auch zum wiederholten Male neu und haben die Angels abermals hinter sich gelassen. Zudem bauen die Texas Rangers gerade ein verheißungsvolles Team auf. Trout brauchte also dringend Unterstützung.

Das Werben um Cole blieb erfolglos: Man bot dem Pitcher eine Summe "unter 300 Millionen Dollar", wie die LA Times berichtete, was einfach nicht reichte, zumal der langjährige Yankee-Fan auch noch den modernen von Daten und Analytics getriebenen Ansatz der Yankees bevorzugte. Und so musste anderswo ein Ausrufezeichen gesetzt werden.

Rendon macht das Lineup tiefer und gibt Trout - und Allzweckwaffe Shohei Ohtani - mehr Protection. Was bleibt, ist die Baustelle Pitching. Hier wiederum sollen die Fühler der Halos aber weiter ausgestreckt sein: Vielleicht kommt noch Madison Bumgarner (Giants), vielleicht Byun-Jin Ryu vom Stadtnachbarn Dodgers. Oder ein Trade für Corey Kluber von den Cleveland Indians kommt zustande.

Unterm Strich ist Rendon ein Signal an die Konkurrenz, dass es die Angels ernst meinen. Ob es ihnen gelingt, darauf aufzubauen, wird schon früh den Weg für die kommende Saison - und darüber hinaus - aufzeigen.

MLB: Regeländerungen für 2020 beschlossen

Abgesehen von teuren Deals bieten die Winter Meetings aber immer auch die Zeit für Funktionäre, wichtige Entscheidungen zu treffen. So auch in diesem Jahr.

Wie Commissioner Rob Manfred erklärte, wurde Nägel mit Köpfen gemacht, was ein paar wichtige Regeländerungen betrifft. Drei zentrale Punkte, die schon länger im Gespräch waren, kommen nun sicher 2020:

  • Die aktiven Kader der MLB-Teams werden von 25 auf 26 Spieler erweitert. Wie die genaue Verteilung zwischen Pitchern und Positionsspielern aussehen wird, bleibt noch offen.
  • Die Injured List wird für Pitcher wieder auf ein Minimum von 15 Tagen angesetzt. Heißt: Wenn ein verletzter Pitcher auf die IL gesetzt wird, muss er mindestens 15 Tage aussetzen. Für Positionsspieler hingegen hat die im Vorjahr neu eingeführte 10-Day-IL weiter Bestand. Die Idee dahinter: Bei nur zehn Tagen Pause würden Starting Pitcher nur einen Start verpassen, was Teams zuletzt dazu verleitete, erschöpften Pitchern eine gut getimte Pause mithilfe der IL zu verschaffen. Das fällt nun weg.
  • Das 3-Batter-Minimum für Relief Pitcher kommt. Das heißt: Pitcher, die eingewechselt werden, müssen mindestens gegen drei Schlagleute antreten, ehe sie wieder ausgewechselt werden können. Ausnahmen: Wenn der Reliever das Inning beendet, kann er danach wieder ausgetauscht werden, obwohl er vielleicht weniger als nur einem Batter gegenüberstand. Und bei Verletzungen sind Wechsel immer möglich. Die Idee dahinter ist, dass häufige Pitcher-Wechsel während eines Innings zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Und Manfred hat sich auf die Fahne geschrieben, das Tempo des Spiels zu erhöhen und im Gegenzug die Gesamtspielzeit einer Partie zu verkürzen.
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