Wimbledon, Tag 6: Zverev folgt Kerber ins Achtelfinale - Federer schreibt Geschichte

Von SPOX/SID
Zverev steht im Achtelfinale von Wimbledon.
© getty

Am sechsten Tag von Wimbledon haben Angelique Keber und Alexander Zverev das Achtelfinale von Wimbledon erreicht. Auch Roger Federer ist eine Runde weiter. Außerdem setzten sich Daniil Medvedev und Ashleigh Barty durch.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mit dem schlechten englischen Wetter kam für Angelique Kerber die Wende zum Guten, Alexander Zverev schaffte sein Comeback auch ohne Hilfe von oben. Die beiden deutschen Spitzenspieler haben sich in Wimbledon nach Satzrückständen stark ins Achtelfinale gekämpft, vor allem Kerber zeigte eine enorme Steigerung. Nach einer Regenunterbrechung wirkte die Siegerin von 2018 wie ausgewechselt, verkörperte die pure Dominanz - und bringt sich immer mehr als Titelanwärterin in Stellung.

"Ich hatte wirklich einen Fehlstart. Es war gut, dass es geregnet hat", erzählte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin nach dem 2:6, 6:0, 6:1 gegen Alexandra Sasnowitsch aus Belarus lachend: "Für mich war der Schlüssel, dass ich mich gepusht habe und aggressiv gespielt habe, nachdem ich wieder auf den Platz gekommen bin. Ich wollte einfach von Null anfangen und nicht an das Ergebnis denken."

Auch der Weltranglistensechste Zverev hatte anfangs im Duell zweier guter Aufschläger gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz deutlich mehr Probleme als bei seinen lockeren beiden Siegen zum Auftakt. Letztlich löste der Hamburger auch diese Aufgabe beim 6:7 (3:7), 6:4, 6:3, 7:6 (7:4) stark und trifft am "Manic Monday" auf den kanadischen Weltranglisten-19. Felix Auger-Aliassime, dessen Drittrundengegner Nick Kyrgios nach zwei Sätzen verletzt aufgeben musste.

"Es war nicht mein bestes Match in diesem Turnier. Aber ich habe einen Weg gefunden, zu gewinnen, das ist das Wichtigste", sagte Zverev: "Am Ende des Tages musst du kämpfen, und das habe ich gut gemacht. Du kannst bei einem Grand Slam nicht zwei Wochen lang dein bestes Tennis zeigen."

Die 33 Jahre alte Kerber bekommt es hingegen mit US-Nachwuchshoffnung Cori Gauff zu tun, die sich bislang ebenfalls sehr stark präsentiert. "Ich sehe das Feuer in ihr", sagte Kerber über die 17-Jährige, die im Ranking fünf Plätze vor ihr liegt: "Ich weiß, dass es ein hartes Match wird." Doch die Form bei Kerber stimmt, nach dem Turniersieg bei der Generalprobe in Bad Homburg steht sie nun schon bei acht Erfolgen auf Rasen in Serie.

zverev-1200-2
© getty

Kerber dreht nach Regenunterbrechung auf

Allerdings wurde Kerber kalt erwischt, mit ihrem forschen Spiel stellte Sasnowitsch sie vor große Probleme. Ihre ersten beiden Aufschlagspiele gab die Kielerin direkt ab und geriet 0:4 in Rückstand. Kerber agierte fast nur aus der Defensive, ihre mutige Kontrahentin machte hingegen kaum Fehler.

Sasnowitsch wirkte wesentlich frischer als die Deutsche, die am Donnerstag die Spanierin Sara Sorribes in fast dreieinhalb Stunden niedergerungen hatte. Beim Stand von 1:5 sorgte aber der Regen dafür, dass sich Kerber in der über eineinhalbstündigen Pause neu sortieren konnte. Danach zeigte sie eine ganz andere Körpersprache, wirkte viel griffiger und zwang Sasnowitsch mit mehr Power regelrecht zu Fehlern. Die Belarussin war sichtlich beeindruckt und hatte gegen diese Dominanz keine Chance mehr.

Zverev verliert ersten Satz

Zverev musste gegen Fritz deutlich mehr kämpfen, es gab nur wenige Chancen für die Returnspieler. Zunächst war der Amerikaner, der vor einem Monat bei den French Open noch im Rollstuhl den Platz verlassen und sich anschließend einer Meniskus-Operation am rechten Knie unterziehen musste, der etwas aktivere Spieler und gewann den ersten Satz im Tiebreak verdient.

Doch Zverev erhöhte anschließend den Druck von der Grundlinie und suchte auch häufiger den Weg ans Netz. Bei eigenem Aufschlag leistete sich der US-Open-Finalist ohnehin keine Wackler - zwei Breakmöglichkeiten im fünften Spiel des zweiten Satzes blieben die einzigen für Fritz im gesamten Match. Im vierten Satz musste wieder der Tiebreak entscheiden - diesmal mit dem besseren Ende nach 2:37 Stunden für Zverev.

Federer drittältester Achtelfinalist der Geschichte

Rekordsieger Roger Federer nimmt in Wimbledon weiter Schwung auf und hat zum 18. Mal das Achtelfinale erreicht. Der achtmalige Titelträger aus der Schweiz bezwang am Samstag den Briten Cameron Norrie, der bei der Rasen-Generalprobe im Londoner Queen's Club noch das Finale erreicht hatte, mit 6:4, 6:4, 5:7, 6:4. Im Kampf ums Viertelfinale wird Federer vom Italiener Lorenzo Sonego herausgefordert.

Mit 39 Jahren und 337 Tagen ist Grand-Slam-Rekordchampion Federer der drittälteste Spieler, der in der Ära des Profitennis (seit 1968) das Achtelfinale in Wimbledon erreichte. Nur Pancho Gonzales (USA) 1969 und Ken Rosewall (Australien) 1975 waren älter.

In der zweiten Runde hatte Federer, der nach über einjähriger Verletzungspause mit zwei Knieoperationen erst im März wieder auf die Tour zurückgekehrt war, den Franzosen Richard Gasquet klar in drei Sätzen besiegt. In der Auftaktrunde hatte dem "Maestro" noch das Aus gedroht, als er von der verletzungsbedingten Aufgabe von Adrian Mannarino (Frankreich) profitierte.

Medwedew holt 0:2-Satzrückstand auf

Der Weltranglistenzweite Daniil Medwedew musste für den Einzug in die zweite Turnierwoche derweil sein ganzes Können zeigen. Der Australian-Open-Finalist aus Russland setzte sich nach großem Kampf 6:7 (3:7), 3:6, 6:3, 6:3, 6:2 gegen Marin Cilic aus Kroatien (Nr. 32) durch und trifft nun auf den Polen Hubert Hurkacz.

Weiterhin nicht zu bremsen ist French-Open-Siegerin Barbora Krejcikova. Die Tschechin zog durch ein 7:6 (7:1), 3:6, 7:5 gegen Anastasija Sevastova (Lettland) erstmals ins Wimbledon-Achtelfinale ein und hat nun 15 Matches in Folge gewonnen.

Vor ihrem ersten Grand-Slam-Titel in Roland Garros hatte die 25-Jährige schon das WTA-Turnier in Straßburg für sich entschieden. Im Achtelfinale kommt es nun zum Duell mit der Weltranglistenersten Ashleigh Barty (Australien), die durch ein 6:3, 7:5 gegen die Tschechin Katerina Siniakova das Weiterkommen sicherte.

Wimbledon: Ostapenko attackiert Tomljanovic

Jelena Ostapenko hat in der dritten Runde nach drei Sätzen (6:4, 4:6, 2:6) gegen Ajla Tomljanovic verloren. Anschließend erhob die ehemalige French-Open-Siegerin aus Lettland schwere Vorwürfe gegen ihre Gegnerin.

"Du hast null Respekt", sagte Ostapenko nach dem Spiel und legte nach: "Ihr Verhalten ist schrecklich, schrecklich!". Danachgiftete sie in Tomljanovics Richtung, dass diese gern mit ihrem Physiotherapeuten sprechen dürfe.

Was war passiert? Tomljanovic hatte in der vorangegangenen Auseinandersetzung immer wieder unterstellt, Ostapenko würde eine Verletzung vortäuschen und hatte deshalb auch am Ende den obligatorische Handschlag verzögert.

Im dritten Satz hatte Tomljanovic 4:0 geführt, ehe sich Ostapenko wegen einer vermeintlichen Bauchverletzung behandeln ließ und dem Stuhlschiedsrichter erklärte: "Ich kann nicht weitermachen. Ich habe Schmerzen." Die Australierin glaubte ihrer Widersacherin allerdings kein Wort und wollte einen Supervisor zu Rate ziehen, um die ihrer Meinung nach nur vorgetäuschte Situation klären zu lassen.

"Du weißt, dass sie lügt, oder? Wir wissen es alle. Berücksichtigst Du, dass sie gut aussah?", sagte Tomljanovic dem Refereee. Trotzdem wurde die Partie unterbrochen und erst nach elf Minuten fortgesetzt. Ihre Wut hielt auch trotz des Sieges an. Sie bezeichnete Ostapenkos Verhalten als "schändlich" und "lächerlich" und warf der Lettin vor, ein schlechtes Vorbild zu sein.

Auch Ostapenko legte noch einmal nach: "Wenn ich bei 50 Prozent gespielt hätte, hätte ich sie geschlagen. Es ist so respektlos von ihr. Jeder Athlet kann schließlich eine Verletzung erleiden."

Sie habe die Blessur bereits seit längerem verspürt, doch "irgendwann wurden die Schmerzen immer größer, konnte ich nicht mehr aufschlagen."

Wimbledon: Die Top-Matches des 6. Tages im Überblick

Herren

Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis
Alexander Zverev (GER/4)Taylor Fritz (USA/31)6:7 (3), 6:4, 6:3, 7:6 (4)
Roger Federer (SUI/6)Cameron Norrie (GBR/29)6:4, 6:4, 5:7, 6:4
Daniil Medvedev (RUS/2)Marin Cilic (CRO/32)6:7 (3), 3:6, 6:3, 6:3, 6:2
Matteo Berrettini (ITA/7)Aljaz Bedene (SLO)6:4, 6:4, 6:4
Nick Kyrgios (AUS)Felix Auger-Aliassime (CAN/16)6:2, 1:6 Aufgabe

Damen

Spieler 1Spieler 2Ergebnis
Angelique Kerber (GER/25)Aliaksandra Sasnovich2:6, 6:0, 6:1
Ashleigh Barty (AUS/1)Katerina Siniakova (CZE)6:3, 7:5
Emma Raducanu (GBR)Sorana Cirstea (ROU)6:3, 7:5
Barbora Krejcikova (CZE/14)Anastasija Sevastova (LAT)7:6 (1), 3:6, 7:5
Coco Gauff (USA/20)Kaja Juvan (SLO)6:3, 6:3
Artikel und Videos zum Thema