Mit Rückenwind und "ohne Druck": Kerber kehrt befreit nach Wimbledon zurück

SID
Angelique Kerber geht nach dem Turniersieg mit viel Selbstvertrauen nach Wimbledon.
© imago images

Ein lauter Schrei, ein breites Lächeln, und die Oma verdrückte ein Tränchen auf der Tribüne: Pünktlich vor Beginn des Grand-Slam-Highlights auf dem "heiligen Rasen" von London hat sich Angelique Kerber in starker Verfassung gezeigt und ihren ersten Titel seit ihrem Wimbledon-Triumph 2018 gewonnen. Die Kielerin bezwang bei ihrem Heimspiel in Bad Homburg im Finale die Tschechin Katerina Siniakova mit 6:3, 6:2.

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"Das bedeutet mir sehr viel heute. Das ist mein Belag, ich hab mich auf Rasen sehr wohlgefühlt und freue mich einfach, endlich mal wieder ein Turnier gewonnen zu haben", sagte eine sichtlich erschöpfte Kerber nach der Partie in der ARD: "Das alles vor meinen Freunden und meiner Familie zu schaffen, ist umso schöner".

Kerber bekam beim Endspiel die ganz große Bühne: Die ARD zeigte die Partie live und in voller Länge. "Damit möchten wir einem breiten Publikum ein spannendes und hochwertiges Programmangebot machen", begründete Marcus Augustin, Sportchef des Hessischen Rundfunks, die kurzfristige Entscheidung.

Die Vorfreude auf das Finale gegen die acht Jahre jüngere Siniakova war groß: "Ich will da rausgehen und es genießen", sagte Kerber vor dem Match. Gegen die Tschechin, die als Doppelspezialisten gilt und vor zwei Wochen die French-Open in dieser Konkurrenz gewonnen hatte, hatte sie zuvor vier von fünf Duelle gewonnen. Im Halbfinale hatte Kerber die topgesetzte und zweimalige Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova, ebenfalls aus Tschechien, ausgeschaltet.

Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber, die ihr erstes Finale seit Juni 2019 bestritt, zeigte vor 600 Zuschauern nicht ihr bestes Tennis, profitierte aber von vielen einfachen Fehlern ihrer Gegnerin im ersten Satz. "Komm schon", sagte die 33-Jährige immer wieder und pushte sich nach gewonnen Punkten.

Wimbledon: In Runde drei gegen Serena?

Im zweiten Satz wirkte Kerber zunehmend müde, die 76. der Weltrangliste verpasste es aber, daraus Profit zu schlagen. Am Freitag hatten beide Spielerinnen eine Doppelschicht eingelegt und sowohl Viertel- als auch Halbfinale gespielt. Nach 1:25 Stunden verwandelte die beste deutsche Tennisspielerin ihren dritten Matchball.

Für Kerber war es nach dem Erfolg in Wimbledon und dem Sieg in Birmingham 2015 der dritte Titel auf Rasen und der 13. Turniersieg insgesamt. In Bad Homburg fungierte sie auch als Turnierbotschafterin, ihr Management veranstaltete die Premiere des Rasenturniers im ältesten Tennisklub auf dem europäischen Festland.

Nach enttäuschenden Monaten mit zwei Erstrundenpleiten bei den Australian und French Open weckt Kerber nun Hoffnungen auf ein starkes Turnier in London. Die Auslosung für den Rasenklassiker bescherte Kerber in Wimbledon die Serbin Nina Stojanovic als dankbare Auftaktgegnerin. "Ich reise ohne Druck nach Wimbledon", betonte Kerber nach ihrem Finalsieg. Doch schon in der dritten Runde könnte es zur Neuauflage des Endspiels vor drei Jahren gegen US-Superstar Serena Williams kommen.

Kerber: "Ein großes Turnier gewinnen"

Sie selbst hält die Erwartungen auch deshalb niedrig. "Dieses Selbstvertrauen, wieder Matches zu gewinnen, ist da", sagte Kerber, betonte jedoch: "Trotzdem gehe ich nicht als Favoritin nach Wimbledon. Eine Favoritenrolle will ich gar nicht einnehmen, denn ich weiß, dass das Turnier wieder bei null losgeht."

Stattdessen schlage sie in Wimbledon "ohne Druck" auf. "Jede einzelne Runde ist ein Sieg für mich", sagte sie: "Und dann gucken wir, wie lange die Reise dieses Jahr in Wimbledon für mich gehen wird."

Auch wie lange die Reise insgesamt noch gehen wird, beschäftigt Kerber im Herbst ihrer Karriere immer mehr. "Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich mache mir über das Karriereende keine Gedanken", sagte sie dem Nachrichtenportal t-online. Doch ein letztes großes Karriereziel treibt sie noch an.

"Der Wunsch ist immer noch da, ein großes Turnier zu gewinnen", sagte Kerber, auch "ein großes Finale in einem vollen Stadion wäre ein Traum." Vielleicht klappt es ja schon auf ihrem geliebten Rasen in Wimbledon.

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