Basketball - DBB-Star Andi Obst im Interview: Bronzemedaille? "Ein weinendes Auge ist bei jedem dabei"

Andi Obst blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Eurobasket zurück.
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Waren Sie überrascht, dass Schröder so lange auf einen neuen NBA-Vertrag warten musste?

Obst: Ein bisschen überrascht war ich schon. Aber am Ende weiß ich auch nicht, was im Hintergrund alles abgeht, wie die Verhandlungen laufen. Thema in der Kabine war das nicht, das ist seine private Angelegenheit.

Was trauen Sie ihm nun bei den Lakers zu? Die Situation des Teams ist ja nicht ganz so einfach ...

Obst: Ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, wie der Kader der Lakers im Detail aussieht. Aber ich denke, dass er der Mannschaft eine Menge geben kann mit seinem Willen und seinem Biss. Sein erster Schritt ist unglaublich schnell, er kann am Korb finishen, seine Mitspieler in Szene setzen. Defensiv kann er eine ziemliche Klette sein.

Ist die NBA eigentlich auch für Sie ein Thema? Ist das ein Traum von Ihnen, den Sie sich gerne erfüllen würden?

Obst: Aktuell schaue ich da nicht drauf. Wenn es klappen sollte, schön. Aber mein großes Ziel ist es erst einmal, mich in der EuroLeague zu etablieren. Das Thema NBA gehe ich ziemlich entspannt an.

Andi Obst schwärmt von den Führungsqualitäten von DBB-Star Dennis Schröder.
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Andi Obst schwärmt von den Führungsqualitäten von DBB-Star Dennis Schröder.

Andi Obst: "Albas Meisterserie schmeckt uns überhaupt nicht"

Apropos EuroLeague. Wie sehen denn da in dieser Saison die Ziele des FC Bayern aus?

Obst: Ich war ja anfangs nicht dabei, als wir über unsere Zielsetzung gesprochen haben. (lacht) Wir wollen uns aber auf jeden Fall in jedem Spiel die Chance erarbeiten, die Partie zu gewinnen. Dafür müssen wir hauptsächlich auf uns schauen und als Mannschaft zusammenfinden. Im ersten Spiel gegen Fenerbahce haben wir gemerkt, dass dies noch etwas Zeit braucht nach einer Vorbereitung, in der eben viele Spieler gefehlt haben.

Die Ziele in der BBL dürften klar sein, endlich mal wieder Alba Berlin nach drei Meistertiteln in Folge vom Thron stoßen. Was macht Sie zuversichtlich, dass das 2022/23 gelingen kann?

Obst: Die Meisterserie von Alba schmeckt uns natürlich überhaupt nicht. Wir haben junge, hungrige Spieler, die bereit sind, alles zu geben und den nächsten Schritt zu gehen. Der Kader wird mit erfahrenen Spielern abgerundet, die nochmal angreifen wollen. Wir haben eine sehr gute Mannschaft beisammen.

Sie gehen in Ihr zweites Jahr beim FC Bayern Basketball, die erste Saison wurde von einigen Höhen und Tiefen begleitet. Wie blicken Sie auf Ihre Premierensaison in München zurück?

Obst: Trotz einiger Rückschläge ganz positiv. Ich hatte zwei Corona-Infektionen, das war ein bisschen bitter. Aber ich habe mich, so gut es ging, da rausgekämpft. Jetzt bin ich sehr gespannt auf meine zweite Saison.

Unter Head Coach Andrea Trinchieri reduzierten sich Ihre Einsatzzeiten in der EuroLeague im Vergleich zur BBL. Als Außenstehender kennt man ihn als sehr aufbrausenden Trainer, wie ist es als Spieler, unter ihm zu spielen? Sie kennen sich schon aus gemeinsamen Bamberger Zeiten.

Obst: Grundsätzlich ist er genauso so, wie er nach außen hin wirkt. Aufbrausend trifft es ganz gut. Er scheut nicht davor zurück, Emotionen zu zeigen. Er hat sehr viel Temperament, bringt dadurch sehr viel Feuer ins Spiel. Er ist ein fordernder und harter Trainer, aber hat auch ein sehr gutes Basketballverständnis, das uns alle weiterbringt.

Andi Obst: "Hoffentlich hält der Boom noch eine Weile an"

Wie sah denn Ihre Vorbereitung auf die neue BBL-Saison aus? Viel Zeit war nicht zwischen EuroBasket und Saisonstart, für Sie tatsächlich nur knapp zwei Wochen.

Obst: Knapp eine Woche hatte ich noch frei, damit sich mein Körper etwas erholen konnte. Anschließend bin ich wieder zur Mannschaft ins Training zurückgekehrt - das war wirklich eine sehr kurze Vorbereitung.

Haben Sie trotzdem jeden Tag drölfhundert Dreier genommen, um Ihr heißes Händchen nicht zu verlieren oder wie darf man sich die Vorbereitung vorstellen?

Obst: Das gehe ich ganz locker an. Ich muss noch schauen, dass ich Kräfte sammle und meinen Körper wieder richtig in Fahrt bekomme. Aber meine Routinen habe ich natürlich fortgesetzt.

Ist es für Sie schwierig, nach der EM-Euphorie in den "BBL-Alltag" zurückzuwechseln?

Obst: Das ist kein Problem. Klar, so ein Turnier ist was ganz Anderes, du spielst jeden zweiten Tag, bist die ganze Zeit im Hotel. Jetzt sind wir aber auch mal Zuhause und können die Freizeit nutzen und genießen. Das erleichtert das Ganze.

Drei Spiele hat der FC Bayern in der Bundesliga bereits absolviert. Nehmen Sie noch die Überbleibsel des EM-Hypes wahr? Oder ist er schon wieder verflogen?

Obst: Man spürt schon noch den Hype. Wie gesagt, viele Fans kommen immer noch mit Glückwünschen auf uns zu. Der Verein hat beispielsweise Nick (Weiler-Babb, Anm. d. Red.) und mich geehrt. Das ist ein Zeichen, dass der Boom noch etwas nachhallt. Hoffentlich hält das noch eine Weile an.

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