Einer verklagte seinen Klub: So geht's den Sommer-Abgängen des BVB

Von Christian Guinin
Dan-Axel Zagadou
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Insgesamt zehn Spieler ließ Borussia Dortmund im vergangenen Sommer-Transferfenster ziehen. Seitdem ist ein mehr als ein halbes Jahr vergangen, weshalb wir beleuchten, wie sich die einzelnen Spieler bei ihren neuen Arbeitgebern so eingelebt haben. Wer konnte seitdem überzeugen? Und für wen hat sich die Situation vielleicht sogar noch verschlimmert?

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Marin Pongracic
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Marin Pongracic

2021 ausgeliehen vom VfL Wolfsburg | 2022 nach Leih-Ende zurück zum VfL Wolfsburg

Nur wenige Monate nach seiner Ankunft bei Borussia Dortmund sorgte der Verteidiger mit einem Rundumschlag gegen seinen Ex-Verein für Schlagzeiten. "Ich war in Wolfsburg abgeschrieben, die hatten gar keinen Bock mehr auf mich", sagte Pongracic. Der 24-Jährige räumte zwar ein, dass er nicht so "draufhauen" dürfe, "weil ich immer noch Spieler von denen bin", tat es aber trotzdem.

Es kam deshalb auch wie es kommen musste: Beim BVB setzte sich Pongracic nicht durch und zog gegen die gesetzten Mats Hummels und Manuel Akanji meist den Kürzeren. Im vergangenen Sommer kehrte er dementsprechend nach Wolfsburg zurück, wo Trainer Niko Kovac keine Verwendung mehr für ihn hatte. Zu allem Überfluss verklagte der Kroate die Wölfe aufgrund angeblich ausgebliebener Prämienzahlungen.

Offiziell steht er zwar immer noch bei den Niedersachsen unter Vertrag, bis zum Saisonende 202/23 ist er allerdings an den italienischen Erstligisten US Lecce ausgeliehen. Immerhin: Dort kam er bis zu seiner schweren Knöchelverletzung Anfang Januar regelmäßig zum Einsatz, auch wenn sich der Verein im tabellarischen Niemandsland in der Serie A befindet.

Reinier
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Reinier

2020 ausgeliehen von Real Madrid | 2022 nach Leih-Ende zurück zu Real Madrid

Mit großen Hoffnungen und Erwartungen schloss sich das brasilianische Talent den Dortmundern im Sommer 2020 per Leihe an, nach zwei Jahren darf man die Zusammenarbeit getrost als riesiges Missverständnis bezeichnen.

Unter keinem der drei Coaches während seiner BVB-Zeit (Lucien Favre, Marco Rose, Edin Terzic) war Reinier ein ernsthafter Kandidat für die Startelf, oft wurde er gar komplett Außen vor gelassen. So sammelte er im Schwarz-Gelben Dress lediglich 738 Minuten in zwei Spielzeiten. "Es war einfach ein Massaker, ich wurde verprügelt. Es war eine sehr schwierige Phase für mich", so der Youngster über seine BVB-Zeit.

Nach seiner Rückkehr zu Madrid wurde der Brasilianer umgehend weiterverliehen - dieses Mal an LaLiga-Klub FC Girona. Doch auch dort hat Reinier mit seinen schwachen Leistungen zu kämpfen. Nur zehnmal durfte er ran, lediglich in einer Partie stand er die vollen 90 Minuten auf dem Rasen.

Nach der Saison soll es zu einer Zusammenkunft bei den Madrilenen kommen, in der die Zukunft des 21-Jährigen geklärt werden soll. Dass es für die Königlichen reicht, darf aber mehr als bezweifelt werden.

Marcel Schmelzer
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Marcel Schmelzer

Stammt aus der BVB-Jugend | Beendete 2022 seine Karriere

17 Jahre lang war der Verteidiger Teil der BVB-Familie, im vergangenen Sommer beendete er dann - auch weil er aufgrund von Verletzungen kaum noch zum Zug gekommen war - seine Profi-Karriere.

Genaue Pläne für seine Zukunft hat Schmelzer aber noch nicht. "Wie es für mich weitergeht, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Ich werde mich jetzt erstmal komplett zurückziehen, ein bisschen reisen, den Kopf und Geist entspannen", sagte er im Frühjahr 2022 gegenüber Sport1.

Er nehme sich "erst einmal die Zeit, um "komplett runterzufahren und dann werde ich ab dem neuen Jahr anfangen zu überlegen wo es dann für mich hingeht".

Dan-Axel Zagadou
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Dan-Axel Zagadou

2017 ablösefrei von PSG B | 2022 nach Auslaufen des Vertrages vereinslos

Auch der Franzose kam als hochgepriesenes Talent nach Dortmund. Aufgrund starker Leistungsschwankungen sowie vielen Verletzungen konnte er sich beim BVB aber nie auf Dauer durchsetzen. Beide Seiten beschlossen deshalb, den im letzten Sommer auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.

Da kein anderer Verein ihn unter Vertrag nehmen wollte, blieb Zagadou zunächst auch vereinslos. Erst Ende September meldete sich der VfB Stuttgart und stattete den Verteidiger mit einem Arbeitsverhältnis bis 2026 aus.

Bei den Schwaben kommt er seitdem zwar regelmäßig zum Einsatz, seine Fehleranfälligkeit hat er aber nicht abgelegt. Mit dem VfB steckt er als Tabellen-18. tief im Abstiegskampf der Bundesliga fest, Coach Bruno Labbadia ließ ihn in den vergangenen beiden Spielen gegen Frankfurt und Wolfsburg sogar jeweils 90 Minuten auf der Bank schmoren.

Marwin Hitz
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Marwin Hitz

2018 ablösefrei vom FC Augsburg | 2022 ablösefrei zum FC Basel

Wurde zunächst als zweiter Mann hinter Stammkeeper Roman Bürki verpflichtet und erfüllte diese Rolle in seinen ersten zweieinhalb Jahren im BVB-Trikot souverän. Nachdem Bürki während der Saison 20/21 jedoch mehrmals hintereinander patzte, setzte ihn Edin Terzic auf die Bank und tauschte ihn mit Hitz aus.

Erst nach der Verpflichtung von Gregor Kobel vom VfB Stuttgart musste der 35-Jährige wieder ins zweite Glied rücken, was Hitz auch ohne großes Gemotze tat. Nach insgesamt vier Jahren für die Borussia verlängerte man in beiderseitigem Einvernehmen den Vertrag dennoch nicht.

Hitz schloss sich darauf dem FC Basel an. Dort ist er unangefochtener Stammspieler und absolvierte, bis auf eine Partie, in der er verletzt fehlte, alle Spiele.

Roman Bürki
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Roman Bürki

2015 gekauft für 3,5 Millionen Euro vom SC Freiburg | 2022 ablösefrei zu St. Louis City

Für den zweiten Schweizer Keeper verlief der BVB-Weg in genau gegensätzlicher Reihenfolge zu Hitz. Bürki war in seinen ersten fünfeinhalb Saisons Stammkeeper der Schwarz-Gelben. Dabei verdrängte er zu Beginn seiner BVB-Zeit sogar Dortmund-Legende Roman Weidenfeller aus dem Kasten.

Nach einer Serie von drei Partien mit sieben Gegentreffern sowie einer anschließenden, mehrwöchigen Verletzungspause Bürkis entschied sich Terzic für Hitz als Nummer eins. Den Konkurrenzkampf mit Hitz sollte Bürki auch auf lange Sicht verlieren.

Ohne jegliche Perspektive und zwischenzeitlicher Degradierung zur Nummer drei verständigten sich beide Seiten im Sommer auf eine Beendigung der Zusammenarbeit. Bürki wechselte daraufhin in die USA zu St. Louis City, wo er wieder unangefochtener Stammspieler ist.

Auf seine Dortmunder Zeit blickt er dennoch mit etwas Wehmut zurück. "Ich war fast sieben Jahre dort. Die Spieler und die Leute sind mir ans Herz gewachsen. Es war kein Happy End, auch wenn ich noch ein Spiel bekommen habe. Wenn du keine Leistung bringst, bist du schnell nichts mehr wert. Ich musste das akzeptieren, auch wenn es nicht einfach war", sagte der 32-Jährige kürzlich gegenüber den Ruhr Nachrichten.

Axel Witsel
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Axel Witsel

2018 gekauft für 20 Millionen Euro von TJ Tianhai | 2022 ablösefrei zu Atlético Madrid

Nach Jahren des fetten Abkassierens in China bei TJ Tianhai suchte der Belgier bei der Borussia noch einmal eine sportliche Herausforderung. Zweieinhalb Jahre gab er beim BVB im Abschluss den Motor im Mittelfeld und verpasste nur wenige Spiele.

Eine Verletzung an der Achillessehne Anfang Januar 2021 im Duell mit RB Leipzig brachte sein Standing bei den Schwarz-Gelben aber dann ins Wanken. Unter Rose, der den Cheftrainer-Stuhl 21/22 übernahm, kam Witsel dann nur noch vereinzelt zum Zug und verlor seinen Platz in der ersten Elf an den aufstrebenden Jude Bellingham sowie Mahmoud Dahoud.

Sein auslaufender Vertrag wurde auch deshalb nach vier Jahren nicht mehr verlängert. Witsel schloss sich Atlético Madrid an, wo es bedeutend besser läuft. 32 Pflichtspiele absolvierte der Belgier in der laufenden Spielzeit bereits.

Steffen Tigges
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Steffen Tigges

2019 ablösefrei vom VfL Osnabrück | 2022 für 1,5 Millionen Euro zum 1. FC Köln

Der Stürmer kam zunächst bei der zweiten Mannschaft des BVB zum Zug, erst ein Jahr nach seinem Wechsel wurde er zu den Profis hochgezogen. Mehr als vereinzelte Kurzeinsätze sollten aber nicht herausspringen. So absolvierte er in zwei Jahren nur 15 Spiele für Dortmund, bei keinem einzigen davon stand er in der Startelf.

Auf der Suche nach einer besseren Perspektive folgte im vergangenen Sommer schließlich der Wechsel nach Köln. Bei den Domstädtern ist er zwar auch nicht unumstritten, seit dem fünften Spieltag stand er jedoch immer auf dem Rasen. Seine Ausbeute von sechs Toren und drei Assists in 31 Pflichtspielen ist darüber hinaus noch ausbaufähig.

Manuel Akanji
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Manuel Akanji

2018 gekauft für 21,5 Millionen Euro vom FC Basel | 2022 für 17,5 Millionen Euro zu Manchester City

Während seiner BVB-Zeit war der Schweizer zumeist in der ersten Elf wiederzufinden, auch wenn es hier und da wacklige Auftritte gab. Eigentlich hätte sein Vertrag in Dortmund noch bis 2023 Gültigkeit besessen, in den Vertragsverhandlungen konnte man sich jedoch nicht auf eine Verlängerung einigen, weshalb der BVB auf einen sofortigen Abgang pochte.

Es folgte eine Schlammschlacht mit gegenseitigen Beschuldigungen. Medienberichten zufolge war das von Akanji geforderte Gehalt den Dortmunder Verantwortlichen deutlich zu hoch, was dieser später in einem Interview dementierte. "Ich habe mit Dortmund nie über Zahlen gesprochen. Es ging mir nie ums Geld. Ich fand es krass, dass mir das aus dem Nichts vorgeworfen wurde", sagte Akanji gegenüber dem Blick.

Seine Ausbootung am Ende der vergangenen Saison sieht Akanji ebenfalls kritisch. "Es war keine einfache Zeit für mich. Ich war ja Teil der Mannschaft und hatte einen laufenden Vertrag, war fokussiert und habe weiterhin Gas gegeben im Training. Das Leistungsprinzip zählte nicht mehr, ich saß auf der Tribüne, egal, wie gut ich trainierte", schoss der Verteidiger gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Einen neuen Verein fand Akanji mit Manchester City dennoch. Dort ist er unter Coach Pep Guardiola zum Erstaunen Vieler Stammspieler. 30-mal stand er in der Startelf - so häufig wie kein anderer Feldspieler der Skyblues.

Erling Haaland
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Erling Haaland

2020 gekauft für 20 Millionen Euro von RB Salzburg | 2022 für 60 Millionen Euro zu Manchester City

Nur zweieinhalb Jahre brauchte der Norweger beim BVB, um zu einem der besten Angreifer des Weltfußballs zu reifen. Im BVB-Dress schoss Haaland zwischen Januar 2020 und Juni 2022 86 Tore in 98 Pflichtspielen, ehe ihn die Schwarz-Gelben für eine Ablösesumme in Höhe von 60 Millionen Euro zu ManCity ziehen ließen.

Und dort macht der Stürmer weiter, wo er in Dortmund aufgehört hat. Ungeachtet vieler Experten, die ihn für seine fehlende Kompatibilität mit dem System Guardiolas und Citys kritisieren, schießt Haaland in der Premier League alles kurz und klein.

Allein in der Liga traf er 28-mal in 26 Einsätzen, jüngst trug er sich mit einem Fünferpack in der Champions League gegen RB Leipzig zudem in die Liste der Spieler ein, denen fünf Tore in einem einzigen Spiel in der Königsklasse gelangen.

"Er lebt 24 Stunden für seine Profession, Arbeit, Leidenschaft, Liebe", sang der spanische Coach ein Loblied über den Norweger. "Die Zahlen sind unglaublich."

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