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WM 2022, Favoriten-Check: Europas Top-Teams in der Krise - nutzt Südamerika seine Chance?

Von Justin Kraft / Christian Guinin
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Frankreich: Ein Top-Favorit außer Form

Frankreich: Die aktuelle Form

Der aktuelle Weltmeister hängt in einer handfesten Formkrise. In der Nations League belegte man in einer Gruppe mit Kroatien, Dänemark und Österreich einen enttäuschenden dritten Rang, nur einen einzigen Dreier fuhr man in sechs Spielen ein.

Lediglich ein Sieg der Kroaten am letzten Spieltag gegen Österreich verhinderte Schlimmeres, nämlich den Abstieg in die League B. Zugutehalten muss man der Équipe Tricolore aber auch die derzeit vielen Verletzten - unter anderem fehlten gegen die Dänen Karim Benzema, Paul Pogba, N'Golo Kanté und das Bayern-Duo Kingsley Coman und Lucas Hernández.

Frankreich: Die Schlüsselspieler

Lediglich einer der absoluten Top-Stars wurde von der aktuellen Verletzungsmisere verschont: Kylian Mbappé. Auf den jungen PSG-Stürmer wird viel angekommen, speziell wenn andere Stars wie Pogba (Knie-Operation) das Turnier verletzungsbedingt verpassen sollten.

Kann Frankreich auf die volle Kapelle zurückgreifen, gibt es andererseits nur wenig andere Mannschaften, die ihnen individuell das Wasser reichen können. Mit Namen wie Benzema, Coman, Nkunku, Kanté, Pavard und Hernández ist man in vielen Mannschaftsteilen sehr gut besetzt.

Frankreich im Vergleich zu 2018

Vor viereinhalb Jahren setzte man sich relativ problemlos als Erster in einer Gruppe mit Dänemark, Peru und Australien durch, ehe man Argentinien, Uruguay, Belgien und schließlich Kroatien ausschaltete und sich zum zweiten Mal den WM-Titel sicherte. Zumindest mental ist man derzeit meilenweit von dieser Form entfernt, auch wenn das Personal auf dem Papier ein sehr ähnliches ist.

Die Stimmung in Frankreich

Die Rückkehr von Benzema in den WM-Kader könnte entscheidend werden. Abgesehen davon gehört Frankreich natürlich auch 2022 zu den absoluten Titelkandidaten. Vor allem die Defensive stand nach den jüngsten Pleiten in der Kritik, hier muss die Équipe Tricolore in jedem Fall noch nachlegen. Dennoch: Schafft man es wie 2018 eine funktionierende Mannschaft zu kreieren, hat Frankreich die Qualität und die Erfahrung, die es für den Titel braucht.

Brasilien: Das Lechzen nach dem goldenen Pokal

Brasilien: Die aktuelle Form

Vier Tore gegen Paraguay, vier gegen Chile, vier gegen Bolivien, fünf gegen Südkorea, drei gegen Ghana und fünf gegen Tunesien - Brasilien ist in diesem Jahr in Torlaune. Ähnlich wie bei den Argentiniern ist nur schwer einzuschätzen, inwiefern sich diese Form auch auf die WM projizieren lässt, aber es ist wohl fair zu sagen, dass die Offensive bereit ist. Auch bei den Buchmachern zählen die Brasilianer zu den absoluten Top-Favoriten.

Brasilien: Die Schlüsselspieler

Neymar ist der schillerndste Offensivstern am brasilianischen Himmel, keine Frage. Doch mit Vinicius Junior, Antony, Rodrygo, Raphinha, Richarlison und Roberto Firmino hat die Seleçāo mehr als nur ein weiteres Ass im Ärmel. Wirklich entscheidend für den Erfolg könnte aber sein, wie die restlichen Mannschaftsteile funktionieren. Casemiro als Staubsauger vor der Abwehr und die Abstimmung in der Innenverteidigung sind hier zentrale Elemente. Marquinhos musste in den letzten Jahren zunehmend mehr Verantwortung übernehmen. Zwar ist Thiago Silva noch Teil des Teams, mit 38 aber längst nicht mehr gesetzt.

Brasilien im Vergleich zu 2018

Dass man im Viertelfinale damals nicht an Belgien vorbeikam, schmerzte die Brasilianer. Mit der fast schon unfair breiten Offensive sollen die Gegner nun überrannt werden. Auch von Neymar verspricht man sich in Brasilien den nächsten Schritt nach vorn. Er soll das Team zum Titel tragen.

Die Stimmung in Brasilien

2014 durfte die Welt erleben, wie fußballbegeistert dieses Land ist. Allerdings wurde auch deutlich, wie schnell diese Begeisterung zu riesigem Druck werden kann. Kann die Offensive befreit aufspielen und findet das Team seinen Rhythmus, ist Brasilien wohl eine von wenigen Nationen, die es zu schlagen gilt, um den Titel zu gewinnen. Im Heimatland ist die Euphorie groß und auch der Glaube daran, dass es diesmal zum sechsten Weltmeistertitel reicht, ist riesig.