Rumänien - Deutschland 0:1: Manko Chancenverwertung! Gnabrys Tor reicht DFB-Team in Bukarest

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Die deutsche Nationalmannschaft hat ihre gute spielerische Form bestätigt und in der WM-Qualifikationsgruppe J ihren zweiten Sieg im zweiten Spiel errungen. Das 1:0 über Rumänien - der 18. Quali-Erfolg in Serie - hätte angesichts der Vielzahl an Chancen jedoch deutlich höher ausfallen müssen. Serge Gnabry erzielte das einzige Tor des Abends im Nationalstadion von Bukarest (die Highlights im Video).

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"Wir hätten es uns einfacher gestalten können", sagte Mittelfeldspieler Joshua Kimmich nach dem Abpfiff bei RTL. "In der 90. Minute hatten wir noch Glück, dass sie nicht den Ausgleich machen. Wir müssen es einfach früher entscheiden. Dann haben wir auch einen ruhigeren Abend."

Kapitän Manuel Neuer stimmte seinem Bayern-Kollegen zu: "Da haben uns in manchen Situationen die Coolness, die Cleverness und vielleicht auch der letzte Wille gefehlt." Löw nannte in seiner Analyse ebenfalls die Chancenverwertung als großes Manko, sah im Vergleich zum 3:0 gegen Island am vergangenen Donnerstag ein "besseres Spiel" seiner Elf. Besonders gegen den Ball habe sein Team "sehr stark" gearbeitet.

Ein Sonderlob verteilte der 61-Jährige an den Aushilfslinksverteidiger Emre Can: "Dass er da spielt, war nicht unbedingt geplant. Aber Emre kann auf vielen Positionen spielen, das gefällt mir. Gegen Island war er gut, heute war er sehr gut. Auch im Spiel nach vorne. Er war sehr ballsicher, hat Dynamik und Tempo entwickelt."

Gegen Außenseiter Nordmazedonien soll am Mittwoch in Duisburg der ideale Auftakt in die Qualifikation für die Winter-WM in Katar perfekt gemacht werden - für die optimale Vorbereitung ging es noch in der Nacht zurück in die Heimat.

Rumänien - Deutschland: Die Stimmen zum Spiel

Joachim Löw (Bundestrainer): "Das Spiel war besser als gegen Island, mir haben viele Dinge gefallen. Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Wir hatten einige gute Balleroberungen. Wenn man etwas kritisieren kann, dann die Chancenverwertung. Die drei Punkte sind wichtig, darauf können wir aufbauen. Jetzt müssen wir gut regenerieren und dann schauen wir, ob am Mittwoch der ein oder andere frische Spieler in die Mannschaft kommt."

Serge Gnabry (Torschütze Deutschland): "Ein Rückschritt im Vergleich zu Island? Auf gar keinen Fall. Wir haben guten Fußball gespielt, uns viele Chancen erarbeitet. Klar, die müssen rein, aber wir haben es heute gut gemacht."

Uli Hoeneß (RTL-Experte): "Die zwei Spiele gegen Island und Rumänien hatten überhaupt nichts mit dem Rumpelfußball von 2018 oder dem blutleeren Auftritt in Spanien zu tun. Das war spielerisch sehr gut."

Rumänien - Deutschland: Die Analyse

Gegen die Rumänen baute Löw auf die selbe Elf, die am Donnerstag Island souverän mit 3:0 (2:0) bezwungen hatte. Allerdings bekam die Viererkette diesmal deutlich mehr Druck, die Hausherren versuchten mitzuspielen anstatt sich wie die Isländer tief in ihrer eigenen Hälfte zu verschanzen.

Nach ein paar Minuten des Abtastens drückte die deutsche Mannschaft ihrem Gegner aber ihr Spiel auf, präsentierte sich gerade im Zentrum sehr ballsicher und kam über die Außenbahnen, vor allem über rechts, immer wieder zu guten Torraumszenen.

Die erste Großchance hatte der erneut im rechten offensiven Mittelfeld aufgebotene Havertz, der nach einem Zuspiel von Gnabry im Eins-gegen-Eins mit Rumänien-Keeper Nita scheiterte (9.). Acht Minuten später war ebenjener Nita jedoch machtlos, als der mit einem perfekt getimten Flugball von Rüdiger in den Lauf bediente Havertz das Spielgerät gekonnt in die Mitte legte, wo Gnabry lauerte und nur noch abstauben musste.

DFB-Elf vergibt mehrere Hochkaräter nach der Halbzeit - und hat am Ende Glück

Die Führung gab der Löw-Elf Selbstvertrauen, bei aller spielerischer Dominanz versäumte sie aber schnell für klarere Verhältnisse zu sagen. Ein abgefälschter Lattentreffer des von den Rumänen konsequent in Manndeckung genommenen Kimmich kurz nach dem 1:0 war die letzte gute Gelegenheit vor dem Seitenwechsel. Auffällig: Die Achter (Gündogan, Goretzka) hatten wenige gelungene Aktionen im Spiel nach vorne, auch Sane brachte über seine oft verwaiste linke Seite wenig Zwingendes zustande.

Nach der Pause schalteten die Gäste einen Gang hoch und kamen durch den deutlich agileren Goretzka (50.), Gnabry (58.) und Gündogan (59.) zu drei Topchancen, die der glänzend aufgelegte Nita allesamt vereitelte. Als wenig später dann auch noch der glücklose Sane aus kurzer Distanz das Tor verfehlte, schlug Löw verärgert die Hände über dem Kopf zusammen.

Glücklicherweise aus deutscher Sicht sollte sich die schwache Chancenverwertung am Ende nicht rächen - obwohl die bei den Rumänen eingewechselten Puscas und Maxim in den Schlussminuten noch zwei gute Gelegenheiten liegen ließen.

Rumänien - Deutschland: Die Aufstellungen

Rumänien: Nita - Popescu, Chirches, Tosca, Camora (46. Burca) - Marin, Stanciu - Hagi (83. Maxim), Tanase (83. Cicaldau), Mihalia (66. Man) - Keseru (66. Puscas)

Deutschland: Neuer - Klostermann, Ginter, Rüdiger, Can - Goretzka (90.+4 Younes), Kimmich, Gündogan - Havertz (77. Werner), Gnabry (90.+3 Neuhaus), Sane

Rumänien - Deutschland: Die Daten zum Spiel

Tore: 0:1 Gnabry (16.)

  • Das letzte Mal, dass die DFB-Elf in zwei Länderspielen in Folge mit der selben Startelf auflief, war im Oktober 2016 - damals gab es in der WM-Quali ein 3:0 gegen Tschechien und ein 2:0 gegen Nordirland.
  • Mit seinem 15. Tor (im 19. Länderspiel) überholte Gnabry unter anderem Jupp Heynckes und Franz Beckenbauer und zog mit Teamkollege Werner gleich.
  • Mit seinem 98. Länderspiel zog Neuer mit Michael Ballack gleich.
  • Erstmals seit Herbst 2019 bewahrte Deutschland zwei weiße Westen in Folge.

Der Star des Spiels: Serge Gnabry (Deutschland)

Nicht nur wegen seines Tores der auffälligste Akteur in Bukarest. Allein in Durchgang eins war Gnabry an sechs der neun deutschen Torschüsse direkt beteiligt (kein anderer Spieler an mehr als drei) und bestritt mit sieben Zweikämpfen die meisten aller Spieler. Auch nach dem Seitenwechsel hatte der Angreifer des FC Bayern viele starke Aktionen. In dieser Form klar vor Werner gesetzt.

Der Flop des Spiels: Mario Camora (Rumänien)

Der 34 Jahre alte Linksverteidiger der Gastgeber ließ sich in der ersten Hälfte einige Male von Havertz frisch machen lassen. Auch das deutsche Tor fiel über seine Seite. Dem rumänischen Nationaltrainer blieb nichts anderes übrig, als Camora in der Halbzeit auszuwechseln.

Der Schiedsrichter: Clement Turpin (Frankreich)

Hatte in der fair geführten Partie (nur eine Gelbe Karte für den Rumänen Popescu) keinerlei Probleme.

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