"Kein One-Hit-Wonder": RB Leipzig etabliert sich im Konzert der Großen

SID
Julian Nagelsmann freute sich über das Weiterkommen.
© getty

RB Leipzig steht zum zweiten Mal im Achtelfinale der Champions League und etabliert sich auf Europas großer Fußball-Bühne (die Highlights im Video).

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Die feucht-fröhliche Achtelfinal-Party in der Kabine von RB Leipzig ging auch an Julian Nagelsmann nicht spurlos vorbei. "Ich habe einen kalten Kopf, weil die Spieler auch mich nassgespritzt haben", sagte der Trainer am Ende eines besonderen Abends in der Champions League, "aber ich rieche nur nach Wasser."

Auch ohne Alkohol erreichte die Stimmung am späten Dienstagabend den Höhepunkt, Grund zur Ausgelassenheit hatten Nagelsmann und sein Team schließlich genug. Das 3:2 (2:0) gegen Englands Rekordmeister Manchester United im abschließenden Gruppenspiel war ungemein wertvoll, nicht nur aus finanzieller Sicht.

Zum zweiten Mal in der jungen Klubgeschichte steht RB Leipzig in der K.o.-Runde der Königsklasse. Nach dem Halbfinal-Einzug in der Vorsaison setzten sich die Sachsen in der schweren Gruppe H durch, wenngleich die Platzierung aufgrund des Spielabbruchs im Duell zwischen Paris St. Germain und Istanbul Basaksehir zunächst unklar war.

RB Leipzig, erst 2009 gegründet, etabliert sich im Konzert der Großen. "Der Sieg ist sehr bedeutend für die Jungs, damit sie realisieren, dass wir letztes Jahr kein One-Hit-Wonder waren", sagte Nagelsmann: "Es ist auch wichtig, um Spieler an den Klub zu binden, um neue Spieler zu finden." Man habe, so der 33-Jährige, "wieder ein Zeichen gesetzt".

RB Leipzigs furiose Anfangsphase: "Das kann man nicht viel besser machen"

Die Mannschaft, die am Ende trotz der Tore von Angelino (2.), Amadou Haidara (13.) und Justin Kluivert (69.) nochmal zittern musste, kostete ihren Erfolg in vollen Zügen aus. "La Bamba" dröhnte aus den Lautsprechern, als die Spieler hüpfend und singend feierten, alle gemeinsam und jeder für sich.

Mittendrin war Ex-Kapitän Willi Orban, der als Vertreter des Gelb-gesperrten Abwehrchefs Dayot Upamecano herausragte und ein Sonderlob von Nagelsmann erhielt. Torhüter Peter Gulacsi, der in der Nachspielzeit ein Eigentor durch Nordi Mukiele verhinderte und das Weiterkommen garantierte, tanzte auf dem Tisch. Der für RB längst unverzichtbare Angelino klatschte im viel zu großen Wintermantel fröhlich im Rhythmus.

Diese Geschlossenheit hatte Leipzig auch auf dem Platz ausgezeichnet. Was RB in der ersten halben Stunde zeigte, war nahe an dem, was Nagelsmann als perfekten Fußball erachtet.

Den Verzicht auf einen klassischen Stürmer in der Startelf kompensierte RB mit Spielfreude und Offensivdrang. Die schnellen Diagonalverlagerungen nutzten Schwächen des Gegners. Mit frühem Pressing schaffte RB häufig Überzahlsituationen in den Zweikämpfen, die enorme Körperlichkeit machte es den Briten schwer. "Das kann man nicht viel besser machen", sagte Nagelsmann.

Dass es am Ende doch noch einmal spannend wurde, lag vor allem an Antonio Mateu Lahoz. Der spanische Schiedsrichter, der bereits im Oktober 2019 einmal mit Nagelsmann aneinandergeraten war, traf bei Leipzigs Gegentoren durch Bruno Fernandes (80., Foulelfmeter) und Paul Pogba (82.) fragwürdige Entscheidungen.

"Der Elfmeter ist niemals ein Elfmeter", sagte Nagelsmann. Beim zweiten Treffer habe zudem ein Handspiel von Harry Maguire vorgelegen, auch dieses Tor "hätte nicht zählen dürfen", sagte der RB-Coach. Am Ende kosteten die Gegentore aber nicht mehr als ein paar Nerven.