Uli Hoeneß verhinderte Wechsel: FC Liverpool war sich schon mit Torschützenkönig des FC Bayern München einig

Von Tim Ursinus
Uli Hoeneß
© getty

Mario Gomez hätte den FC Bayern München kurz vor seinem Durchbruch dort beinahe in Richtung FC Liverpool verlassen. Das verriet der heutige Technische Direktor von RB Leipzig im Bild-Podcast "Phrasenmäher".

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In seiner ersten Saison unter dem damaligen Trainer Louis van Gaal hatte Gomez alles andere als einen guten Stand. Dieser versicherte ihm dann nach dem Sommerpause, dass er nur als Stürmer Nummer vier vorgesehen wäre.

"Es ist das Beste für alle, wenn Sie gehen", sagte van Gaal laut Gomez in einem persönlichen Gespräch. Anschließend habe er sich mit den Klubverantwortlichen und dem FC Liverpool auf einen Wechsel geeinigt.

"Und dann bekomme ich einen Anruf von Uli Hoeneß und fahre zu ihm an den Tegernsee, wir sitzen auf der Couch, im Fernsehen läuft 2. Liga. Und auf einmal legt er seine Hand auf seinen Bauch und sagt: 'Mein Bauchgefühl sagt mir, dass du nicht gehen darfst!' Und ich antworte: 'Herr Hoeneß, das macht keinen Sinn. Wir wissen beide, wie brutal van Gaal in seinen Ansichten ist. Zudem hat mir Herr Rummenigge gesagt, dass ich gehen kann. Christian Nerlinger auch. Was soll ich denn machen?'", sagte Gomez und ergänzte: "Und dann hat Uli Hoeneß in einer Tiefenentspanntheit und Ruhe gesagt: 'Mario, in diesem Klub entscheidet nicht der Trainer, ob ein Spieler geht oder kommt! Du musst mir nur eines versprechen: Du musst Vollgas geben!'"

Mario Gomez wird noch Torschützenkönig mit dem FC Bayern

Gomez blieb letztlich in München und schmorte für die ersten acht Spiele auf der Bank. Als es nicht lief, gab es jedoch ein Umdenken. "Dann holt mich van Gaal vor dem Spiel gegen Hannover ins Zimmer und sagt: 'Ich will Sie gar nicht spielen lassen, aber ich habe keine andere Wahl. Sie spielen morgen!' Und dann habe ich drei Tore geschossen, saß nach dem Spiel in der Kabine zwischen Frust- und Freudentränen, auf einmal klopft mir jemand auf die Schulter, und da steht Uli Hoeneß und sagt: 'Habe ich dir doch gesagt: Du musst nur dranbleiben!' Und ich dachte nur: Ja, klar. Ihr könnt mich alle mal! Was macht Ihr hier nur mit mir?"

Gomez wurde letztlich mit 28 Treffern Torschützenkönig. "Einer der größten Triumphe meiner Karriere war, als er mich vor einem Spiel später zu sich wieder auf die Couch holte und mir mit Tränen in den Augen sagte: 'Ich wollte Sie nicht. Sie waren nicht mein Stürmer! Aber jetzt machen Sie alles genau so, wie ich es will - ab sofort spielen Sie IMMER!' Als ich da rauskam, hat mein ganzer Körper gezittert. Das war Glück pur", erklärte er mit Blick auf van Gaal.

Gomez war 2009 für die damalige Rekordsumme von 35 Millionen Euro vom VfB Stuttgart nach München gewechselt. Das Verhältnis zu van Gaal war bereits nach dem ersten Treffen belastet.

Bundesliga, FC Bayern München, Legenden, FCB
© imago images

Mario Gomez: Van Gaal? "Das hat mich frustriert"

"Er kommt in die Kabine, schüttelt mir die Hand, ich sage 'Hallo' - und dann lässt er meine Hand zehn Sekunden nicht mehr los und schaut mir in die Augen. Und ich denke schon: Was will er jetzt? Und dann sagt er: 'Hallo, ich bin Louis van Gaal. In Holland begrüßen wir uns mit dem Namen!' Und ich habe gedacht - okay, wow, den anderen Spielern hat er doch gerade nur 'Hallo' gesagt. Aber, egal: 'Ich bin der Mario.' Und er fragte: 'Welcher Mario?' Und ich dachte, okay, er will es wissen: 'Ich bin Mario Gomez.' Das war eine klare Provokation von ihm, aber unterm Strich hat er schon recht. Seitdem stelle ich mich immer mit 'Hallo, ich bin Mario' vor."

In der Folge erlebte Gomez einige kuriosen Momente mit van Gaal. Sauer machte ihn, dass er im Training meist das "blaue Leibchen" tragen musste. Ein Zeichen des heute 72-Jährigen dafür, dass man aktuell keine Rolle im Kader spielte.

"Das hat mich so frustriert, dass ich wie der letzte Arsch die Bälle weggekickt habe, um ihm zu zeigen, wie sauer ich bin - das hat er aber alles über sich ergehen lassen, weil er wusste: Er ist hart zu mir, dann darf ich auch mal hart sein - aber am Ende muss ich das machen, was er will. Das war die Schule, die ich durchlaufen habe", sagte Gomez.

Mario Gomez: 113 Tore für den FC Bayern München

Gomez blieb letztlich bis 2013 beim deutschen Rekordmeister und gewann neben je zwei Meisterschaften und Pokalen in seiner letzten Saison auch die Champions League mit dem FCB.

In insgesamt 174 Pflichtspielen für die Münchner war er 113-mal erfolgreich. Hinzu kommen 26 Assists.

Seine Karriere beendete Gomez nach Stationen bei der AC Florenz, Besiktas Istanbul und dem VfL Wolfsburg 2020 bei seinem Jugendklub VfB Stuttgart.