"Wir müssen knallhart analysieren": Der 1. FC Köln gleicht nach dem Abstieg einem Trümmerhaufen

SID
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Mit einer finalen Demütigung steigt der 1. FC Köln aus der Bundesliga ab. Die Zukunft ist ungewiss.

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Die Blicke waren leer, die Stimmen tonlos und kaum hörbar. Und auch den Anhängern des 1. FC Köln fiel nach der finalen Demütigung nicht mehr viel ein.

"Wir sind Kölner und ihr nicht", riefen sie der Mannschaft entgegen, sie forderten auch die Entlassung von Trainer Timo Schultz und Geschäftsführer Christian Keller. Doch all das war eher Ausdruck des Entsetzens über das 1:4 (0:3) beim 1. FC Heidenheim denn die Wut über einen plötzlichen Abstieg.

Tatsächlich war die deprimierende abschließende Niederlage einer für die Bundesliga untauglichen Mannschaft lediglich der Schlusspunkt eines Siechtums.

"Der Abstieg", sagte der völlig bediente Torhüter Marvin Schwäbe nach dem Spiel fast im Flüsterton, "ist jetzt nicht heute passiert. Es waren zu viele Spiele, die gezeigt haben, dass es nicht reicht." Wer nur 28 Tore erzielt, muss sich am Ende nicht wundern, wenn er nur fünf Spiele gewinnt und eben absteigt.

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1. FC Köln bleibt in der Vergangenheit gefangen

Und jetzt? "Wir müssen knallhart analysieren und schauen, wie es weitergeht", sagte Schwäbe, bei dem schon mal völlig unklar ist, wie es bei ihm weitergeht.

Diese Selbstreflektion soll in den nächsten Tagen beginnen, Geschäftsführer Keller bat spontan noch "um etwas Zeit", weil der "Schmerz" über den Abstieg "noch zu tief sitzt". Allerdings: Der Schmerz wird nicht nachlassen, er wird bleiben, weil der 1. FC Köln einstweilen gefangen bleibt in der Vergangenheit.

"Wir werden schon eine vernünftige Mannschaft aufstellen für die zweite Liga", sagte Keller, doch das klang eher wie ein zaghaftes Pfeifen im dunklen Wald.

Spieler könnte der sportlich Verantwortliche, so er seinen Posten trotz der von Präsident Werner Wolf ausgesprochenen Jobgarantie überhaupt behalten darf, wegen der weiter lähmenden Transfersperre frühestens im Winter verpflichten. Bis dahin kommen unter anderem nur die an die SpVgg Greuther Fürth ausgeliehenen Juniorenspieler Jonas Urbig und Tim Lemperle zurück.

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1. FC Köln: An sofortigen Wiederaufstieg ist nicht zu denken

Und sonst? Publikumsliebling Mark Uth hat seinen Vertrag auch für die 2. Liga verlängert, doch brauchbare Spieler wie Kapitän Florian Kainz oder Jeff Chabot, der mit dem VfB Stuttgart in Verbindung gebracht wird, werden den Klub wohl verlassen. Der Vertrag des besten Torjägers Davie Selke ist nur für die Bundesliga gültig.

An einen sofortigen Wiederaufstieg wie nach dem sechsten Abstieg 2018 ist nicht zu denken. "Die zweite Liga ist eine herausfordernde Liga", sagte Keller, "aber wir werden wieder aufstehen."

Woher Keller diesen Glauben nimmt, bleibt zunächst sein Geheimnis. Sein im Sommer 2021 präsentierter, auf sieben Jahre ausgelegter "Matchplan", mit dem der 45-Jährige den Verein finanziell stabilisieren und in der oberen Hälfte der Bundesliga etablieren wollte, ist jedenfalls krachend gescheitert.

Und wenn jetzt die Aufräumarbeiten beginnen, dann wird neben dem durchaus selbstbewussten Keller wohl auch Trainer Schultz zur Disposition stehen.

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1. FC Köln: "Die Art und Weise war nicht akzeptabel"

Dass vor dem Geißbockheim jetzt ein Trümmerhaufen liegt, war abzusehen, was seinen Anblick noch schlimmer machte, war der letzte Eindruck, den die Mannschaft abgab. Neben der Qualität fehlte es an der Überzeugung, wenigstens den unbedingt erforderlichen Sieg zu holen.

"Die Art und Weise, wie wir abgestiegen sind, war nicht akzeptabel", bemängelte Keller. Die Art und Weise war allerdings auch, wie Schwäbe ernüchtert anmerkte, "sinnbildlich" für die gesamte Saison.

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