Thesen zum 34. Bundesliga-Spieltag: Der Platzsturm ist eine Unsitte!

Von Stefan Rommel
Markus Weinzierl war Cheftrainer beim FC Augsburg von 2012 bis 2016 und in der zurückliegenden Saison.
© getty
Cookie-Einstellungen

Der Platzsturm darf sich niemals etablieren

Wir konnten das in Frankfurt sehen vor einigen Tage, auf Schalke letzte Woche und in Köln - nach einer Niederlage. Und nun am Wochenende in Stuttgart und in der zweiten Liga auch in Bremen: Der Platzsturm bahnt sich seinen Weg in den Folklore-Katalog der Fans.

Und das ist eine schlechte Entwicklung.

Bei allem Verständnis dafür, dass die angestaute Energie raus muss, dass die Leute durchdrehen wollen und sich in gewisser Weise auch ausleben: Am Ende killt so ein gefluteter Platz mehr Emotionen, als dass er sie transportieren oder verstärken würde. Überdies ist er für die Ordnungskräfte im Stadion nicht mehr kontrollierbar, gegnerische Fangruppen könnten aufeinandertreffen und sowohl auf Schalke, als auch in Stuttgart und besonders in Bremen gab es mehrere Verletzte.

Beim Werder-Spiel mussten mehr als 20 Personen behandelt werden. Der Platzsturm verkommt zur Selbstdarstellung jener, auf die es in erster Linie gar nicht ankommt. Die gezückten Smartphones verstärken das Übel nur zusätzlich, rauben dem Augenblick für ein paar verwackelte Selfies oder kleine Videoschnisel die Magie - und die Fans nehmen damit auch jenen im Wortsinn den Raum, sich über ihre Leistung zu freuen: Die Spieler sind das Wichtigste und sonst gar niemand. Sie sollten sich so freuen dürfen, wie sie das in diesem Moment für angemessen halten. Und nicht belagert werden von Souvenirjägern.

Hoffenheim ist der eigentliche Verlierer der Saison

Am 25. Spieltag besiegte 1899 Hoffenheim den 1. FC Köln in dessen eigenem Stadion, die Kraichgauer kletterten nach dem 13. Saisonsieg - mehr hatten zu diesem Zeitpunkt nur die Bayern und Borussia Dortmund eingefahren - auf Platz vier. Die Qualifikation für die Champions League war keine Illusion, sondern ein sehr konkretes Ziel.

Was danach aber folgte, war ein Einbruch erster Güte, so schlimm wie nie zuvor in der immer noch jungen Hoffenheimer Bundesliga-Historie. Aus den letzten neun Spielen gelang kein einziger Sieg mehr, nur drei Punkte sammelte Sebastian Hoeneß' Mannschaft ein, kassierte 24 Gegentore und verspielte nicht nur die Champions, sondern nacheinander dann auch die Europa und die Conference League.

Letztlich holte Hoffenheim nur drei Zähler mehr als in der bereits als schwach eingestuften letzten Saison, mit dem Tiefpunkt beim herben 1:5 zum Abschluss in Gladbach. Angesichts der hervorragenden Ausgangslage und was die TSG daraus gemacht hat und der Tatsache, dass Hoeneß nun schon das zweite Jahr in den Sand gesetzt hat, ist Hoffenheim neben der Hertha der große Verlierer der Saison.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema