Thesen zum 26. Bundesliga-Spieltag: Ein Frankfurter als Transfer der Saison?

Von Stefan Rommel
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Beim VfL Bochum entwickelt sich ein Top-Talent in großen Schritten zum begehrten Innenverteidiger, Bielefeld verzweifelt an seiner größten Schwäche und Bayer 04 droht ein nur zu gut bekanntes Schicksal. Das und noch mehr in den Thesen zum 26. Spieltag.

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1. Bochums Bella Kotchap wird ein Gigant

Vielleicht ist es noch ein bisschen zu früh, Armel Bella Kotchap schon eine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft und damit die Nachfolge von Paul Freier in Aussicht zu stellen. Aber dass der 20-Jährige nicht nur zu den größten deutschen Talenten auf seiner Position zählt und sich mittlerweile in seiner ersten Saison als Bundesligaspieler beim VfL Bochum etabliert hat, ist schon eine Ansage.

Bochum schwieriger Start in die Saison war auch ein schwieriger Start für den Youngster. Bella Kotchap leistete sich zu viele Fehler, war immer für einen Bock gut. Mit Beginn der Rückserie aber hat er sich seinen Platz in Bochums Innenverteidigung erkämpft und in diesem Kalenderjahr noch keine Minute verpasst.

Bella Kotchaps Körperlichkeit ist trotz seines jungen Alters herausragend, seine Robustheit und mittlerweile auch Abgeklärtheit im Zweikampf bemerkenswert gut. Im tiefen Spielaufbau gibt es noch Steigerungspotenzial, aber gefühlt entwickelt sich der Spieler aktuell Woche für Woche so rasant weiter, dass es eine dicke Überraschung wäre, wenn Bella Kotchap im Sommer nicht etliche Angebote anderer Klubs ins Haus flattern würden.

Auf der Suche nach jungen, entwicklungsfähigen deutschen Spielern müssen die Top-Klubs der Liga jedenfalls nur nach Bochum schauen ...

2. Diese Schwäche könnte Bielefeld die Klasse kosten

Das 0:1 in Dortmund war schon dritte Spiele in Folge ohne Bielefelder Tor und das insgesamt elfte in dieser Saison. Wenig überraschend stellt die Arminia mit nur 24 Toren die mit Abstand schwächste Offensive der Liga. Neben der spielerischen Armut im (offensiven) Mittelfeld schleppt Bielefeld auch noch ein anderes gravierendes Problem mit sich herum: Der Mannschaft wollen einfach keine Tore nach Standards gelingen.

Bisher stehen zwei Treffer per Strafstoß, aber noch kein einziger nach einer Ecke, einem Freistoß oder einem Einwurf. Während andere Teams diese Disziplin zu einer echten Waffe entwickeln - der SC Freiburg hat alleine schon 16 Tore nach einem ruhenden Ball erzielt - hinkt die Arminia meilenweit hinterher.

Dabei mangelt es gar nicht an Gelegenheiten, immerhin bekam Bielefeld schon 116 Eckbälle zugesprochen. Aber schon deren Ausführung ist teilweise so ungenau, dass sich daraus kaum Torgefahr entwickeln lässt. Ein krasser Wettbewerbsnachteil, der sich in der Endabrechnung im Abstiegskampf noch als fatal erweisen könnte.

3. Macht Bayer Leverkusen jetzt wieder Bayer-Dinge?

Ein paar Wochen sah es so aus, als würde Bayer Leverkusen geradezu in die Champions League schweben. Die (Offensiv-)Leistungen waren schlicht herausragend, zwischenzeitlich 19 Tore in fünf Spielen: Das hatte fast schon FC-Bayern-Züge.

Dann fiel Patrik Schick aus, mit 20 Toren der mit Abstand gefährlichste Angreifer. Ihm folgte der zu Unrecht nur als Abräumer eingestufte Robert Andrich - und nun auch noch Jeremie Frimpong, der sich im Laufe der Saison zu einem der besten Rechtsverteidiger der Liga gemacht hat, und Florian Wirtz, die große Hoffnung des deutschen Fußballs.

Wirtz' schwere Verletzung und die zumindest wochenlangen Ausfälle von Frimpong und Schick reißen ein veritables Loch in Bayers Offensive und erwecken in langjährigen Beobachtern des Werksklubs ungute Gefühle: Es wäre ein Leverkusener Klassiker, jetzt die komplette Saison doch noch in den Sand zu setzen. Sprich: In der Europa League auszuscheiden und am Ende in der Liga das erklärte Saisonziel der Champions-League-Qualifikation noch aus der Hand zu geben.

Der Vorsprung vor den drei Verfolgern Leipzig, Freiburg und Hoffenheim beträgt nur noch einen Punkt - und gegen alle drei muss Bayer im Endspurt der Saison noch ran.

4. Frankfurts Lindström ist einer der Transfers der Saison

Es hat ein Weilchen gedauert bei Jesper Lindström. Die Anpassung an ein neues Land, eine neue Liga, den neuen Klub, an die Mitspieler und den ebenfalls neuen Trainer hat den jungen Dänen in den ersten Monaten in Frankfurt ziemlich gefordert. Aber spätestens seit dem Herbst läuft Lindström nicht nur in der Bundesliga heiß.

Zwar bleiben die Probleme im Torabschluss, Lindström hat schon eine gutes halbes Dutzend so genannter hundertprozentiger Chancen und damit auch Punkte für sein Team liegen lassen. Aber alles andere an diesem Spieler ist überragend: Lindströms Tempo, seine Technik, das Timing für entscheidende Läufe, die gute Mischung aus individueller Qualität und auch Kreativität und dem Einsatz für die Mannschaft.

Einmal mehr ist Ben Manga da ein überragender Transfer geglückt. Lindström holte der 48-Jährige noch in seiner Funktion als Chefscout, mittlerweile ist er Direktor Profifußball bei den Hessen. Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster mit der Behauptung, dass die Eintracht an Lindström erst jede Menge Spaß haben und dann einen ordentlichen Schnitt machen wird.

Der 22-Jährige kostete im Sommer vergleichsweise günstige sieben Millionen Euro. Nach 13 Scorerpunkten in 29 Pflichtspielen dürfte sich der Marktwert jetzt schon deutlich nach oben korrigiert haben.

Bundesliga: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2677:284960
2.Borussia Dortmund2565:372853
3.Bayer Leverkusen2664:412345
4.RB Leipzig2657:302744
5.Freiburg2643:291444
6.Hoffenheim2649:371244
7.Köln2637:39-239
8.Union Berlin2633:34-138
9.Eintracht Frankfurt2639:38137
10.Mainz 052435:29634
11.Bochum2628:37-932
12.Wolfsburg2629:40-1131
13.Borussia M'gladbach2636:51-1530
14.Augsburg2527:41-1426
15.Arminia Bielefeld2622:34-1225
16.Stuttgart2632:48-1623
17.Hertha BSC2626:60-3423
18.Greuther Fürth2624:70-4614
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