Schumacher debütiert im "Masepin-Haas": "Hauptsache, das Auto ist schnell"

SID
Mick Schumacher blickt seiner ersten Saison in der Formel 1 mit Realismus entgegen, erlaubt sich jedoch auch den Traum von einem Überraschungs-Coup.
© getty

Für Mick Schumacher läuft der Countdown bis zum ersten Einsatz als Formel-1-Stammfahrer. Das Design seines Rennwagens lenkt aber unwillkürlich den Fokus auf seinen Teamkollegen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Gern wollte Mick Schumacher über Sportliches reden. Über den Stand der Vorbereitungen auf sein Debütjahr in der Formel 1. Über die Vorfreude, die große Familientradition fortzusetzen. Doch durch die Lackierung seines Haas-Boliden rückten diese Aspekte erstmal in den Hintergrund.

Rot-Blau-Weiß - wahlweise in den Nationalfarben der USA, eher aber denen Russlands ist der Rennwagen gehalten, mit dem sich der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher die ersten Sporen in der Formel 1 verdienen will. Der US-Rennstall präsentierte am Donnerstag die auffällige Lackierung des VF-21 - die sich durch den neuen Titelsponsor erklärt: Ural-Kali ist der Chemiekonzern des russischen Milliardärs Dimitri Masepin, dessen Sohn Nikita (22) das zweite Haas-Cockpit besetzt.

Für Schumacher ist das nach eigenem Bekunden kein Problem. "Wenn das die Teamfarben sind, bin ich happy. Hauptsache, das Auto ist schnell", sagte er in einer virtuellen Medienrunde: "Es ist ein sehr schönes Auto. Ich freue mich darauf, einzusteigen und darin meine Runden zu drehen."

Auf Frontflügel und Motorabdeckung ist mit wenig Fantasie die russische Flagge zu erkennen. Diese ist im Zuge der Zwei-Jahres-Sperre durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen Dopingmanipulationen ebenso bis Dezember 2022 aus dem Weltsport verbannt wie die russische Hymne. Allerdings habe "das Team die Lackierung mit der FIA abgeklärt", teilte der Automobil-Weltverband auf SID-Anfrage mit und begründete: "Das CAS-Urteil verbietet nicht die Verwendung der Farben der russischen Flagge."

Zwischen den Teamkollegen scheint es zum Start keine Unstimmigkeiten zu geben. Er habe ein gutes Verhältnis zu Masepin, der bereits 2013 im Kart sein Teamkollege war, beteuerte Schumacher: "Wir sind zwei hungrige Fahrer, die in jedem Detail das Team nach vorne bringen wollen." Dabei gehen Formel-2-Champion Schumacher und Masepin ("Ich kann Mick schlagen, das habe ich schon bewiesen") in vollkommen unterschiedlichen Rollen in ihr Rookiejahr.

Haas: Schumacher und Gegenentwurf Masepin

Schumacher ist so etwas wie der "Golden Boy". Höflich, smart, Sohn einer Legende. Masepin hingegen muss immer noch gegen den Ruf ankämpfen, dass vor allem das Geld seines Vaters ihn in die Königsklasse gebracht hat - was angesichts seiner fahrerischen Entwicklung nicht ganz haltbar ist.

Unbestritten ist Nikita Masepin aber ein Gegenentwurf zu Mick Schumacher. Handgemenge in der Boxengasse lieferte er sich schon, im vergangenen Dezember tauchte ein Video auf, in dem er einer jungen Frau an die Brust fasste. In der Folge formierte sich die Initiative #WeSayNoToMazepin, die sich für seine sofortige Entlassung einsetzte. Haas beließ es bei einer Rüge - wohl auch angesichts wirtschaftlicher Zwänge. "Ich bin nicht stolz darauf. Ich habe mich nicht so verhalten, wie es sein sollte. Ich übernehme die volle Verantwortung", gab sich Masepin am Donnertag geläutert.

Sportlich steht Haas "ein Jahr des Lernens bevor", prognostizierte Teamchef Günther Steiner: "Es ist kein Geheimnis, dass der VF-21 nicht weiterentwickelt wird, da wir unsere Energien jetzt auf das Auto für 2022 und ein, wie wir hoffen, gleichmäßigeres Spielfeld konzentrieren."

Dann soll es deutlich nach vorne gehen mit einem radikal veränderten Reglement. Bereits 2021 greift der Budgetdeckel von 145 Millionen Dollar pro Team, davon wird der Vorletzte der Team-WM aber beginnend mit den Testfahrten (12. bis 14. März in Bahrain) kaum profitieren.

Schumacher geht so ohne großen Druck vom Team in sein Debütjahr. Ambitioniert ist er trotzdem: "Es heißt nicht, dass wir keine Weiterentwicklung haben werden. Wir wollen unsere Chancen nutzen und alles daran setzen, im Vergleich zum letzten Jahr weiter nach vorne zu kommen."