Teenie-Alarm in Stuttgart: 15-jährige Kostyuk sorgt für Furore

Von Ulrike Weinrich
Marta Kostyuk sorgt in Stuttgart weiter für Furore
© Jürgen Hasenkopf

Eine Qualifikantin mit Starpotenzial rockt Stuttgart: Marta Kostyuk gewann durch das 6:4, 6:1 gegen Wildcard-Inhaberin Antonia Lottner ihr erstes Match bei einem WTA-Turnier überhaupt und deutete ihr großes Potenzial an. Die 15-jährige Kostyuk, die einst davon träumte, Novak Djokovic zu heiraten, will sich von den Lobeshymnen aber nicht beirren lassen. Im Achtelfinale trifft sie auf Caroline Garcia (Frankreich/Nr. 6).

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Von Ulrike Weinrich in Stuttgart

Der Gang in die Pressekonferenz erfolgte später als erwartet. Marta Kostyuk musste nach ihrer ganz besonderen Premiere noch zur Dopingprobe. "Das war schwieriger als das Match", witzelte sie rund anderthalb Stunden nach Spielende - und giggelte. So wie es Mädels in ihrem Alter eben zu tun pflegen. Die Tragweite ihres Achtelfinaleinzugs war dem Blondschopf mit Starpotenzial zu diesem Zeitpunkt aber schon durchaus bewusst geworden.

Marta Kostyuk: Ein Teenie im siebten Tennis-Himmel

Kostyuk ist beim Porsche Tennis Grand Prix die jüngste Spielerin seit Martina Hingis 1994, die ein Hauptrundenmatch gewinnen konnte. Auf dem Weg durch das Medienzentrum blickte die Ukrainerin unentwegt auf ihr Smartphone und checkte die dort in regelmäßigen Abständen eintrudelnden Glückwünsche. Immer wieder huschte ihr dabei ein Lächeln übers Gesicht. Ein Teenie im siebten Tennis-Himmel!

Und trotzdem wirkte die Weltranglisten-158. alles andere als euphorisiert. Glücklich ja, aber auch irgendwie schon mit einer gewissen und erstaunlichen Reife ausgestattet. "Ich bin jetzt nicht super überrascht, für solche Siege arbeite ich schließlich auch hart", sagte Kostyuk durchaus selbstbewusst, "ich weiß, dass ich auf so einem Level spielen kann."

Und die blendend Englisch sprechende Powerspielerin mit den knallharten Grundlinienschlägen meinte dabei nicht nur das Spiel gegen Lottner, sondern auch die letzte Runde der Qualifikation, in der sie die dort topgesetzte Alizé Cornet in drei Sätzen ausschaltete. Die 13 Jahre ältere Französin steht immerhin auf Platz 35 im WTA-Ranking. Es war wieder eines dieser Generationenduelle, das Kostyuk für sich entscheiden konnte.

Erst 228 Dollar in zwei Wochen - dann 113.647 Dollar in zwei Wochen

Doch wer Kostyuk im Januar bei den Australian Open erlebt hat, wundert sich nicht mehr über den steilen Aufstieg der Wahl-Zagreberin, die aufgrund ihres Alters nur insgesamt zwölf Turniere auf höchster Ebene (also WTA- und Grand-Slam-Events) pro Jahr spielen darf. Im neuen Lebensjahr sind es immerhin schon 16 Tournaments.

In Melbourne erreichte sie als jüngste Spielerin seit 22 Jahren die dritte Runde. Was mit einem Geldregen (113.647 US-Dollar) für die 15-Jährige verbunden war. Zur Einordnung: In den beiden ersten Wochen der Saison hatte sie, damals als Nummer 518 der Welt gerade einmal 228 US-Dollar (!!!) verdient.

Durch ihren Triumph beim Juniorinnen-Turnier der Australian Open 2017 hatte sie sich erst die Wildcard für das diesjährige Qualiturnier des Happy Slams erspielt. Auch Down Under musste Kostyuk, die gerne den Weg ans Netz sucht und vom Äußeren ein wenig an Maria Sharapova erinnert, immer wieder ihre Hassliebe zum Tennis erklären. "Erst langsam finde ich wirklich Freude daran. Ich bin Perfektionistin, und da ist es in diesem Sport natürlich schwer, zufrieden zu sein", erklärte das eloquente Supertalent.

Das Tanzen gab sie mit elf Jahren auf, "weil ich da viel zu sehr auf mein Gewicht achten musste. Das hat mich gestresst." Ehrliche Worte einer Jugendlichen, die in vielfacher Hinsicht so tickt wie Gleichaltrige. Sie liebt WhatsApp, mag italienisches Essen und hat ihre Nägel meist in schrillen Farben lackiert. Wäre da nicht ihr großes Talent, mit Filzball und Racket umzugehen...

"Ich wollte Novak Djokovic heiraten", gesteht Marta Kostyuk

In punkto Glamourfaktor muss sich Kostyuk ohnehin nicht vor der Konkurrenz verstecken. Ihr Manager ist Ivan Ljubicic, der kroatische Coach von Grand-Slam-Rekordchampion Roger Federer. Und der Maestro höchstpersönlich erkundigt sich deshalb immer öfter über die Entwicklung von Kostyuk. "Roger fragt Ivan nach meinen Spielen, wie es gelaufen ist. Das ist super zu wissen", erzählte der Haudrauf mit dem geflochtenen Zopf jüngst. Bislang hat sie nur "zweimal kurz" mit Federer geplaudert. Die Fortsetzung wird folgen, jede Wette !!!

Einen anderen Traum jedoch hat der Youngster schon ad acta gelegt. "Ich wollte früher Novak Djokovic heiraten. Und ich glaube, er wusste das, weil es in den serbischen Zeitungen stand", verriet sie -ein bisschen peinlich berührt. Mittlerweile gehört ihr Herz dem Tennisport. Zumindest so lange, bis die quirlige Rechtshänderin nach einer Niederlage das Racket am liebsten wieder in die Ecke pfeffern möchte.

Mama Kostyuk hält sich zurück: "In erster Linie will ich Marta Liebe geben"

Gebremst wird sie dann von ihrer Mutter, die Kostyuk auch in Stuttgart betreut. Talina Beiko war selbst Profi und schaffte es immerhin bis auf Platz 391 im WTA-Ranking (1994). Beim Coachen hält sie sich aber zurück: "In Martas Alter erträgt man Kritik von der Mutter nicht. Ich will sie schon pushen. Aber in erster Linie will ich Mutter sein und Liebe geben."

Kostyuk selbst will sich trotz der exzellenten Prognosen vieler Experten nicht zu viel Druck machen. "Ich sage nicht: 'Ich will in drei Jahren die Nummer eins der Welt sein'. Denn wenn ich es nicht schaffe, dann schmerzt das", erklärte sie und fügte an: "Mein Ziel ist es, mich immer weiter zu verbessern." "To keep improving, improving, improving" - so klingt das bei Kostyuk. Und sie sagt es keineswegs wie eine 15-Jährige, sondern wie eine, die schon über eine erstaunliche Reife verfügt.

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