CoCo Vandeweghe auf dem Weg zum Frühlings-Hit?

CoCo Vandeweghe
© Jürgen Hasenkopf

CoCo Vandeweghe steht recht überraschend im Halbfinale beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart - und hat hier ihren Spaß mit dem Publikum.

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Von Florian Goosmann aus Stuttgart

Der mittelmäßig-musikalische Europäer, der die 90er noch miterlebt hat, denkt bei "CoCo" ja sofort an... "Jamboo". "Coco Jamboo", der textlich recht sinnfreie Kult-Hit des Eurodance-Trios Mr. President, steht für Sommer, Sonne, Strand- und Sandfeeling, und wenn ihr ihn jetzt direkt im Kopf habt... gern geschehen.

Die Kalifornierin CoCo Vandeweghe hat's zwar durchaus mit Sommer, Sonne und Strand, aber nicht so mit Sand, zumindest nicht auf dem Tennisplatz. Vandeweghe bevorzugt die Holzhammer-Methode: harter Aufschlag, glatte Grundschläge, und auf die Frage, dass man auf Sandplatz durchaus kreativ sein könne, antwortete sie zu Beginn der Woche: "Ich glaube nicht, dass irgendjemand den Begriff ‚kreativ' in einem Satz mit meinem Namen benutzt." Sie machte nicht mal einen Hehl daraus, warum dem so ist: "Ich hab nicht viel Gefühl, ich spiele ziemlich simpel. Ich wünschte, dass ich mehr Sachen tun könnte, aber das hat man mir nie gezeigt." Den Lob habe sie sehr spät gelernt, erklärte Vandeweghe weiter, am Stopp sei sie nach wie vor dran. Ihr Spiel auf Sand "wird besser, langsam aber sicher."

Das tut es, auch wenn in der Porsche Arena natürlich kein klassischer Sandplatz verlegt ist. Schnell geht's hier zu, und kreativ hin oder her: Vandeweghe hat sich recht beeindruckend ins Stuttgarter Halbfinale gespielt: 6:0, 6:1 über Sloane Stephens (hier war sie tatsächlich die Geduldigere), ein 6:4, 4:6, 6:3 über die durchaus kreative Laura Siegemund, 6:4, 6:1 über Branchenführerin Simona Halep.

Spaß mit dem Stuttgarter Publikum

Vandeweghe ist nicht jedermanns Darling, was ihr meist recht egal scheint - aber mit dem Stuttgarter Publikum shakert sie gerne. Schon am Montag, beim Tiebreak-Event vor Turnierbeginn, spielte sie zwar schlecht ("Da hat man mir schön den Hintern versohlt"), sorgte aber für die Show. Auf den "CoCo, I love you"-Zuruf eines Zuschauers hinter ihr konterte sie ohne zu zögern: "Ich kann das über dich nicht sagen, weil ich dich nicht sehe." Und als sie nach dem Sieg über Halep erneut über ihre Sand-Phobie ausgefragt wurde, bedankte sie sich für die Mühe, die man sich in Stuttgart gebe, ihr den Sandplatz schmackhaft zu machen.

Dabei war Vandeweghe noch vor Kurzem kein Liebling des deutschen Publikums. Beim Fed-Cup-Duell vor einem Jahr auf Hawaii zog sie im Match gegen Andrea Petkovic alle Register und gab nach 3:6, 2:4-Rückstand kein Spiel mehr ab; über die Art und Weise, die Deutsche aus dem Spiel zu bringen, hätte selbst der Meister des "hässlichen Gewinnens", Brad Gilbert, den Hut gezogen.

So ergab auch ihre Trainerwahl Sinn: Da Vandeweghe die "Winning ugly"-Expertise ohnehin besitzt, verpflichtete sie statt Gilbert im Sommer 2017 den Australier Pat Cash, wie sie selbst ein Freund des schnellen Punktgewinns und einst mit einem entschlossenen Netzspiel ausgestattet. "Ich glaube, dass sie ein Major gewinnen kann", sagte der Wimbledonchamp von 1987 bei Amtsübernahme. "Sie hat die Power, um Spielerinnen vom Platz zu fegen."

Sportliche Verwandtschaft

Vandeweghe hatte da schon ihr erstes Major-Halbfinale in Australien erreicht; in Wimbledon trauten ihr dank einige dank Cashs Hilfe den Titel zu. Schluss war im Viertelfinale, dafür ging's beim Home Slam in New York erneut in die Vorschlussrunde und bei der B-WM in Zhuhai ins Finale - und unter die ersten Zehn der Welt, wo sie sich zwölf Wochen lang hielt; aktuell ist die extrovertierte 26-Jährige auf Rang 16 notiert.

Dass sie sich im Rampenlicht wohlfühlt, beweist sie immer wieder, wie zum Beispiel 2015 in Runde eins der US Open, als sie sich nach gewonnenem ersten Satz gegen Stephens auf dem Platz interviewen ließ - mitten im Match. Den offensiven Umgang mit der Öffentlichkeit hat Vandeweghe quasi in die Wiege gelegt bekommen: Mama Tauna war Olympiaschwimmerin 1976, Opa Ernie Basketballspieler bei den New York Knicks, Onkel Kiki war ebenfalls Basketballer. Ach ja, und Stichwort Rampenlicht: Oma Colleen war Miss America 1952.

Apropos Showbusiness, Miss America und Mr. President: "Coco Jamboo" hielt sich 1996 stolze 16 Wochen in den Top Ten und wurde zum absoluten Sommersong. CoCo Vandweghe braucht in Stuttgart noch zwei Siege - und sie wäre ein sicherer Frühjahrs-Hit.

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