"Auf Augenhöhe": Jens Gerlach sieht Kerber, Görges & Co. gerüstet für das Halbfinale

Von Ulrike Weinrich
Jens Gerlach (l.)
© Jürgen Hasenkopf

Fed-Cup-Teamchef Jens Gerlach sieht sein Team bestens gerüstet für das Halbfinale am Samstag (12.00 Uhr) und Sonntag (11.00/live bei DAZN) gegen Tschechien. Der Heimvorteil in Stuttgart könnte für Julia Görges, Angelique Kerber & Co. den Unterschied ausmachen.

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"Ich sehe uns auf Augenhöhe mit den Tschechinnen. Ich glaube an unsere Stärken und unsere Mädels. Wir alle sind in sehr guter Stimmung", sagte Gerlach am Mittwoch vor der ersten Trainingseinheit des Tages und setzt beim ersten Halbfinale "Dahoam" seit 1994 auch auf den vielzitierten Heimvorteil: "Die Zuschauer können immer die entscheidenden Prozente bringen."

Mit Joggen in der Sonne begann der Tag des Fed-Cup-Teams

Die Begleitumstände jedenfalls stimmen. Den Mittwochmorgen begann das "Team Germany" mit einer lockeren Laufeinheit bei strahlendem Sonnenschein - Start und Ziel: Das Mannschaftshotel im Herzen der Schwabenmetropole. Mit dabei unter anderem Fitnesscoach Mike Diehl, der die Spielerinnen seit Montag konditionell perfekt auf die Vorschlussrundenpartie gegen den zehnmaligen Titelträger vorbereitet.

Für den gebürtigen Stuttgarter Gerlach jedenfalls ist sein zweites Match als Teamchef etwas spezielles. Das weiß auch Barbara Rittner, die das Amt Ende 2017 nach 13 Jahren abgegeben hatte.

"Dieses Halbfinale ist natürlich noch einmal ein besonderer Fed Cup für ihn, so eine Art Feuertaufe. Im Februar beim 3:2-Überraschungssieg im Viertelfinale in Weißrussland war es zwar schwieriger ohne unsere Topleute Angie Kerber und Jule Görges", sagte Rittner im tennisnet-Interview und ergänzte: "Aber es war auch einfacher und unkomplizierter mit den Spielerinnen, die nichts zu verlieren hatten. Und die sich einfach gefreut haben zu spielen."

Fed-Cup-Teamchef hat sich schon Respekt erarbeitet

Gerlach, von 2002 bis 2007 unter anderem Coach der ehemaligen French-Open-Siegerin Anastasia Myskina (Russland), genießt bereits ein hohes Ansehen bei den Spielerinnen. "Ich hatte schon vorher nur Gutes über Jens gehört. Wir haben schon vor dem Treff öfter miteinander gesprochen und telefoniert. Ich bin gespannt, wie es ist, wenn Jens während der Matches auf der Bank sitzt", sagte die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber, die am Mittwochmittag ab 12.00 Uhr zwei Stunden lang in der Porsche Arena mit DTB-Sparringspartner Sebastian Sachs trainierte.

Parallel dazu spielte Julia Görges, als Weltranglistenelfte die deutsche Nummer eins vor Kerber (WTA-Nr. 12), in der benachbarten Hanns-Martin-Schleyer-Halle mit Tatjana Maria. Gerlach machte keinen Hehl daraus, dass der Dialog mit den "Heimtrainern" seiner Schützlinge in der Vorbereitung auf das Semifinale eminent wichtig war. "Davon kann ich nur profitieren. Sie sind nah dran an den Spielerinnen", erklärte Gerlach. Der Schwabe versteht sich als Teamplayer und hält nichts von falschen Eitelkeiten, das ist offensichtlich. Jeder Input sei "wertvoll", betonte er.

Julia Görges kann wertvolle Tipps über Karolina Pliskova geben

Das gilt auch in Sachen Görges. Die Wahl-Regensburgerin bildete mit Tschechiens Spitzenspielerin Karolina Pliskova (WTA-Nr. 6) lange Zeit ein Weltklasse-Doppel und kennt die US-Open-Finalistin von 2016 demnach aus dem Effeff. Zum Duell der beiden kommt es wohl am Sonntag, wenn ab 11.00 Uhr die beiden Nummer-eins-Spielerinnen aufeinander treffen. Als zweite Einzelspielerin neben Pliskova ist die zweimalige Wimbledonsiegerin Petra Kvitova (WTA-Nr. 10) vorgesehen. Die Linkshänderin war in den vergangenen vier Jahren immer mit dabei, als ihre Equipe allein dreimal den Fed-Cup-Titel holte.

Tschechiens Teamchef Petr Pala jedenfalls sieht das Halbfinal-Duell, übrigens eine Neuauflage des Endspiels von 2014, als völlig offen an: "Die Chancen stehen bei 50:50. Das deutsche Team ist immer stark." Respekt hat er dabei vor allen Dingen vor Kerber. "Sie hat zwei Grand-Slam-Turniere gewonnen und war schon Weltranglistenerste. Außerdem spielt sie in dieser Saison wirklich wieder gut", lobte Pala, der beim Premier-Mandatory-Turnier in Miami bereits wertvolle Restaurant-Tipps von Rittner für den Stuttgart-Aufenthalt bekam.

Barbara Ritter wie Boris Becker: Als "Head of" auf dem Trainingsplatz präsent

Apropos Rittner. Die 44-Jährige steht Gerlach, der übrigens mit einer Tschechin verheiratet ist, weiterhin mit Rat und Tat zu Seite. "Das ist ein super Austausch mit Barbara und extrem wichtig", befindet Gerlach. Am Mittwoch stand Rittner, Head of Women's Tennis im DTB, auch wieder mit auf dem Court - und war somit das perfekte Pendant zu Boris Becker, der beim Davis Cup in seiner Funktion als Head of Men's Tennis im DTB ebenfalls gerne auf dem Platz mit dabei ist.

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