Rittner: "Der Druck erschlägt Angie richtig"

Von SID
Barbara Rittner muss mit ihrem Team wieder in die Relegation
© getty

Barbara Rittner spricht mit dem SID über das bevorstehende Fed-Cup-Relegationsspiel gegen die Ukraine. Vor allem auf Angelique Kerber sind die Augen gerichtet.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Mit welchen Gefühlen blicken Sie dem Play-off gegen die Ukraine am Wochenende in Stuttgart entgegen?

Barbara Rittner (Fed-Cup-Teamchefin/43): Die Chancen stehen 50:50. Ich würde nicht sagen, dass der Heimvorteil uns fünf Prozent mehr bringt, denn er bedeutet auch Druck. Ich bin aber zuversichtlich, denn zuletzt lief es wieder besser bei allen, der Wendepunkt ist geschafft.

War Ihnen mit Blick auf die Leistungen Ihrer Spielerinnen in den ersten drei Monaten der Saison schon angst und bange?

Rittner: Nein, eigentlich nicht. Ich bin ja so nah dran, dass ich auch viele positive Sachen registriert habe. Ich habe allen voran eine sehr gute Entwicklung bei Julia Görges gesehen. Natürlich habe ich gemerkt, dass sich Angie Kerber als Nummer eins der Welt unheimlich viel Druck macht und nicht befreit aufspielt - einfach nicht ihr Tennis von 2016 zeigt. Aber auch da habe ich zuletzt eine Weiterentwicklung gesehen.

Warum konnte Kerber noch nicht wieder an ihre grandiosen Leistungen von 2016 anknüpfen?

Rittner: Ich glaube, der Umgang mit dem Druck, den sie sich selber macht, ist das Problem. Da ist jetzt diese Bürde, die Nummer eins zu sein - und das auch unbedingt verteidigen zu wollen. Ich hatte das Gefühl, Angie ist nicht mit Freude dabei. Der Druck erschlägt sie richtig. Sie wirkte einfach oft in sich gekehrt. Ich war ja neulich beim Turnier in Miami, wir haben auch dort viel geredet. Aber es war einfach nicht die unbeschwerte und glückliche Angie, die sich freut, Weltranglistenerste zu sein. Sondern eher die, die den ganzen Druck weg haben will.

Was macht Sie zuversichtlich, dass Kerber ihrer Rolle als Hoffnungsträgerin des Teams am Wochenende gerecht werden kann?

Rittner: Ich denke, dass wir sie auch mit der Hilfe des ganzen Teams wieder so einstellen können, dass sie eine richtig gute Leistung zeigt. Sie liebt es, im Fed Cup anzutreten. Ich hoffe, Angie wird sich in dieser Halle in Stuttgart, in der sie schon so viele tolle Momente erlebt hat, freispielen.

Kerber ist für das erste Einzel gesetzt. Wer wird das zweite Einzel bestreiten - Laura Siegemund oder Julia Görges?

Rittner: Laura und Jule sind derzeit komplett auf Augenhöhe, obwohl Jule zuletzt an einer Handgelenkverletzung litt. Da habe ich die Qual der Wahl. Der Vorteil bei Jule ist ganz klar ihre Erfahrung, sie hat ja schon einige Fed-Cup-Partien bestritten. Andererseits könnte der Vorteil bei Laura vielleicht sein, dass sie in diesem Wettbewerb noch ein total unbeschriebenes Blatt ist. Aber irgendwann muss sie das erste Mal spielen. Laura hat außerdem erst kürzlich in Charleston gegen die ukrainische Nummer zwei Lesia Tsurenko gewonnen.

Was zeichnet die Ukraine aus?

Rittner: Mit der Weltranglisten-13. Elina Svitolina haben sie eine Nummer eins, die sehr unscheinbar ist, aber wahnsinnig gefährlich. Sie kann gegen jede Spielerin der Welt gewinnen. Gegen Angie hat sie eine positive Bilanz, weil sie ein Tennis spielt, das Angie nicht so liegt. Elina agiert ohne hohes Grundtempo, macht wenig Fehler. Man muss unheimlich hart arbeiten gegen sie.

Bleibt der Titelgewinn Ihr Ziel?

Rittner: Mein Anspruch ist immer extrem hoch. Der Titel war stets mein Traum. Das Ziel, das uns alle als Team verbindet, ist noch nicht erreicht.

2018 läuft Ihr Vertrag aus. Machen Sie den Ausgang der Partie davon abhängig, wie es weitergeht?

Rittner: Ich mache eins nach dem anderen. Ich habe den Job jetzt im 13. Jahr inne und bin ja auch Bundestrainerin. Die Jugendarbeit macht mir auch unheimlich viel Spaß. Ich bringe mich in vielen anderen Dingen ein, aber jetzt liegt der Fokus auf dem Spiel gegen die Ukraine. Ich werde danach alles wirken lassen und gucken, wie es weitergeht.

Alle Fed-Cup-News im Überblick

Artikel und Videos zum Thema