"Tim und Struffi" - Gute Freunde stehen zusammen

Tim Pütz und Jan-Lennard Struff nach dem Doppel-Erfolg von Brisbane
© Jürgen Hasenkopf

Unantastbar nicht nur in der deutschen Tennis-Bundesliga: Tim Pütz und Jan-Lennard Struff bilden eine Paarung, die auch auf internationalem Parkett bestehen kann.

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Das Leben des Tennis-Professionals Tim Pütz spielt sich in aller Regel abseits der größeren Öffentlichkeit ab. Als Pütz zu Jahresbeginn zusammen mit dem Franzosen Hugo Nys ein Challenger-Turnier in Neukaledonien gewann, richteten sich die Blicke gerade auf ganz andere Tennis-Schlagzeilen, auf einen Turniersieg von Julia Görges oder den gemeinsamen Auftritt von Alexander Zverev und Angelique Kerber beim Hopman Cup. Görges, Zverev, Kerber - sie kommen im Grunde aus einer anderen Welt, aus einer gefühlt anderen Gewichtsklasse in diesem Sport, mit ihren Namen verbinden sich eher der Glamour und der buchstäbliche Reichtum im Wanderzirkus.

Pütz, der 30-jährige Frankfurter - er steht für etwas Anderes: Für das harte Leben im Nomadenbetrieb, für den Kampf ums tägliche Auskommen in der zweiten oder dritten Liga, für das Irgendwie-Durchschlagen, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Umso faszinierender, dass der Davis Cup Spieler wie Pütz und Zverev in einem Team vereinen kann, die Nummer fünf der Welt und die Nummer 293 der Welt. Und, erfreulich für Tennis-Deutschland, dass gerade einer wie Pütz den Nationenwettbewerb als Chance begreift und nutzt, um seiner sonst wenig aufregenden Karriere dann doch bemerkenswerte Glanzpunkte aufzusetzen.

Wie in Portugal

Als am Samstag im Davis Cup-Erstrundenspiel zwischen Australien und Deutschland jedenfalls die Zwischenrechnung aufgemacht wurde, war Pütz maßgeblich an der 2:1-Führung der Deutschen beteiligt - genau so wie Weltklassemann Zverev (20) und wie der Doppelpartner von Pütz, der Ostwestfale Jan-Lennard Struff (27). Im Einzel hatte jener Struff zwar am Freitag noch gegen Australiens Frontmann Nick Kyrgios verloren, doch an der Seite von Pütz schaffte er einen nicht zwingend erwarteten 6:4, 6:7 (1), 6:2, 6:7 (4), 6:4-Triumph gegen die Kombination John Peers/Matthew Ebden. Die Nerven in einem aufreibenden, wild hin und her schwankenden Fünf-Satz-Match zu bewahren, war keineswegs exklusiv dem Auftritt der beiden Deutschen an der australischen Goldküste vorbehalten.

Schon beim dramatischen Relegationskrimi in Portugal im vergangenen Herbst hatten die beiden Kumpel Pütz und Struff den vorentscheidenden Doppel-Punkt zum Verbleib in der Weltgruppe beigesteuert. "Es zeichnet uns aus, dass wir uns aufeinander verlassen können. Mit einem guten Freund an der Seite zu spielen, hilft in vielen Situationen", sagte Pütz und brachte damit fast unfreiwillig auf den Punkt, was den Deutschen in vielen Jahren zuvor in dieser Spezialdisziplin im Nationenwettbewerb gefehlt hatte. Ein durchschlagskräftiges, harmonisch agierendes Duo, das eine intakte Centre Court-Gemeinschaft bildet. Und das, die Möglichkeiten der Profilierung im Davis Cup erkennend, in bedrängten Tennis-Lebenslangen über sich hinauswachsen kann.

Keine Zweifel

"Ich bin sehr glücklich über diesen Punkt. Es war ein klasse Auftritt", sagte Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann hinterher. Der Hagener Bank-Direktor widerstand der Versuchung, eventuell Zverev in das Doppelmatch zu beordern - er vertraute stattdessen auf die gut eingespielte Kombination Pütz/Struff, die bisher auch in deutschen und französischen Ligamatches noch kein einziges Mal verloren hat. Gerade im fünften Satz zeigten Pütz und Struff ihre mentalen Qualitäten, wehrten bei 2:3-Rückstand mehrere Breakbälle ab und holten sich wenig später das vorentscheidende Break zum 4:3.

"Wir haben immer, in jeder Phase, an uns geglaubt", sagte Struff später, Teil eines Doppels, das in den sozialen Netzwerken längst als "TimundStruffi" firmiert. 2:1 nach dem oftmals wegweisenden Doppel - damit boten sich den Deutschen am Schlußtag zwei Möglichkeiten zum ersehnten Auswärtssieg. Zuerst im Spitzeneinzel zwischen Zverev und Kyrgios, dann im letzten aller Duelle, das vermutlich Struff und Teenager Alex de Minaur bestritten. "Wir haben uns in jedem Fall in eine Ausgangsposition gebracht, die wir wollten", sagte Teamchef Kohlmann.

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