Heilbronn-Sieger Rudi Molleker: Wichtige Tipps von Mentor Becker

Rudi Molleker
© Florian Heer

Youngster Rudi Molleker triumphierte am vergangenen Wochenende sensationell beim Neckar Cup in Heilbronn - womöglich auch dank eines Treffens mit Boris Becker.

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Beim Münchner ATP-Turnier hatte Rudi Molleker jüngst zwei aufregende Erlebnisse. Zu Beginn der Tennisfestivitäten hatte Alexander Zverev den jungen Oranienburger zu einem Sparringsprogramm eingeladen, eine gute Stunde ging es "hart und anstrengend zur Sache", sagt Molleker. Doch ein weiterer spektakulärer Höhepunkt folgte erst noch: Zum Lehrgang der besten deutschen Junioren stieß auch ein gewisser Boris Becker hinzu. Becker habe ihm den ein oder anderen technischen Kniff verraten, so Molleker, aber das Wichtigste sei der Austausch mit dem legendären Champion über die "mentale Seite" gewesen: "Es war eine absolut großartige Erfahrung", sagt Molleker, "wenn er spricht, vergisst du alles um dich herum."

Molleker ist 17 Jahre und sechs Monate alt, also nur etwas jünger als Becker, als der in Wimbledon zu seinem historischen Triumph stürmte, vor nunmehr fast 33 Jahren. Aber die Zeiten dieser jugendlichen Himmelsstürmer sind vorbei im Welttennis, Karrieren haben heute einen ganz anderen Zeithorizont, manche Spitzenspieler sind froh, wenn sie einen Grand-Slam-Titel noch um die Dreißig gewinnen. Molleker, der draufgängerische Teenager, hat also noch gebührend Zeit, um seine Talente zur vollentfaltung zu bringen.

Molleker: Mit großem Erwartungsdruck als "Next Big Thing"

Aber Molleker ist ehrgeizig, hungrig, gierig nach Erfolg. Er will nicht übermäßig lange warten, und dass er schon in seinem Alter und in diesem Stadium seiner Karriere zu Außergewöhnlichem in der Lage ist, zeigte er am Wochenende beim Neckar Cup, einem ausgesprochen gutbesetzten Challenger-Turnier in Heilbronn, auf vortreffliche Weise: Die Organisatoren gaben dem hoffnungsvollen Burschen eine Wildcard, eine Freikarte, um erstmals bei einem Wettbewerb dieser Kategorie mitzumischen. Und was tat Molleker? Er reihte Sieg an Sieg aneinander, und im Finale schlug er schließlich mit dem Tschechen Jiri Vesely einen ausgebufften Top 100-Crack. "Unwirklich" sei das alles, sagte Molleker später, "das ist bisher der beste Moment meiner Karriere." Und dann schickte Molleker noch einen Dank an den Mann hinterher, den er als Protege empfindet, an Boris Becker: "Es hat mir unheimlich geholfen, mit ihm zu reden. Ich war bei diesem Sieg so stark wie nie zuvor in den kritischen Momenten.

Das, in der Tat, war Mollekers bisheriger Malus - wenn man überhaupt so früh etwas beckmesserisch die Entwicklung eines Nachwuchsspielers betrachten will: Molleker hatte und hat zwar alle Schläge drauf, die es braucht, um im Tennis vorneweg mitzumarschieren. Aber er brachte dieses Potenzial nur sehr launisch auf den Platz, er schwankte zwischen erstklassigen und dann wieder mittelmäßigen Leistungen. Vieles davon hatte auch mit dem Erwartungsdruck von außen, aber auch von Molleker selbst zu tun, immerhin gilt der junge Kerl aus Brandenburg schon seit vielen Jahren als das "Next Big Thing" im internationalen Tennis. Ein Film, den der RBB vor einiger Zeit über Molleker anfertigte, trug den Titel "Von Oranienburg nach Wimbledon", Molleker konnte natürlich nichts für den Titel, aber er litt ein wenig unter dem Hintergrundgeräusch, das sich darin ausdrückte. Motto: Molleker, der Mann, der in Wimbledon dereinst ein Wörtchen mitsprechen wird, gar als Erbe Boris Beckers.

Verrückt: Einer für die Generation nach Sascha Zverev

Gemeinsam mit Nicola Kuhn gewann Molleker 2014 die U14-Weltmeisterschaft, auch Kuhn wird sehr hoch gehandelt, er spielt aber mittlerweile für den spanischen Verband. Molleker ist nun der Spieler, auf dem die deutschen Hoffnungen für die Generation nach Alexander Zverev ruhen, ein verrückter Gedanke irgendwie, da Zverev auch gerade erst so richtig loslegt. Aber die Branche, schnelllebig, wie sie ist, braucht ständig neue Gesichter, neue Projektionen für die Zukunft. Störungsfrei ging Mollekers Entwicklung keineswegs voran in den Juniorenjahren, er war oft, zu oft verletzt. Er kam auch nicht mit jedem Trainer zurecht, auch mit Davis-Cup-Chef Michael Kohlmann, der ihn vorübergehend betreute, stimmte die Chemie nicht. Deswegen verließ Molleker auch rasch wieder den DTB-Stützpunkt in Oberhaching. Nun trainiert er mit dem Verbandscoach Jan Velthuis im Leistungszentrum in Hannover, es scheint wesentlich besser zu funktionieren.

Molleker spielte zuletzt oft Future-Turniere, um sich auf diesem dritten Level schon ans rauhe Erwachsenen-Tennis zu gewöhnen. Nun gewann er sogar einen Wettbewerb der sogenannten Challenger-Ebene, bei dem einem schon großes Durchsetzungsvermögen abverlangt wird gegen ältere Haudegen und junge Rivalen. In Paris, bei den French Open, tritt der 17-jährige aber bei den Junioren an, vielleicht wird es dort sogar noch etwas mit dem ersten Nachwuchstitel bei einem Grand Slam.

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