Tiriac, Vilas und die Ballmaschine

Günter Bresnik ist ein Kitzbühel-Veteran
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Kitzbühel war für Günter Bresnik immer schon eine Reise wert, egal ob im Sommer oder in den Wintermonaten. 2017 ist der Star-Coach in beratender Funktion unterwegs.

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Von Jens Huiber aus Kitzbühel

Die Tennishalle des Kitzbüheler Tennis Clubs steht dem ambitionierten Tennisspieler das ganze Jahr über offen. In der Hauptsache tummeln sich dort Vereinsmitglieder, aber auch Urlauber können sich gegen ein kleines Schutzgeld stundenweise einmieten. Lediglich während der Zeit des Generali Open wird die Halle zur verbotenen Stadt, die ATP-Profis und ihre Betreuer nutzen sie als ihren exklusiven Bereich.

Günter Bresnik kennt sich hier ganz besonders gut aus, der österreichische Ausnahme-Coach kommt seit vielen Jahren nach Kitzbühel, in jungen Jahren in inoffizieller Mission mit seinem damaligen Trainer Eugen Gressl, später dann als Betreuer etwa von Horst Skoff oder Dominic Thiem. "Für mich immer noch am beeindruckendsten war, wie Ion Tiriac Ende der 1970er-Jahre mit Guillermo Vilas trainiert hat", so Bresnik. "In der Mittagshitze auf dem alten Center Court, teilweise mit der Ballmaschine."

Damals hat Bresnik das gesamte Sportangebot der Alpenstadt wahrgenommen, fast wöchentlich: Im Winter zum Skifahren, im Sommer zum ATP-Turnier, das damals als "Head Cup" firmiert hat. Lediglich das Hahnenkammrennen hat der 56-Jährige konsequent ausgelassen. Bis heute. "Ich mag keine Menschenaufläufe."

Schwächen kaschieren

In dieser Woche unterstützt Günter Bresnik in Kitzbühel die Arbeit von Andreas Fasching mit Sebastian Ofner, jenem Mann, der es vor wenigen Wochen in Wimbledon über die Qualifikation bis in die dritte Runde von Wimbledon geschafft hatte. Bresnik hat Ofner seit Jahren beobachtet, das Talent des Steirers erkannt, allerdings auch dessen Defizite. In den letzten Monaten wird intensiv an der Behebung eben jener gearbeitet. "Andreas Fasching und Wolfgang Thiem leisten da großartige Arbeit."

Aus technischer Sicht lagen die Schwächen Ofners vor allem auf der Vorhandseite. "Das kommt im Tennissport öfter vor, als man denkt", sagt Bresnik. "Aber es gelingt halt nur selten, die Vorhandschwäche mit der Rückhand zu kaschieren. Gilbert Schaller oder Alexander Wolkow haben das so gelöst, Stefan Edberg mit seinem Serve-and-Volley-Spiel anders gelöst."

Zeit für die Familie

Sebastian Ofner jedenfalls hat diese "Baustelle", wie es Jürgen Melzer vor kurzem beschrieben hat, erfolgreich bearbeitet. Die Rückhand ist immer noch der solidere Schlag, dominiert wird mit dem Aufschlag. Günter Bresnik jedenfalls ist äußerst angetan von der Entwicklung des 21-Jährigen, auch abseits des Platzes. "Der ist schon zu alt, um irgendeinen Blödsinn zu machen."

Bresniks eigentliches Hauptprojekt, Dominic Thiem, ist so etwas wie der große Abwesende in Kitzbühel 2017, er weilt bereits seit Donnerstag in Washington. An der Seite der österreichischen Nummer eins ist wieder Gary Muller, der südafrikanische Ex-Doppel-Spezialist. Das soll auch in den nächsten Wochen so bleiben, Günter Bresnik, Vater von vier Töchtern, möchte in diesem Sommer viel Zeit mit seiner Familie verbringen.

Und wird deshalb nur bis Mittwoch in Kitzbühel bleiben, dort im Spielerbereich Rede und Antwort stehen. Den alten Center Court, auf dem Tiriac dereinst Vilas über den Platz gescheucht hat, gibt es schon lange nicht mehr, an dessen Stelle steht nun ein zeitgemäßer Sportpark mit Eishockeyhalle und Kletterwand. Was bleibt, sind die Erinnerungen von Günter Bresnik. Und historische Bilder, die in der Kitzbüheler Tennishalle ausgestellt sind.

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