"Nicht einmal ich erinnere mich"

Auch die Beziehungen zu den Linien waren nicht immer einfach
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Einmal Wimbledon-Sieger, immer Wimbledon-Sieger. Denn an die Finalverlierer, so Goran Ivanisevic, erinnert sich niemand.

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Pat Rafter, der große Australier, der in seiner Karriere immerhin zweimal den Titel bei den US Open geholt hat, meinte anlässlich seiner Niederlage im Wimbledon-Finale 2000 sinngemäß, dass er es schön langsam satt hätte, immer Teil der Geschichte zu sein. Und zwar jener Teil, der einem anderen Spieler dazu dient, Geschichte zu schreiben. Wieder einmal hatte Rafter ein bedeutendes Match gegen Pete Sampras verloren, der US-Amerikaner seinen siebten Erfolg an der Church Road eingefahren.

Rafter hatte zu diesem Zeitpunkt natürlich keine Ahnung davon, dass er ziemlich exakt zwölf Monate später schon wieder auf der falschen Seite der Pokalübergabe stehen sollte, bei einem Ereignis, das sporthistorisch auch nicht unbemerkt blieb: dem ersten und einzigen Wimbledon-Triumph von Goran Ivanisevic. Der an diesen Triumph schon nicht mehr geglaubt hatte. Vor allem auch dank Pete Sampras.

Überraschung 1992

"Sampras hat mein Leben ruiniert", erklärte Ivanisevic dieser Tage gegenüber einem italienischen Magazin. "Ich mag Pete: Er ist ein großer Champion und ein guter Typ. Aber ich habe so viele Finals und Halbfinals gegen ihn verloren! Ich hasse ihn aus einer rein sportlichen Perspektive." Tatsächlich war es Sampras, der Ivanisevic 1994 und 1998 im Endspiel von Wimbledon besiegte, einmal in drei, einmal in fünf Sätzen.

Besonders tief muss den Kroaten aber die überraschende Niederlage gegen Andre Agassi im Finale 1992 getroffen haben, zu einer Zeit also, als die Bälle und Bedingungen in Wimbledon Spieler wie den amerikanischen Grundlinien-Spezialisten klar benachteiligt hatten.

Der Sieg gegen Rafter hätte jedenfalls alles verändert. "Mir hat einmal jemand gesagt, dass es das Wichtigste im Sport wäre, einfach zu spielen", so Goran Ivanisevic weiter. "Aber das stimmt nicht. Erinnert sich irgend jemand daran, wer die Endspiele verloren hat? Bis zu jenem Montag war ich der ewige Zweite, mit drei Silbertellern. Nicht einmal ich erinnere mich an diese verdammten Finals, obwohl ich in ihnen gespielt habe."

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