Roger Federer in Wimbledon: "Froh, wenn ich meine Kräfte konservieren kann"

Von Jörg Allmeroth
Roger Federer, Wimbledon
© getty

Roger Federer präsentierte sich auch in der zweiten Runde von Wimbledon in formidabler Form. Der Schweizer Superstar schickt sich an, den "Fluch von Stuttgart auzuradieren". Im Match um den Sprung ins Achtelfinale wartet am Freitag nun der neue "Fünfsatz-Spezialist" Jan-Lennard Struff.

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Als sich das Stuttgarter ATP-Turnier 2015 in ein Rasenfestival verwandelte, kam es schnell zu einer unheimlichen Serie. Wer immer den Wettbewerb im Schwabenland gewann, schied anschließend in Wimbledon in der zweiten Runde aus. Auch Rafael Nadel, dem mallorquinischen Matador, ging es im Stuttgarter Eröffnungsjahr nicht anders.

Federer: "Ich bin glücklich, wie ich hier spielen"

Aber es scheint, dass solche Serien keinen Bestand haben, wenn ein gewisser Roger Federer im Spiel ist. Federer holte sich bekanntlich vor zweieinhalb Wochen erstmals den Pokal auf dem Weissenhof, und am Mittwochnachmittag hatte er nicht die geringste Mühe, den sogenannten "Fluch von Stuttgart" auszuradieren - bei seinem jederzeit ungefährdeten 6:4, 6:4, 6:1-Sieg gegen den Slowaken Lukas Lacko.

"Ich bin glücklich, wie ich hier spiele", sagte der gutgelaunte Maestro hinterher. Er trifft nun in der dritten Runde auf den Deutschen Jan-Lennard Struff, der zum zweiten Mal hintereinander einen 0:2-Satzrückstand wettmachte und gegen den Aufschlaggiganten Ivo Karlovic mit 13:11 im fünften Druchgang gewann.

Der Auftritt des "Maestros" gegen Lacko war einschüchternd

Federer hatte im Januar in der zweiten Australian Open-Runde zuletzt gegen Struff gesiegt. Das Match von Stan Wawrinka gegen den Italiener Thomas Fabbiano (ATP 132) wurde beim bedenklichen Zwischenstand von 6:7, 3:6, 6:5 aus Sicht des Schweizers wegen Regens zunächst unterbrochen - und später wie auch andere Partien auf Donnerstag verlegt.

Federers Auftritt gegen Lacko war imponierend, geradezu einschüchternd für alle, die hier noch versuchen wollen, ihm den Spaß bei seiner Mission zum neunten Titelcoup verderben zu wollen. Überragend wie selten schlug der 36-jährige Superstar auf, zwischenzeitlich holte er sich einmal 35 Punkte in Serie mit seinem unwiderstehlich präzisen Service - ein Traumlauf, der vom ersten Aufschlagspiel des zweiten Satzes bis zur 4:1-Führung im dritten Akt währte.

Auch die Invasion der Flugameisen störte den "FedExpress" nicht

So verschaffte ihm der Aufschlag einen insgesamt geruhsamen Nachmittag auf dem geliebten Centre Court - im zweiten Wohnzimmer des größten Champions, den das wichtigste Turnier der Welt in seiner Geschichte erlebt hat. "Manchmal freut man sich auch, wenn man mal ein schweres Spiel hat, wenn man einige Herausforderungen zu bestehen hat", sagte Federer, "aber im Moment bin ich froh, wenn ich meine Kräfte konservieren kann." Zumal, wie Federer trocken hinzufügte, "es ja klar ist, dass es mit jeder weiteren Runde ein Stück härter wird."

Federer konnte nichts und niemand stören bei seinem routinierten Gastspiel, weder der im Spielverlauf zunehmend überforderte Lacko noch kuriose Begleitumstände wie die neuerliche Invasion von Flugameisen auf den Courts. 48 Gewinnschläge und nur elf der sogenannten "vermeidbaren Fehler" illustrierten eine weithin makellose Vorstellung des Weltranglisten-Zweiten, der sich allerdings schon auf den Startmetern der Offenen Englischen Meisterschaften des Jahres 2018 zum Favoriten Nummer eins aufgeschwungen hat - wie in so vielen Jahren seit seinem ersten Triumphzug 2003.

Federer hat nun 26 Sätze in Folge in Wimbledon geholt

Federer, der nun 26 Sätze hintereinander in Wimbledon gewonnen hat, konnte das einseitige Duell sogar noch für taktische Übungen nutzen, öfter als gewohnt setzte er den Slice ein, irritierte Lacko damit sichtlich. "Es war ein wirklich guter Mix von Schlägen. Das war rundum erfreulich für mich", sagte der 36-jährige später.

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