Diesmal nicht Angie

Carina Witthöft wirkt in Roland Garros sehr bei sich
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Zweimal hat Carina Witthöft bisher gegen eine Spielerin mit einer Weltranglisten-Platzierung drei oder besser gespielt - und dabei jeweils gegen Angelique Kerber verloren. Gegen Karolina Pliskova darf sich die Hamburgerin durchaus Hoffnungen auf mehr machen.

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Von Jens Huiber aus Paris

Wohl dem, der in diesen Tagen von Paris Carina Witthöft kennt. Oder jemanden kennt, der mit der letzten im Turnier verbliebenen Deutschen bekannt ist. Man besäße dann nämlich ausgezeichnete Chancen, einen der besten Plätze in jenen Stadien zu genießen, die Witthöft bespielt. Am Donnerstag war dies Court 1, in ihrer Box hatte Coach Jacek Szygowski Platz genommen, und ein paar junge Menschen, die die Hamburgerin lautstark unterstützten - und deren Identität Carina Witthöft zum Großteil schleierhaft war und ist.

Solche Kleinigkeiten belasten die Hamburgerin derzeit allerdings nicht, erstmals steht sie in der dritten Runde der French Open. Gegen Pauline Parmentier legte sie einen Blitzstart hin, kam nach dem 5:0 dennoch in größte Schwierigkeiten, die Französin vergab mehrere Chancen zum Ausgleich mit Doppelfehlern. Im zweiten Satz legte Witthöft im Tiebreak vor, auch da wäre Parmentier beinahe noch ein Comeback geglückt. Die 22-Jährige ist in dieser Hinsicht ein gebranntes Kind, vergangene Woche in Nürnberg hat sie im Viertelfinale gegen Barbora Krejcikova fünf Matchbälle ungenutzt gelassen, die Partie im Tiebreak des dritten Satzes verloren.

Nur gegen Kerber

Nach ihrem ersten, guten Auftritt gegen Lauren Davis aus den USA hatte Witthöft gemeint, dass diese vergebenen Chancen durchaus noch in ihrem Hinterkopf präsent gewesen wären. Nicht so gegen Parmentier, deren große Stärke, die Vorhand, die deutsche Fed-Cup-Spielerin gut genug in den Griff bekam. Seit Nürnberg ist Witthöft ohne ihren Freund Philipp Lang unterwegs, was nicht heißt, dass sie weniger unterwegs wäre. Ihren freien Tag nutzte die aktuelle Nummer 73 der Welt für eine Foto-Tour durch Paris, aufmerksame Beobachter können die Wegmarken auf Instagram lückenlos nachvollziehen.

Am Samstag wird Carina Witthöft erstmals Bekanntschaft mit Karolina Pliskova machen, was a priori schlimmer klingt, als es den sportlichen Tatsachen entspräche. Es wird das dritte Versuch gegen eine Spielerin sein, die einen Weltranglisten-Platz unter den den ersten Drei einnimmt. Die bisherigen Duelle in dieser Kategorie hat Witthöft gegen Angelique Kerber bestritten, nicht wenigen Stimmen zufolge hätte das Duell Anfang 2017 bei den Australian Open mit einer anderen Siegerin enden müssen, mit Carina Witthöft nämlich. Pliskova mag in der WTA-Jahreswertung den zweiten Platz bekleiden, unschlagbar hat die Tschechin die letzten Wochen über nicht gewirkt. Schon gar nicht auf Asche.

Gut zu Fuss

Der Schlüssel werde sein, Karolina Pliskova zu bewegen. So hat es Witthöft formuliert in ihrer Pressekonferenz nach dem Match gegen Parmentier. Ob sie dazu die Mittel habe, werde man ganz praktisch nach dem Spiel sehen, theoretisch gibt es keinen Grund, nicht mit Selbstvertrauen in die Begegnung zu gehen. Witthöft ist deutlich besser zu Fuss als die etwas hüftsteife Tschechin, Pliskovas größte Waffe, ihr Aufschlag, verliert auf Asche deutlich an Wirkung. Am heutigen Freitag werde sie mit ihrem Coach trainieren. Und vielleicht wieder eine kleine Stadttour unternehmen, so etwas entscheide sie spontan. Wer morgen in ihrer Box neben Jacek Szygowski Platz nehmen wird, das steht freilich noch in den Sternen.

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