Nur kurz neben der Spur

Andy Murray hätte den Einzug ins Achtelfinale billiger haben können
© getty

Andy Murray hatte die Partie gegen Juan Martin del Potro nach dem ersten Satz eigentlich im Griff. Dass es doch noch einmal kurz spannend wurde, hat der Weltranglisten-Erste sich selbst zuzuschreiben. Am Ende siegte Murray mit 7:6 (8), 7:5 und 6:0.

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Von Jens Huiber aus Paris

Die Schlinge zog sich immer weiter zu gegen Ende des ersten Satzes, in dem sich Juan Martin del Potro einen Break-Vorsprung gegen Andy Murray herausgespielt hatte. Bei 4:3 für den Argentinier vergab Murray zwei Breakchancen, bei 5:4 gleich deren drei. Der Chatrier hatte sich zu diesem Zeitpunkt ein klein wenig auf die Seite del Potros geschlagen, die verletzungsgeplagte Geschichte des US-Open-Siegers von 2009 ist den Franzosen bekannt. Murray natürlich auch, er verwertete die vierte Chance auf den Ausgleich dennoch mit einer Routine-Vorhand.

2009 ist indes lange her, der Slice mit der Rückhand war dereinst ein selten gepflegtes Stilmittel, ein paar Operationen am Handgelenk später führt für Juan Martin del Potro kein Weg daran vorbei. Andy Murray ist notorisch gut zu Fuß, der einzige Slice, der ihm wehtun kann, ist jener, der als Stopp gespielt einen Meter hinter dem Netz nicht mehr aufsteht. Die Vorhand des Argentiniers auf der anderen Seite, sie ist immer noch eine der großen Waffen im Welttennis. Wie auch der Aufschlag, mit dem sich del Potro ins Tiebreak rettete. Murray startete die Kurzentscheidung schlampig, vergab zwei Satzbälle. Del Potro ebenfalls, seinen ersten noch dazu mit einem Doppelfehler. 10:8 für Murray, nach einem Ausball del Potros, dessen Abdruck Schiedsrichter Carlos Bernardes von einem seiner Assistenten hatte zeigen lassen müssen.

Kein Lust auf Marathon

2016 hatten sich del Potro und Murray nur zu ganz hohen Anlässen getroffen, der Schotte im August das olympische Finale in vier Sätzen für sich entschieden. Del Potro schlug zurück, ausgerechnet im Halbfinale des Davis Cup, benötigte für den argentinischen Punkt fünf Durchgänge. Die Partie am Samstag hatte ebenfalls das Potenzial zum Marathon, allein der erste Satz nahm 83 Minuten in Anspruch.

Andy Murray fliegt in Roland Garros 2017 unter dem Radar, ungewöhnlich für einen Weltranglisten-Ersten. Die weitaus größere Aufmerksamkeit kommt Rafael Nadal zu, der wieder einmal wie auf einer Mission spielt. Und natürlich Novak Djokovic, der interessanten Verbindung mit Andre Agassi geschuldet. In der zweiten Runde war Murray erstmals richtig getestet worden, Martin Klizan war einen Aufschlaggewinn vom fünften Satz entfernt. Gegen del Potro zeigte sich der Schotte nach dem Gewinn des ersten Aktes an einem weiteren Abnutzungskampf desinteressiert, suchte früh den Weg ans Netz, streute gelegentlich die Serve-and-Volley-Variante ein. In der Hauptsache massierte der Vorjahres-Finalist aber die Rückhand seines Gegners, bis diese jegliche Spannung verloren hatte. Und feuerte nebenbei ein Stopp-Festival ab.

Satz drei in 30 Minuten rum

Im zweiten Satz vergab Murray zwei Chancen, mit dem Doppel-Break auf 3:0 davon zu ziehen, bis zum zehnten Spiel plätscherte das Match im Sinne des Favoriten dahin. Dann erweckte Juan Martin del Potro das Publikum plötzlich zum Leben, glich wie aus dem Nichts zum 5:5 aus. Wehrte im folgenden Game drei Breakbälle Murrays ab, bevor dieser doch noch auf 6:5 stellte. Und damit auch den Fans im größten Stadion der Anlage jegliche Illusionen raubte. Nach 2:23 Stunden hatte Murray mit einem Ass den Satz zugemacht.

Es folgte wieder ein schnelles Break für Murray, Kim, die Ehefrau des Schotten musste sich im dritten Satz kaum mehr die Mühe machen, ihrem Gatten stehend zu applaudieren. 6:0 nach 30 Minuten. Nun wartet der Sieger der Partie John Isner gegen Karen Khachanov.

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