NFL

Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 11 in der NFL

Justin Fields
© getty
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2. New York Jets: Die Zeit für Zach Wilson läuft bald ab

Die Leistung von Zach Wilson gegen die Patriots war schon auf dem Platz schlimm genug. Die Patriots hatten mehr als doppelt so viele Strafen und mehr als drei Mal so viele Penalty-Yards gegen sich, New England ließ sechs Sacks zu, die Offense machte drei Punkte und lief den Ball für 3,8 Yards pro Run.

Anders gesagt: Die Jets machten in allen Phasen mehr als genug, um diese Partie zu gewinnen. Doch als Wilson nach dem Spiel auf die Frage, ob er die Defense im Stich gelassen habe, mit "Nein" antwortete - diese Aussage zeugte von ähnlich desolater Awareness wie sein Spiel in der Pocket.

Head Coach Robert Saleh hatte eine deutlich treffendere Analyse nach dem Spiel parat. "Scheiße" sei die Offense in der zweiten Hälfte gewesen, erklärte Saleh in aller Deutlichkeit.

Und was soll man sonst auch sagen, über eine Offense, die bei acht Drives in der zweiten Hälfte insgesamt sieben Yards Raumgewinn produzierte. Die aufs Spiel gesehen mehr Punts (10) als Completions (9) produzierte.

Die Jets-Drives gegen die Patriots in der zweiten Hälfte:

ResultatRaumgewinn
Punt-6 Yards
Punt2 Yards
Punt7 Yards
Punt-11 Yards
Punt0 Yards
Punt3 Yards
Punt12 Yards
End of Game0 Yards

Es ist vor allem eine Offense, die im Moment Woche für Woche einen Quarterback aufs Feld schickt, der schlichtweg überfordert scheint.

Locker Room: Wann wird es ungemütlich bei den Jets?

Mit dieser Situation bei den Jets sind wir inzwischen auch an einem Punkt angekommen, an dem man über Locker-Room-Dynamiken sprechen muss. Was macht es mit einer Defense, wenn sie auf einem derart außergewöhnlichen Level spielt - und von der Offense häufig so gar nichts kommt?

Und wenn dann noch der Quarterback keinerlei Fingerspitzengefühl oder Selbstkritik an den Tag legt, zumindest nach außen hin nicht? Obwohl jener Quarterback vielleicht der hauptsächliche Grund dafür sein könnte, dass man die Playoffs am Ende verpasst?

Selbst von Wilsons Mitspielern in der Offense war der Tenor ein anderer. Receiver Garrett Wilson etwa erklärte: "Das ist nicht okay. Wie viele Yards hatten wir? Das wird nicht funktionieren. Wir haben die Qualität, es ist an der Zeit, konstant zu sein. Es ist an der Zeit, die Spiele zu gewinnen, die wir gewinnen sollten."

Das Spiel gegen die Patriots fühlte sich fraglos nach einem solchen Spiel an. Es gab wieder, und wieder, und wieder Gelegenheiten, um das Ruder herumzureißen und mit einem vernünftigen Drive das Spiel zu gewinnen. Ähnlich wie im ersten Duell gegen die Patriots vor drei Wochen. Doch die Offense war dazu nicht in der Lage.

Wie viel Zeit soll ein junger Quarterback bekommen?

Ja, Saleh hatte gesagt, dass Wilsons Platz bis Saisonende sicher ist. Aber wir alle wissen, dass diese Aussagen schnell Schall und Rauch sein können, wenn die erhofften Ergebnisse ausbleiben.

Und das nicht nur, weil Saleh vielleicht um seinen Job zittert - das denke ich zunehmend weniger -, oder weil Saleh selbst als Coach jedes Spiel gewinnen will: Auch der Head Coach muss irgendwann an die Chemie in seinem Team denken, und daran, wie sich seine Entscheidungen auswirken.

Das bringt die Thematik letztlich auf den Punkt: Wie viel Kredit, wie viel Spielraum hat ein junger Quarterback verdient? Junge Quarterbacks brauchen Zeit, junge Quarterbacks müssen die Chance bekommen, sich entwickeln zu dürfen. Doch diese Chance ist kein Privileg, vielmehr muss sie wieder und wieder verdient werden - indem der Quarterback zumindest Ansätze von individueller Entwicklung zeigt.

Wilson: Aktuell keinerlei Mehrwert für die Offense

Diese Entwicklung fehlt mir bei Wilson. Dabei spielt er in einer Quarterback-freundlichen Offense; doch sein vielleicht bestes Spiel hatte Wilson, als er in erster Linie damit auffiel, dass er nicht im Weg stand. Das war gegen Buffalo der Fall, als die Jets mit jeder Menge RPOs, Play Action, Screens und One-Read-Plays Wilson auf Autopilot schalteten.

Aber das kann nicht der Anspruch an einen Quarterback sein, auch nicht an einen jungen Quarterback, der von BYU einen großen Sprung in die NFL hinlegen muss. Wilson verfehlt zu viel aus sauberer Pocket, ist zu spät mit seinen Würfen, und er neigt nach wie vor zu sehr zu katastrophalen Fehlern, wenn er Druck bekommt, oder generell, wenn der Autopilot nicht zur Verfügung steht.

Auch sein Pocket-Verhalten ist nicht gut, häufig wirkt es so, als wären seine innere Uhr und sein Gefühl für NFL-Fenster und für NFL-Speed nach wie vor nicht richtig eingestellt. Als würde er immer noch denken, dass er mit seinem Armtalent Würfe spät anbringen und sich aus der Pocket retten kann - doch das funktioniert so in der NFL nicht.

So hat er aktuell keinen Mehrwert für die Offense, wenn seine beste Rolle darin besteht, dass ihm kein gravierender Fehler unterläuft. Und das ist der Punkt, an dem Saleh und die Jets darüber nachdenken müssen, wann sie hier einen Wechsel vollziehen.

Denn Wilson aktuell verdient sich nicht nur nicht die Geduld vonseiten des Teams - er kostet das Team eine Chance auf einen reellen Playoff-Platz. Das ist etwas, das dazu führen kann, dass ein Head Coach zumindest Teile des Locker Rooms verliert. Die Jets haben aktuell eine Playoff-Defense mit einem Bottom-5-Quarterback, und allerspätestens in der Offseason muss sich das ändern.