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NFL - Rookie Watch nach Woche 10: Wer ist der Star der nächsten Generation?

Von Marko Markovic
Saints Wide Receiver Chris Olave fängt auch ungenaue Bälle
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Die Rookie-Klasse steht auf dem Kopf: Einige Top-Picks im diesjährigen Draft finden noch nicht ganz in das NFL-Tempo rein. Dafür sind etliche Late-Rounder überraschend gut und auf ihrer Position bereits unter den Besten. Zeit für SPOX, ein Zwischenresümee zu ziehen.

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NFL - Rookie Watch: Noch nicht angekommen

Der Einstieg in die NFL fällt vielen Rookies schwer, und Top-Picks haben meistens schwierigere Anfangsbedingungen als später gedraftete Spieler: Sie kommen einerseits im Regelfall zu schlechteren Teams, wo ihnen also auch schlechterer Support am Feld entgegenkommt, und andererseits sind sie meistens der talentierteste Spieler auf der Position im Team - und müssen daher schnell viele Snaps spielen, auch wenn eine gewissen Lernphase hilfreich wäre.

Der Nummer-1-Pick des Drafts 2022 ist ein Beispiel dafür: Travon Walker hat bisher die meisten Pass Rush Snaps der Jaguars, macht aber daraus pro Snap weniger Pressures als seine Teamkollegen. Im Liga-Vergleich ist er damit natürlich auch weit vom Mittelfeld entfernt. Top-5-Pick Kayvon Thibodeaux geht es in New York recht ähnlich, auch wenn sein einziger Sack bisher der dramatische Game-Winner gegen Baltimore war. In Detroit konnte Aidan Hutchinson noch am ehesten die schwierige Lernkurve für Edge-Defender meistern und seine 28 Pressures sind ex-aequo mit Chiefs-Edge George Karlaftis der höchste Wert der Rookies. aber auch ihm sieht man den Gewöhnungsbedarf an den NFL-Speed an. Dominant war er von Zeit zu Zeit (gegen Washington, in Dallas) - konstant abrufen kann er sein Potential aber noch nicht.

Bei den Texans exemplifiziert Derek Stingley Jr. auf der Cornerback-Position, wie drastisch die NFL-Lernkurve sein kann. Lovie Smiths Zone-lastige Defense verlangt von ihm andere Skills, als er im College zeigen konnte, aber auch in Man-Coverage, was eigentlich seine Stärke sein sollte, ist er noch zu oft vom Wide-Receiver-Talent der NFL überfordert. Nach recht schwierigen Anfangswochen, in denen er in vier von fünf Spielen 6 Catches und über 70 Yards erlaubte, hat er seither in keinem Spiel mehr als 3 Catches für 40 Yards erlaubt. Hier könnte bis zum Saisonende die Entwicklung die gezeigten Probleme wettmachen.

Texans Cornerback Derek Stingley gewöhnt sich noch an NFL-Speed
© getty
Texans Cornerback Derek Stingley gewöhnt sich noch an NFL-Speed

Bei den Giants musste Right Tackle Evan Neal in den ersten Wochen ähnliches Lehrgeld zahlen, als er vom Dallas-Pass-Rush mit 5 Pressures, davon 3 Sacks, überrollt wurde. Seither hat er in vier Spielen 6 Pressures und nur 1 Sack erlaubt. Hier ist also auch das bisher Gezeigte zwar durchwachsen, aber die Richtung könnte stimmen. Zuerst muss Neal sich aber von einem verstauchten Knie (MCL) erholen, das er sich gegen die Jaguars zugezogen hat.

Neben diesen Top-Picks, die noch viel Arbeit vor sich haben, gibt es aber auch etliche Rookies, die überzeugten.

NFL - Rookie Ranking: Knapp die Liste verpasst

Charles Cross & Abraham Lucas, Offensive Tackles, Seahawks

Maßgeblicher Mitgrund für die Feel-Good-Story der Seahawks dieses Jahr ist der Rookie-Jahrgang, der die Offensive Line mit einem Schlag solide machte: Lucas ist auf Anhieb ein durchschnittlicher Starter auf Right Tackle geworden, und sein Pass Blocking zeigt für die Position sogar stellenweise Richtung Top 5. Mit etwas verbessertem Run Blocking wäre er ein absoluter Homerun für einen Drittrunden-Pick. Cross zieht als Top-10-Pick auf Left Tackle oftmals die schwierigeren Gegenspieler und tut sich dementsprechend manchmal schwerer als Lucas, aber auch er besticht in Pass Protection eher als im Run Blocking und ist somit für die Geno-Smith-Experience mitverantwortlich. Nach einer recht wüsten Performance in Woche 1 gegen Denver ist Cross im Liga-Mittelfeld der Left Tackles angekommen.

Breece Hall, Running Back, Jets

Die Wochen 4 bis 7 hatte nur Tony Pollard von den Cowboys mehr Yards pro Carry und Hall sah wie ein dynamischer Playmaker aus, der gerade erst loslegte. Aber seine Saison dauerte nur sieben Wochen. Zum Zeitpunkt seines Bänderrisses war Hall der Favorit auf den Offensive Rookie of the Year bei den Buchmachern, was natürlich ein schlechter Trostpreis ist, aber Hoffnung für die Zukunft macht.

Tariq Woolen, Cornerback, Seahawks

Woolen führt die Cornerbacks der Liga in Interceptions an, was für einen Fünftrundenpick durchaus bemerkenswert ist. Wie bei Big Plays üblich, ist aber einiges davon recht zufällig - wie zum Beispiel, wenn Leonard Fournette bei einem Trick-Play einen tiefen Ball auf Tom Brady unterwirft. Woolen spielt von Down zu Down eine gute Saison, aber er hat auch schon 4 TDs zugelassen und die Konstanz fehlt ihm noch. Trevon Diggs war letztes Jahr in Dallas ein ähnlicher Spieler, Woolen könnte aber wegen seiner Physis auf der Position für noch mehr Aufsehen sorgen.

Seahawks Cornerback Tariq Woolen sucht noch die Konstanz
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Seahawks Cornerback Tariq Woolen sucht noch die Konstanz

Ikem Ekwonu, Offensive Tackle, Panthers

Ekwonu spielt eine recht ähnliche Saison wie Charles Cross: In Woche 1 noch böses Erwachen - was gegen Myles Garrett schon einmal passieren kann - aber seither ein solider Left Tackle im Ligamittelfeld. Er ist vor allem im Run-Blocking eine Ecke besser als seine Kollegen in Seattle, und vor allem bei Zone-Runs ist er für das gute Panthers-Laufspiel mitverantwortlich.

Martin Emerson, Cornerback, Browns

Emerson war im College ein ausgezeichneter Tackler und seine Physis erlaubt ihm gerade in Man-Coverage immer wieder eng am Gegner zu bleiben. Seine 8 erzwungenen Incompletions sind nicht nur Spitzenwert unter Rookies, sondern auch Platz 4 der gesamten Liga.

Braxton Jones, Tackle, Chicago

Die Demontage von Teven Jenkins brachte Jones, der in der fünften Runde gedraftet wurde, als Starter auf Left Tackle ins Spiel und er hat seither den Posten fest inne. In Pass Protection brauchte es einige Spiele Anlauf (und eine Klatsche gegen die gute Washington-Defensive-Line) bis er solide wurde, im Run Blocking - vor allem wenn er klar Man-to-Man blocken soll - ist er aber jetzt schon einer der besseren Tackles der Liga.

Bears Left Tackle Braxton Jones ist eine der Überraschungen der Saison
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Bears Left Tackle Braxton Jones ist eine der Überraschungen der Saison

Daniel Bellinger, Tight End, Giants

In der erfrischenden und kreativen Giants-Offense ist Bellinger umgeben von Wide Receivern, die niemandem Schrecken einjagen. Umso beachtlicher ist, dass Bellinger sich als Rookie zu einer der Top-Anspielstation von Quarterback Daniel Jones entwickelt hat. Er sollte in Woche 11 von seiner Augenverletzung zurückkehren.

Jamaree Salyer, Tackle, Chargers

Seit der Verletzung von Rashawn Slater startet Salyer als Rookie auf Left Tackle und hat bis jetzt noch keinen Sack zugelassen. Nur Bucs-All-Pro-Right-Tackle Tristan Wirfs spielte seit Woche 4 mehr Snaps ohne erlaubten Sack. Beim Run Blocking - insbesondere bei Gap-Plays, bei denen er ein direktes Gegenüber blocken muss - hat er noch Entwicklungspotential, aber dafür, dass er in der sechsten Runde eigentlich als Guard gedraftet wurde, ist seine Leistung auf Left Tackle bisher mehr als zufriedenstellend.

Isaiah Likely, Tight End, Ravens

Likely hat sich im Sommer zum Top-Backup hinter Mark Andrews entwickelt und zeigt seither ein gutes Rundumpaket. Als Receiver hat er schon 2 Touchdowns gefangen, und seit Andrews verletzt ist, hat Likely auch in den letzten zwei Wochen als Run Blocker mehr Arbeit bekommen. Er sieht in dieser für die Ravens-Offense wichtigen Rolle wie einer der besten Tight Ends der Liga aus.

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