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NFL: Der steile Aufstieg der Jacksonville Jaguars - darum läuft’s jetzt in Duval

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Jacksonville Jaguars: Pederson macht vorhandenes Personal besser

Hinzu kommt, dass durch die klareren Strukturen und sicher auch die entspanntere Atmosphäre, die Pederson geschaffen hat, nun auch das vorhandene Personal aufblüht. Running Back James Robinson, der von einem Achillessehnenriss zurückgekommen ist, spielt schon jetzt herausragend und hat schon 4 Touchdowns erzielt - ihn wollte der vorherige Coaching Staff mehrfach benchen, weil er Fumble-Probleme hatte. Edge Rusher Josh Allen scheint drauf und dran, mindestens mal auf sein starkes Rookie-Niveau 2018 zurückzukehren und die Youngster der Secondary machen ebenfalls schon früh einen stabileren Eindruck.

Das alles aber ist eben nur das Drumherum. Der wichtigste Schritt nach vorn musste von Lawrence kommen. Und nach drei Spielen kann man durchaus schon sagen, dass jener Schritt gemacht wurde.

Lawrence ging als Jahrhundert-Prospect in den Draft 2021 und weckte damit Erwartungen, die er aufgrund der widrigen Umstände in Duval nicht erfüllen konnte. Das Scheme war sehr statisch, was ein klarer Kontrast zu seiner Zeit bei Clemson war. Es gab nicht viele Varianten und man kam ihm eben auch nicht entgegen mit den Play-Designs. Darunter litt er merklich. Zudem nahm er vielleicht zu viel Risiko - laut PFF hatte er eine Turnover-worthy-Play-Rate von 3,7 Prozent, was die neunthöchste aller QBs der Liga war. Er warf 17 Interceptions - die meisten der Liga - und verlor 5 von 9 Fumbles.

In diesem Jahr steht er bei einer Interception in drei Spielen und seine TWP-Rate ging auf 2,4 Prozent runter, was die achtniedrigste Quote ist. Doch was hat sich geändert?

Zuvorderst hat sich Lawrences Spielverständnis verbessert. Er zeigte in den bisherigen Spielen, dass er nun den Blitz besser identifizieren kann. Zudem hat er nun die Freiheit, aus der Struktur - und aus der Pocket - auszubrechen und selbst Plays zu kreieren. Das macht er noch nicht allzu häufig, doch diese Situationen werden langsam mehr und haben positive Ergebnisse. Und - ganz wichtig - er hat nun ein Scheme um sich, das ihm in seiner Spielweise entgegen kommt und hilft.

In Jacksonville herrscht auch dank der Leistungsteigerung von Trevor Lawrence Aufbruchstimmung.
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In Jacksonville herrscht auch dank der Leistungsteigerung von Trevor Lawrence Aufbruchstimmung.

Jacksonville Jaguars: Mehr offensive Möglichkeiten unter Pederson

In Pedersons Scheme hat der Quarterback grundlegend mehrere Optionen, oft werden High-Low-Konzepte genutzt, die Flat ist häufig besetzt, ebenso sorgt es dafür, dass Receiver schneller offen sind, sodass Lawrence den Ball nicht allzu lange halten muss. Lawrence hält den Ball im Schnitt nur 2,64 Sekunden laut Next Gen Stats. Das ist der siebtschnellste Wert in dieser noch jungen Saison. Und das hilft ihm auch, den Blitz effektiver zu schlagen.

Sein EPA/Dropback gegen den Blitz war 2021 noch gut genug für Rang 33 aller QBs mit genügend Dropbacks. In diesem Jahr steht er aktuell auf Rang 12 in dieser Bewertung. Je einfacher der Read, desto schneller kann der Pass folgen. Und damit sinken eben auch die Chancen für Blitzer, zum QB durchzudringen.

Und generell rangiert Lawrence dieser Tage ziemlich weit oben in den Advanced Stats. Er ist Sechster bei den EPA/Dropback, Erster in Success Rate und Zweiter bei der Completion Percentage over Expected, was allerdings auch ein Effekt des besseren Talents um ihn herum ist.

Lawrence hat nach einem Jahr im Niemandsland nun ein klar besseres Spielverständnis, eine Offense, die auf ihn zugeschnitten ist und daraus resultierend auch mehr Selbstvertrauen, was sich in einem sicheren Auftreten auf dem Feld widerspiegelt. Und wie wir alle wissen, ist ein Top-Quarterback, zu dem er sich gerade entwickelt, das A und O für ein erfolgreiches Team.

Trevor Lawrence: Statistiken 2022

StatistikWertLiga-Rang
Passquote69,4 Prozent6.
Yards77213.
Touchdowns68.
Passer Rating103,16.
Total QBR71,17.
EPA/Play*0,1428.
CPOE*2,210.
Success Rate*52,3 Prozent52,3 Prozent

*) Werte basierend auf neutralen Situationen, in denen das Spiel noch nicht entschieden ist.

Jacksonville Jaguars: Erster Härtetest Eagles

Wie gut dieses Konstrukt nun aber wirklich ist, erfahren wir vielleicht schon an diesem Sonntag, wenn die Jaguars zu einem der bisherigen Top-Teams der Saison, die Philadelphia Eagles, reisen. Es ist zudem ein Homecoming für Pederson, der die Eagles zu ihrem größten Triumph geführt hat. Von 2016 bis 2020 erreichte er dreimal die Playoffs, gewann den Super Bowl 2017 und war durchaus beliebt im Team.

2020 allerdings ging es im Unfrieden auseinander, auch weil Pederson damals nicht allzu souverän mit der Verletztenmisere und der Quarterback-Situation umgegangen war. Das sorgte für Unruhe, Carson Wentz fühlte sich letztlich verraten, als er zugunsten von Jalen Hurts auf die Bank musste und die daraus resultierenden Querelen führten schließlich zur Entlassung Pedersons.

Nun kehrt er zurück und könnte mit seinem neuen Team für die nächste Überraschung sorgen, wenn ein Erfolg über eines der aktuell dominantesten Teams (3-0) gelingen würde.

Und selbst wenn nicht, hat Pedeson schon eine gute Grundlage für den großen Turnaround der Jaguars gelegt. In einem Jahr wie diesem mit Problem aller Orten bei der direkten Konkurrenz in Indianapolis und Tennessee, könnte es sogar sehr weit gehen für Jacksonville.

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