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West Coast, Air Raid und Co.: Die Offense-Schemes aller 32 Teams vor Saisonstart im Überblick

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San Francisco 49ers

Stat to Know 2021: Die 49ers führten einmal mehr die Liga in 21-Personnel-Nutzung an: 34 Prozent ihrer Offense spielten sie mit zwei Backs auf dem Feld. Eine gewisse Unklarheit herrscht noch dahingehend, wie Kyle Shanahan seine Offense mit dem Option-Rushing-Potenzial von Trey Lance kombiniert - aber sehen wir potenziell mehr Pistol-Formationen und Run Game aus 21-Personnel, wie es die Ravens mit Lamar Jackson bereits seit Jahren machen?

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Die ganze Liga ist gespannt darauf, wie genau Kyle Shanahan Trey Lance bestmöglich einsetzen will - die Beantwortung dieser Frage wird darüber mitentscheiden, ob die Niners vielleicht sogar direkt ein Titelkandidat sind. Dabei ist nicht so sehr die grundlegende schematische Basis unklar, wir wissen, wie die Shanahan-Offense aussieht und wie sie funktioniert. Aber inwieweit wird Trey Lance ins designte Run Game eingebunden? Setzt Shanahan, jetzt wo er einen Quarterback mit signifikant mehr Armtalent als Jimmy Garoppolo hat, mehr auf vertikale Konzepte? Werden die womöglich auch wichtig, weil die Offense mehr auf Big Plays angewiesen ist, da Lance den Ball vermutlich nicht so konstant im Kurzpassspiel verteilen wird wie Garoppolo? Die Niners haben eine starke Skill-Position-Gruppe, inklusive Deebo Samuel, der mit seinem neuen Vertrag vermutlich weiterhin auch einige Running-Back-Hybrid-Aufgaben erhalten wird. Falls die Offense vertikaler geht, könnte es aber auch das Breakout-Jahr von Brandon Aiyuk werden.

Seattle Seahawks

Stat to Know 2021: Über die letzten sechs Wochen der Saison führte Running Back Rashaad Penny die Liga in Rushing-Yards an (706), hatte die zweitmeisten Rushing-Touchdowns (6) und verzeichnete im Schnitt fast absurde sieben Yards pro Run. Mit Rookie Kenneth Walker gibt es jetzt prominente Konkurrenz - gut möglich, dass es in der ersten Post-Russell-Wilson-Saison auch deutlich mehr Runs gibt.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Seahawks-Fans werden sich erinnern - das war eines der großen Themen rund um die Hawks-Offense vor der vergangenen Saison: Würde der neue Offensive Coordinator Shane Waldron, frisch aus der Schule von Sean McVay und angeblich ein Wunschkandidat von Russell Wilson, es schaffen, Wilsons herausragende Qualitäten als Downfield-Passer in ein Scheme zu packen, welches ihn als Quick-Passer effizienter und konstanter macht? Wilsons Verletzung lässt eine unvollständige Bewertung zurück, aber die offensive Grundtendenz dürfte klar sein: Ob mit Drew Lock oder Geno Smith - wobei Smith hier in meinen Augen als konstanterer Ballverteiler mehr Sinn ergibt - soll eine Run-lastige Offense gespielt werden, in welcher der Quarterback den Ball effizient verteilt und idealerweise von vorteilhaften Looks und Matchups profitiert, welche durch das Scheme und ein starkes Run Game ermöglicht werden.

Tampa Bay Buccaneers

Stat to Know 2021: Kein Quarterback warf in der vergangenen Regular Season mehr tiefe Pässe als Tom Brady (82), der zudem unter allen 19 Quarterbacks mit mindestens 55 tiefen Pässen die höchste Drop-Quote (14,6 Prozent) hinnehmen musste.

Offense Grundlage 2022: Flexible Air-Coryell-Interpretation

Ich erwarte trotz des Rücktritts von Bruce Arians nicht, dass sich schematisch allzu viel ändert. Die offensive Grundstruktur steht, die Bucs dürften abermals eine vertikale Passing-Offense kombiniert mit einem physischen Run Game spielen. Die vielleicht größte Herausforderung ist womöglich nicht der Wechsel im Trainerstab, sondern die infolge von Abgängen und der Verletzung von Ryan Jensen komplett neu zusammengestellte Interior Offensive Line. Sollte sich das als Problem erweisen, könnte die Offense etwas mehr über ein Kurzpassspiel aufgezogen werden als zuletzt. Mit dem tiefen Wide Receiver Corps bieten sich in puncto Personnel Groupings andere Möglichkeiten, nachdem Tampa Bay unter Arians gerne Zwei- und mitunter auch Drei-Tight-End-Sets aufbot. Auch das könnte erst recht ein Thema werden, sollten mehr Kurzpass-Elemente Einzug erhalten.

Tennessee Titans

Stat to Know 2021: Bis zu seiner Verletzung in Woche 8 hatte Derrick Henry bereits 937 Rushing-Yards auf dem Konto - bei 219 Runs. Auf 17 Spiele hochgerechnet war er auf Kurs für 465 Runs, während die Titans in neutralen Spielsituationen das mit Abstand Run-lastigste Team der Liga stellten. Das änderte sich auch nicht, nachdem sich Henry verletzt hatte - und der Verlust von A.J. Brown könnte die Titans noch mehr in diese Richtung schieben.

Offense Grundlage 2022: Run-First Zone-Blocking-Play-Action-Offense

Die Titans waren in neutralen Spielsituationen das mit Abstand Run-lastigste Team in der NFL - und das änderte sich nicht einmal dann, als sich Derrick Henry in Woche 8 verletzte. Es wird ein echter Test für Ryan Tannehill, dahingehend, inwieweit er sein spielerisches Level aufrechterhalten kann, ohne A.J. Brown; doch die Spieler, Tennessee in dieser Offseason verpflichtet hat, legen nahe, dass die generelle Ausrichtung der Offense unverändert bleibt: Bei Robert Woods wissen wir, dass er auch als (In-Line-)Blocker agieren kann. Burks hat in jedem Fall die Physis dafür, und während Rookie-Slot-Receiver Kyle Philips diese Physis zwar nicht hat, so ist er dennoch ein williger Blocker. Genau wie Rookie-Tight-End Chigo Okonkwo. Auch Tight-End-Neuzugang Austin Hooper ist ein solider Blocker. Henry sollte nach seiner Verletzung auf 100 Prozent sein, und es ist gut möglich, dass er noch mehr als Fokus in den Mittelpunkt der Offense rückt.

Washington Commanders

Stat to Know 2021: Ein einziger Spieler hatte in Washington letztes Jahr über 65 Targets - Terry McLaurin mit derer 126. McLaurin hatte mehr Catches (77) als ein anderer Spieler überhaupt Targets sah. Mit Logan Thomas und J.D. McKissic für 17 Spiele fit sollte das anders aussehen. Insbesondere aber Rookie Jahan Dotson könnte ein dringend benötigtes neues Element in die Offense mitbringen.

Offense Grundlage 2022: Air Coryell Spread-Interpretation

Allzu viel würde ich in die vergangene Saison nicht rein interpretieren. Die frühe Verletzung von Ryan Fitzpatrick sowie Ausfälle von McKissic, Thomas und einmal mehr Curtis Samuel haben Washington ohne Zweifel in allen offensiven Plänen limitiert. Ich sehe Washington nach wie vor als eine Offense, die den Ball auch aus Spread-Formationen schnell verteilen und aufbauend darauf in das vertikale Passspiel übergehen will, sowie als eine Offense, die sein Run Game mit einem sehr ausgeprägten Play-Action-Passspiel kombiniert. Gerade im Kurzpassspiel könnte Jahan Dotson als Receiver Underneath eine kritische Rolle einnehmen. Die zentrale Frage jedoch lautet, ob Carson Wentz konstant genug ist, um der Offense auf diese Art einen Floor zu geben.