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West Coast, Air Raid und Co.: Die Offense-Schemes aller 32 Teams vor Saisonstart im Überblick

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New Orleans Saints

Stat to Know 2021: Wenn die Saints letztes Jahr Play Action nutzten, waren sie brandgefährlich - und das unabhängig davon, welcher Quarterback spielte. Taysom Hill und Jameis Winston waren die beiden einzigen Quarterbacks, die mehr als 10,2 Yards pro Play-Action-Pass verzeichneten. Beide kamen mit Play Action im Schnitt auch auf über vier Yards mehr pro Pass als im regulären Dropback Passing Game, auch diese Marke knackte sonst kein Quarterback.

Offense Grundlage 2022: Flexible West Coast Offense

Ein wenig Spielraum für Interpretation gibt es, immerhin ist es Jahr 1 nach Sean Payton. Doch Pete Carmichael übernimmt die Offense, und der 50-Jährige ist seit 2006 in New Orleans tätig. Gravierende Änderungen sind also nicht zu erwarten, auf der Hand liegt aber die Vermutung, dass deutlich mehr über die Wide Receiver aufgezogen werden soll. Mit Michael Thomas, Jarvis Landry und Chris Olave sind die Saints hier plötzlich sehr gut aufgestellt. Das könnte es Carmichael im Vergleich zum Vorjahr erlauben, generell mehr über das Passspiel aufzuziehen. Womöglich auch ein wenig auf Kosten der Personnel-Grouping-Vielfalt, welche die Saints unter Payton stets ausgezeichnet haben.

New York Giants

Stat to Know 2021: Die Aufteilung war klar: Kenny Golladay sah letztes Jahr die meisten, Darius Slayton die viertmeisten Targets - beide mit einer durchschnittlichen Target-Tiefe jenseits der 13 Yards. Dazwischen rangierten Evan Engram (5,4 aDOT) und Saquon Barkley (0,5). Wie auch immer die Daboll-Offense in New York genau aussieht, es ist stark davon auszugehen, dass deutlich mehr Production in der Mid-Range über Spieler wie Toney und Robinson kommen soll, um so auch die Yards nach dem Catch hoch zu schrauben.

Offense Grundlage 2022: Spread Offense mit Matchup-Fokus

Es ist fest davon auszugehen, dass nach der Joe-Judge-Ära alles ein Upgrade für Daniel Jones und die Offense darstellen wird - die Hoffnung in New York ist fraglos, dass Brian Daboll nicht einfach nur ein Upgrade, sondern ein dramatisches Upgrade ist. Wie genau seine Offense schematisch aussieht, ist offen für Interpretation: Daboll hat über seine Karriere gezeigt, dass er unterschiedliche Stile spielen lassen kann, je nachdem, wo die Stärken und Schwächen seines Kaders liegen. Und die Giants haben die Receiver-Qualitäten, um eine Spread Offense zu spielen, in welcher Daniel Jones' Rushing-Qualitäten zusätzlich gefährlich zur Geltung kommen könnten. Wan'Dale Robinson und Kadarius Toney bekommen im Camp beide Snaps auch im Backfield, Kenny Golladay kann kaum weniger effektiv spielen als im Vorjahr und falls Saquon Barkley fit bleibt, hätte Daboll eine Running-Back-Matchup-Waffe, die er so in Buffalo nicht hatte. Es ist ein Make-or-Break-Jahr für Daniel Jones. Wie kann Daboll eine Offense bestmöglich um ihn aufbauen?

New York Jets

Stat to Know 2021: Der (Slot-)Receiver mit YAC-Potenzial ist essenziell in dieser Offense. Elijah Moore, Jamison Crowder und Braxton Berrios führten die Jets in Targets an, Moore und Berrios verzeichneten je über 4,5 Yards nach dem Catch pro Reception. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich Garrett Wilson ebenfalls in dieser Rolle vorzustellen.

Offense Grundlage 2022: West Coast mit Heavy Bootleg Play Action

Bereits letztes Jahr war es kein Geheimnis, was die Jets gerne spielen wollen. Mit Mike LaFleur hatte der neue Head Coach Robert Saleh den nächsten Coach aus dem Shanahan-Coaching-Tree mitgebracht, und in Teilen war die neue Offense auch schon sichtbar. Insbesondere als die Backup-Quarterbacks ran durften, die den Ball wesentlich konstanter schnell verteilten. Das ist einer der Bereiche, in denen sich Zach Wilson noch verbessern muss, doch was das übergreifende Scheme angeht, hat die diesjährige Offseason den im Vorjahr eingeschlagenen Weg nur untermauert: Guard Laken Tomlinson bringt jahrelange Erfahrung in Shanahans Offense mit, die neuen Tight Ends C.J. Uzomah und Tyler Conklin haben in strukturell ähnlich aufgebauten Offenses gespielt. Breece Halls Speed sollte im Zone-Blocking-Scheme besonders gut zur Geltung kommen und mit Garrett Wilson haben die Jets nach Elijah Moore jetzt eine weitere gefährliche Yards-after-Catch-Waffe. Der Weg in New York ist klar, jetzt muss Wilson die Fäden nur noch zusammenführen.

Philadelphia Eagles

Stat to Know 2021: Jalen Hurts führte 2021 alle Nicht-Running-Backs in puncto Rushing-Yards (784) und Rushing-Touchdowns (10) an. 50 seiner 90 Runs waren Scrambles, es dauerte einige Wochen in der Frühphase der vergangenen Saison, ehe die Offense Hurts' Rushing-Qualitäten konstanter auch strukturell einbaute. 2022 sollte es von Anfang an fester Bestandteil der Offense sein.

Offense Grundlage 2022: QB-Option-Offense mit West-Coast- und Play-Action-Basis

Man konnte der Eagles-Offense förmlich dabei zuschauen, wie sie sich im Laufe der vergangenen Saison weiterentwickelt hat - und dann konnte man in der Offseason beobachten, wie die nächste Entwicklungsstufe aussehen könnte. Der Trade für A.J. Brown wird nicht nur DeVonta Smith das Leben erleichtern, er könnte auch ein Schlüssel dafür sein, dass Jalen Hurts die Mitte des Feldes konstanter attackiert. Hier liefen die Eagles letztlich im Liga-Vergleich auch kaum Routes, es ist der offensichtlichste Punkt, wo Hurts und die Offense den nächsten Schritt machen müssen und ein Spieler wie Brown, der in Tennessee Ryan Tannehill mit seiner Physis und Dominanz bei In-Breaking-Routes insbesondere via Play Action sehr gut hat aussehen lassen, kann diesen Bereich des Feldes für einen jungen Quarterback öffnen. Ihre Grundidee haben die Eagles letztes Jahr gefunden, als eine Offense, die hinter einer dominanten Line mit dem QB-Run-Game on top den Ball laufen kann, viel Play Action nutzt und im Passspiel sehr vertikal agiert. Jetzt muss die logische Entwicklung folgen.

Pittsburgh Steelers

Stat to Know 2021: Unter allen Quarterbacks warf Ben Roethlisberger den Ball letztes Jahr mit Abstand am schnellsten: Durchschnittlich nach 2,27 Sekunden war der Ball weg, einzig Brady (2,35 Sekunden) war ansonsten unter 2,5 Sekunden. Gut möglich, dass sich die Steelers - egal, ob Trubisky oder Pickett oder nacheinander beide spielen - dieses Jahr am exakt anderen Ende des Spektrums bewegen.

Offense Grundlage 2022: Spread Offense mit Fokus auf Motion-Elementen

So ganz wissen wir noch gar nicht, wie sie aussehen soll, die Offense von Matt Canada. Canada war zwar bereits im Vorjahr der Offensive Coordinator der Steelers, doch es steht außer Frage, dass Ben Roethlisbergers Limitierungen auch die Offense schematisch klar einschränkten. Canadas offensive Grundprinzipien haben eigentlich deutlich mehr mit diversen Motion-Elementen zu tun; mit Big Ben als Statue in der Shotgun konnte er das so kaum spielen. Mitch Trubisky und auch Rookie Kenny Pickett haben beide ihre klaren Defizite und Schwachstellen, aber sie sollten der Offense signifikant mehr Mobilität geben. Pittsburghs Offensive Line wird deutlich stärker im Fokus stehen, was auch die Schwachstellen dieser Unit stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Schematisch erwarte ich aber eine flexiblere Offense, die deutlich mehr kreative Wege als im Vorjahr zeigt, um den Ball zu den diversen Playmakern zu bringen.