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NFL - Kommentar zum Theater um Kyler Murray bei den Arizona Cardinals: Unsägliches Schauspiel verletzter Egos

Kyler Murray wurde durch den Leak der Lernklausel öffentlich bloßgestellt.
© getty

Die Arizona Cardinals und Kyler Murray haben sich beide in dieser Offseason nicht mit Ruhm bekleckert, letztlich aber wieder zusammengefunden und einen neuen Vertrag ausgehandelt. Was folgte, war ein völlig unnötiges Nachtreten des Teams, das Spuren hinterlassen wird. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Marcus Blumberg.

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Eigentlich war doch alles klar. Die Arizona Cardinals und Quarterback Kyler Murray hatten sich auf einen neuen Monstervertrag geeinigt, der sein durchschnittliches Jahresgehalt über das von Superstars wie Patrick Mahomes und Josh Allen stellt - nur Aaron Rodgers verdient im Schnitt noch mehr. Es war der Schlussstrich unter eine merkwürdige Offseason.

Nur wenige Tage später jedoch machte die Meldung die Runde, dass die Cardinals eine wohl einzigartige Klausel im Vertrag verankert hatten: Murray wurde vorgeschrieben, selbstständig Game Film zu schauen - mindestens vier Stunden pro Woche und ohne Mithilfe von anderen. Zudem gibt es eine beträchtliche Summe extra, die als Workout-Bonus in der Offseason deklariert ist.

Beides hinterlässt einen gewissen Beigeschmack. Ist man nicht vollends von der Arbeitsauffassung seines Franchise-Quarterbacks überzeugt? Will man ihn so gewissermaßen zu mehr Professionalität und Akribie erziehen? Und wenn dem so ist, warum gibt man ihm dann diesen langfristigen Vertrag, der ihn bis 2028 an die Organisation bindet? Man darf nicht vergessen, dass Murray ohnehin noch zwei Jahre in Arizona unter Vertrag gestanden wäre.

Viel gravierender ist jedoch die Tatsache, dass dieser Teil des Vertrags an die Öffentlichkeit kam. Und hier gibt es eigentlich nur zwei Wege, wie das gelingt. Entweder leakt der Agent des Spielers Infos an einen Reporter oder jemand aus der Organisation tut es. In beiden Fällen verfolgt man dabei eine gewisse Agenda.

Kyler Murray wurde durch den Leak der Lernklausel öffentlich bloßgestellt.
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Kyler Murray wurde durch den Leak der Lernklausel öffentlich bloßgestellt.

Kyler Murray: Leak kann nur aus einer Richtung kommen

Ich weiß natürlich nicht definitiv, aus welcher Richtung es kam, aber eigentlich kann es nur die Organisation gewesen sein, denn warum sollte Murrays Agent seinen Klienten derart bloßstellen?

Andersrum darf man das auch fragen, denn welches Interesse haben die Cardinals, ihren gerade langfristig gebundenen Star öffentlich zu blamieren? Ein Grund - und das scheint das Naheliegende zu sein - könnte ein verletztes Ego sein. Eine Retourkutsche für den "Erpresserbrief", den Agent Erik Burkhardt aus dem Nichts im Frühjahr veröffentlichte und darin ganz unverblümt einen neuen Vertrag für Murray gefordert hatte.

Gut angekommen sein dürfte dieser offene Brief damals sicherlich nicht beim neuen Owner Michael Bidwill, der auf seinen 2019 verstorbenen Vater Bill Bidwill folgte und bei den Anhängern nicht unumstritten ist. Oder bei General Manager Steve Keim, der trotz mangelnden Erfolgs wie Head Coach Kliff Kingsbury kürzlich ebenfalls langfristig gebunden wurde.

Dass dann auch noch Murray selbst eine Pressekonferenz geben und sich darin für seine bisherigen Leistungen rechtfertigen musste, war so etwas wie der Tiefpunkt dieser Geschichte. Dabei geht es dann gar nicht mehr um die von ihm angebrachten Argumente. Zuvorderst, dass er wohl kaum ohne akribische Vorbereitung das erreicht hätte, was er nun mal bis hierhin erreicht hat - er ging ungeschlagen durch die High School, gewann den Heisman und wurde sowohl in der MLB (9.) als auch der NFL (1.) in den Top 10 gedraftet und war der Offensive Rookie of the Year. Alles Dinge, die wie er selbst sagt kaum mit besonderem Talent allein zu erklären sind, zumal er eben kein Gardemaß hat. Im Vorjahr war zudem bis zu seiner Fußverletzung auf MVP-Niveau unterwegs.

Kyler Murray: Cardinals entfernen umstrittene Klausel

Am Donnerstag wurde bekannt, dass besagte Lernklausel nun wieder aus dem Vertrag gestrichen wurde, die Organisation gab also letztlich klein bei. Doch der angerichtete Schaden wird noch länger zu spüren sein. Das Vertrauen Murrays der Franchise gegenüber dürfte erstmal dahin sein. Und so müssen Bidwill, Keim und Co. hoffen, dass Murray auch weiterhin so professionell arbeitet, wie er es bisher offenbar doch schon getan hat.

Und wer weiß, wie bereitwillig Murray künftig in Vertragsgesprächen sein wird, wenn seine Garantien im Wert von 160 Millionen Dollar ausgelaufen sind.

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