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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 13 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 13 in der NFL.
© getty

Greifen die Seahawks jetzt nochmal ins Playoff-Rennen ein? Was bedeutet die Pleite in Detroit für die Vikings? Haben die Colts mit dem Wentz-Trade doch den richtigen Quarterback für sich geholt? SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 13 in der NFL.

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Wenn man in einigen Wochen auf diesen Spieltag zurückblickt, würde es mich wundern, wenn etwas anderes als der erste Sieg der Detroit Lions in dieser Saison die oberste Storyline wäre.

Allein die emotionale Explosion in Detroit, zwischen Goff, für den es der erste NFL-Sieg ohne Sean McVay war, und Coach Dan Campbell, der dieses Team mental in der Saison gehalten hat, wird noch eine Weile im Rückspiegel zu sehen sein.

Die Lions haben immer noch gute Chancen, im kommenden April den Nummer-1-Pick zu halten - allzu viele weitere Siege sehe ich nicht mehr im Lions-Schedule, auch wenn die Texans mit einem weiteren desolaten Auftritt ihre "Bewerbung" hierfür ebenfalls abgegeben haben.

Gut vorstellbar ist ebenfalls, dass wir dann in der Offseason auch mehr über Detroits Gegner vom Sonntag, die Minnesota Vikings, sprechen werden. Dazu später schon ein wenig mehr.

Los geht's aber mit dem komplett verrückten Spiel zwischen den Seahawks und den 49ers - und der Frage danach, welche übergreifenden Takeaways man daraus mitnehmen sollte, oder eben auch nicht.

1. Welche Takeaways bietet ein verrücktes Spiel in Seattle?

Ehrlicherweise weiß ich nicht einmal, wo ich bei diesem Spiel aus Niners-Sicht anfangen soll. Bei den beiden Garoppolo-Interceptions, einmal mehr über die Mitte? Bei anderen individuellen Patzern, wie dem Kickoff-Return-Fumble von Benjamin zum Start in die zweite Hälfte, dem Blocking-Debakel beim Safety? Bei dem kompletten Special-Team-Schläfchen bei Seattles 73-Yard-Fake-Punt-TD-Run?

Oder bei Shanahan, der unter der Woche offen zugab, dass Rookie Trey Lance so gar nicht zum Einsatz kommt, weil es seinen Rhythmus im Play-Calling zu sehr stören würde, zwischen den Quarterbacks zu wechseln - nur um dann bei Fourth Down einen Zone-Read-Run für Garoppolo anzusagen?

Wie wäre es mit der Defense, die gegen Seattle selbst in klaren Passing-Downs aus irgendeinem Grund auffallend häufig Single-High-Coverages spielte, statt Wilson und den Seahawks wie schon so viele Defenses in den vergangenen Wochen mit 2-High-Coverages Probleme zu bereiten und sie zu kurzen Pässen zu zwingen? Plötzlich waren die Shot Plays wieder da für Wilson, plötzlich klappten das Run Game und das Play-Action-Passspiel.

Die Niners enttäuschen - Playoffs trotzdem realistisch

Vielleicht ist das aber auch ein guter erster Ansatzpunkt: Ein Spiel in Woche 13 definiert kein Team, weder im positiven, noch im negativen Sinne. So merkwürdig und schwer nachvollziehbar einige dieser Patzer auch waren. Doch auch wenn die Niners jetzt drei Spiele in Serie gewonnen hatten, hatte sie - hoffentlich - niemand plötzlich im erweiterten Titelanwärter-Kreis auf dem Zettel.

Einige der Dinge, die gegen Seattle passierten, waren schwer nachvollziehbar; insbesondere was die bewussten Entscheidungen anging, wie etwa der defensive Game Plan.

San Francisco hat unter anderem noch Atlanta und Houston auf dem Zettel, plus Spiele gegen Cincinnati, Tennessee und die Rams. Wenn die Niners drei dieser fünf Partien gewinnen, sollten sie ihr Playoff-Ticket in der Tasche haben - dadurch, dass man die Eagles und die Vikings je im direkten Duell geschlagen hat, könnten sogar zwei weitere Siege für die finale Wildcard reichen.

Ich sehe San Francisco weiter im Playoff-Rennen, auch wenn das ein Team mit klaren Problemzonen ist. Kein Team außerhalb der NFC-Spitzengruppe ist wirklich konstant, und in diesem breiten Verfolgerfeld befindet sich San Francisco eben auch. Das wiederum bedeutet, dass immer ein hohes Maß an Matchup-Abhängigkeit die Spiele prägen wird. Gegen Seattle hat mich nur gewundert, dass die Niners nicht mehr gemacht haben, um diese Matchups für sich besser zu gestalten.

Deebo Samuel ist San Franciscos Outside-Offense

Wenn man doch einen übergreifenden Takeaway aus diesem Spiel mitnehmen will, dann ist es die Bedeutung von Deebo Samuel. San Francisco hat im Prinzip in der gesamten Shanahan-Garoppolo-Ära Schwierigkeiten, das Feld nach außen zu attackieren; sprich, Bälle außerhalb der Field Numbers zu verteilen. Das ist nicht Garoppolos Stärke und die 49ers haben auch nicht die Receiver, die in diesem Bereich konstant gewinnen.

Um aber in der Mitte des Feldes einen gewissen Spielraum zu wahren, ist das essenziell - das Outside Run Game und alles, was Shanahan damit macht, war lange der Schlüssel dafür.

Doch Defenses - und bei Seattle war das zuletzt mit den Bear-Fronts vermehrt besonders deutlich festzustellen - haben sich besser darauf eingestellt. Shanahan brauchte also einen neuen Schlüssel, und der hieß Deebo Samuel.

Samuels Qualitäten nicht nur bei Jet Sweeps, sondern als echte Säule im Run Game auch aus dem Backfield heraus etwa aus der Shotgun, haben San Francisco offensiv diese Dimension zurückgegeben. Samuel fehlte gegen Seattle und das machte sich bemerkbar. San Franciscos Run Game hatte weitestgehend ziemliche Probleme, hier fehlte auch die Explosivität. Kittle rettete hier vieles, aber in einem ansonsten fehlerbehafteten Auftritt seines Teams reichte das nicht.

Pete Carroll zieht alle Register

Seattle derweil hat jetzt 15 seiner letzten 17 Spiele gegen San Francisco gewonnen, während die Niners wiederum ihre letzten fünf Spiele gegen die Rams in der Division allesamt gewonnen haben - und jene Rams haben sieben der letzten neun Spiele gegen Seattle gewonnen. Arizona derweil, das dieses Jahr erstmals in der McVay-Ära die Rams bezwang, hat elf der letzten 14 Spiele gegen San Francisco für sich entschieden.

Dass man sich innerhalb der Division seit Jahren auffrisst, ist also keine Neuigkeit, und auch hier gilt, dass ich dieses eine Spiel nicht überbewerten würde. Ich denke, dass Seattle gerade offensiv immer noch sehr ähnliche Probleme hat wie in den vergangenen Wochen und, dass andere Defenses die auch wieder deutlicher aufdecken werden.

Ich erwarte jetzt jedenfalls keine 5-Spiele-Siegesserie für die Seahawks, um doch noch in den Playoffs anzuklopfen. Aber auch hier sei positiv erwähnt, und vielleicht hat es ja Auswirkungen auf die weitere Saison: Pete Carroll scheint alle Register zu ziehen. Der Fake Punt beim ersten Drive, das ausgespielte Fourth Down beim finalen Drive um den Deckel auf die Partie zu bekommen - die Seahawks wissen zumindest, was die Stunde geschlagen hat.

Die Seahawks könnten noch ein Zünglein an der Waage werden, wenn es gegen andere Teams im Playoff-Rennen geht. Und dann geht es darum, ob man mit Russell Wilson weiter macht - oder ob man den tiefgreifenden Umbruch anpeilt.