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NFL: Darum ist der Stichtag 1. Juni so wichtig in der Liga

Julio Jones könnte nach dem 1. Juni leichter getradet werden als davor.
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Im Zusammenhang mit Entlassungen und Trades in der Offseason ist in der NFL immer wieder vom Stichtag 1. Juni die Rede. Doch was macht dieses Datum so besonders? SPOX erklärt die Bedeutung des Tages für den Salary Cap.

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Wir schreiben den 1. Juni, der alljährlich ein signifikanter Punkt in der NFL-Offseason darstellt. Denn nach dem ersten Juni wird es für Teams erheblich leichter, sich von einem Spieler - maximal zwei Spielern - mit einem hochdotierten Vertrag zu trennen. Warum das so ist, sollen die folgenden Zeilen illustrieren.

Verträge in der NFL sind relativ komplex strukturiert und an den Salary Cap gebunden. Dabei ist bekanntermaßen nur der garantierte Teil des Vertrags sowie der anteilige Signing Bonus in der Offseason relevant, wenn es darum geht, Spieler abzugeben.

Der Spieler, der aktuell am häufigsten mit einem Trade in Verbindung gebracht wird, ist Wide Receiver Julio Jones von den Atlanta Falcons. Dessen Vertrag ist etwas komplizierter geartet als andere, da sein Gehalt für 2021 voll garantiert ist, doch das spielt nur eine Rolle bei einer Entlassung. Ein Fall, der nicht eintreten wird.

Insofern konzentrieren wir uns beispielhaft auf den Fall eines Trades. Generell gilt, dass Jones' Basisgehalt in Höhe von 15,3 Millionen Dollar garantiert ist. Käme es zu einem Trade, würde das aufnehmende Team auch das Gehalt übernehmen. Die Falcons jedoch behalten in jedem Fall die Last des anteiligen Signing Bonus, der für die verbleibenden drei Jahre des Vertrags jeweils 7,75 Millionen Dollar beträgt.

Nun ist es aber so, dass bei einem vorzeitigen Abgang eines Spielers - durch Entlassung oder Trade - gewissermaßen eine Vertragsstrafe für das Team ansteht. Bis zum 1. Juni sähe diese vor, dass das Team dann die komplette Summe des anteiligen Signing Bonus in Form von Dead Money (oder Dead Cap) auf die Berechnung für die Gehaltsobergrenze der anstehenden Saison angerechnet bekommen würde.

Julio Jones könnte nach dem 1. Juni leichter getradet werden als davor.
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Julio Jones könnte nach dem 1. Juni leichter getradet werden als davor.

NFL - Atlanta Falcons: Salary-Cap-Implikation eines Julio-Jones-Trades 2021

Trade vor 1. JuniGrundgehalt (Dollar)Anteiliger Signing Bonus (Dollar)Cap NumberDead MoneyCap-Einsparung
202115.300.0007.750.00023.050.00023.250.000-200.000
202211.513.0007.750.00019.263.000-19.263.000
202311.513.0007.750.00019.263.000
Trade nach 1. JuniGrundgehalt (Dollar)Anteiliger Signing BonusCap NumberDead MoneyCap-Einsparung
202115.300.0007.750.00023.050.0007.750.00015.300.000
202211.513.0007.750.00019.263.00015.500.0003.763.000
202311.513.0007.750.00019.263.000

Im Fall der Falcons und Jones wären dies 23,25 Millionen Dollar an Dead Money (3 x 7,75 Millionen = 23,25 Millionen). Wichtig ist hier zu erwähnen, dass dies kein reales Geld ist - Jones hat seinen kompletten Signing Bonus bereits bei der letzten Unterschrift 2019 erhalten -, sondern lediglich eine Summe, die für die Berechnung der Cap Number des Spielers relevant ist.

Und jenes Dead Money ist auch der Hauptgrund, warum Jones bislang nicht getradet wurde, denn die Falcons haben aktuell nur rund 337.000 Dollar an Cap Space und Teams können zum jetzigen Zeitpunkt des Jahres den Salary Cap nicht mehr überschreiten.

Anders sieht die Lage jedoch nach dem 1. Juni aus. Denn ab diesem Stichtag ändern sich die Regeln, was Dead Money betrifft. Ab dann wird beim Trade eines Spielers in der laufenden Spielzeit nur noch der in dieser Saison ohnehin anfallende anteilige Signing Bonus als Dead Money berechnet. Im Fall von Jones sind das dann "nur" noch 7,75 Millionen Dollar. Und dieser Betrag steht ohnehin schon in den Büchern der Falcons, sodass sie unterm Strich 2021 das Gehalt in Höhe von 15,3 Millionen Dollar einsparen und ihren Cap Space entsprechend erhöhen würden.

Das restliche Dead Money aus Jones' Vertrag löst sich freilich nicht auf magische Weise in Luft auf, wird jedoch erst für die Saison 2022 angerechnet - in Höhe von dann 15,5 Millionen Dollar (7.75 Mio. x 2). Und da der Salary Cap von 182,5 Millionen Dollar in diesem Jahr auf bis zu 208,2 Millionen Dollar 2022 ansteigen könnte, wäre dies im kommenden Jahr durchaus leichter zu verschmerzen für Atlanta.

NFL: Kandidaten für Trades oder Cuts nach dem 1. Juni 2021

Die Falcons sind mit Jones natürlich nicht das einzige Team, das von dieser "Post-June-1-Regel" profitieren könnte. Hier sind ein paar andere Spieler und Teams, die dafür in diesem Jahr infrage kommen:

Aaron Rodgers, Quarterback, Green Bay Packers

Mittlerweile dürfte allen bekannt sein, dass Aaron Rodgers die Packers verlassen will. Und auch wenn General Manager Brian Gutekunst das erst kürzlich erneut ausschloss, wird dieses Szenario weiter gegeben sein. Käme es dann tatsächlich zu einem mutmaßlichen Blockbuster-Trade, würden die Packers zwar Dead Money in Höhe von 14,352 Millionen Dollar schlucken, aber eben auch unterm Strich 22,85 Millionen Dollar an frischem Cap Space schaffen.

Russell Wilson, Quarterback, Seattle Seahawks

Ein weiterer unzufriedener Quarterback ist Russell Wilson in Seattle. Auch hier gilt, dass ein Trade in dieser Offseason sehr unwahrscheinlich ist. Sollte es aber doch noch dazu kommen, betrüge das Dead Money 13 Millionen Dollar, die Einsparungen 19 Millionen Dollar.

Landon Collins, Safety, Washington Football Team

Collins spielt seit 2019 in Washington und hätte in diesem Jahr einen Cap Hit von 16,9 Millionen Dollar. Ziemlich viel für einen Safety. Entsprechend gibt es Gerüchte, nach denen Washington die Reißleine ziehen und ihn entlassen könnte. Vor dem 1. Juni hätte dies Dead Money in Höhe von 26,3 Millionen Dollar bedeutet. Unterm Strich hätte sich durch einen Cut der Cap Space des Teams um fast zehn Millionen Dollar verringert. Wird er nun jedoch entlassen, würde das Team immerhin noch etwas mehr als 200.000 Dollar einsparen.

Trey Flowers, Edge Rusher, Detroit Lions

Passt Trey Flowers ins neue System von Defensive Coordinator Aaron Glenn? Wenn nicht, war es bislang sehr schwierig, den früheren Patriot loszuwerden. Ein Trade hätte Dead Money in Höhe von fast 17 Millionen Dollar bedeutet. Nach dem 1. Juni jedoch wären es nur noch 5,6 Millionen mit Einsparungen in Höhe von über 14 Millionen Dollar.

C.J. Mosley, Linebacker, New York Jets

Nach zwei enttäuschenden Jahren bei Gang Green stellt sich die Frage, ob der neue Head Coach Robert Saleh noch mit Mosley plant. Wenn dem nicht so ist, könnte ein Trade nach dem 1. Juni die Lösung sein - ein Cut lohnte sich aufgrund des üppigen Vertrags zu keinem Zeitpunkt dieser Offseason. Ein Trade vor dem 1. Juni hätte Dead Money in Höhe von sechs Millionen Dollar bedeutet, zudem eine Einsparung in Höhe von 1,5 Millionen Dollar. Nach dem 1. Juni jedoch werden die beiden Beträge genau getauscht. Keine signifikanten Summen, aber immerhin erwähnenswert.

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