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Wide Receiver Amon-Ra St. Brown im Interview: "Ich habe mit 29 Teams gesprochen"

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Der Draft 2021 ist endlich da - und auch ein Deutsch-Amerikaner dürfte über die ersten beiden Draft-Tage sein neues Team finden: Amon-Ra St. Brown, Bruder von Packers-Receiver Equanimeous St. Brown, blickt im Interview voraus auf den Draft und gewährt Einblicke in den Weg über die vergangenen Monate und seine Erfahrungen während des Draft-Prozesses.

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Im Interview mit SPOX und DAZN spricht der Deutsch-Amerikaner über die Vorbereitung auf den Pro Day, die ungewöhnliche Saison während Corona und seinen Touchdown-Rekord - den er zunächst gar nicht mitbekommen hatte.

Außerdem verrät St. Brown, wo er gerne spielen würde und mit wie vielen Teams er im Vorfeld des Drafts gesprochen hat.

Wie geht es Ihnen so kurz vor dem Draft? Sind die Nerven so langsam da, oder sind Sie noch komplett entspannt?

Amon-Ra St. Brown: Ich würde sagen, ich bin schon noch komplett entspannt. Ich habe noch etwas Zeit, ich trainiere noch, mit meinem Bruder hier in Newport Beach, ich bin noch nicht zu nervös.

Sie haben natürlich keinen direkten Vergleichswert, aber sicher haben Sie ja ein wenig bei Ihrem Bruder miterlebt: Hatten Sie den Eindruck, dass es dieses Jahr mit Corona ein merkwürdiger Draft-Prozess war, oder war es letztlich gar nicht so sehr anders als Sie es sich vorgestellt hatten?

St. Brown: Es war schon ein bisschen anders dieses Jahr mit Corona. Normalerweise gibt es die Combine, dann den Pro Day. Die Combine ist normalerweise Ende Februar, das gab es dieses Jahr nicht. Ich hatte dadurch etwas mehr Zeit, um mich vorzubereiten, aber alles war fokussiert auf den Pro Day. Das war die einzige Chance, um sich den Teams zu zeigen. Alles war darauf ausgerichtet, und nach dem Pro Day war ich fertig mit den athletischen Tests für die Teams. Das war insofern schön, dass ich es nur einmal machen musste, aber es war schon ein wenig anders. Mein Bruder hat mir erzählt, dass es bei der Combine viel mehr Druck war, man muss ganz früh aufstehen, dann muss man den Drogentest machen, die medizinischen Tests, und so weiter.

Hat das auch etwas mit den vereinzelt überraschend positiven Tests einiger Spieler zu tun? Gerade bei den 40-Yard-Sprints gab es bei den Pro Days einige überraschend schnelle Zeiten, sehen Sie da einen Zusammenhang damit, dass man "nur" den Pro Day absolvieren musste und sich darauf konzentrieren konnte?

St. Brown: Ja, ganz klar. Und ich denke, ein großer Teil dieser schnellen Zeiten war die Tatsache, dass es handgestoppte Zeiten waren. Bei der Combine gibt es eine Laser-Messung und jeder Run wird gleich gemessen. Dieses Jahr war es etwas anders und die Teams schauen darauf, aber am Ende des Tages muss man immer noch Football spielen.

St. Brown vor dem Draft: "Habe mit 29 Teams gesprochen"

Wie unterschiedlich ist das Training in dieser Zeit des Jahres? Manchmal hört man von Spielern, wie deutlich sich die Vorbereitung auf die Combine oder den Pro Day von ihrem regulären, eigentlichen Football-Training unterscheidet.

St. Brown: Ja, es ist ganz anders. Man muss diese guten Zeiten abliefern können, denn die Scouts achten darauf. Ich habe jetzt in Vorbereitung auf den Pro Day viel Speed-Training gemacht, ich bin immer montags, mittwochs und freitags früh aufgestanden und habe nur Sprints trainiert. Um 14 Uhr an den gleichen Tagen hatte ich Gewichtstraining für die Beine und dienstags und donnerstags standen Shuttle-Drill und 3-Cone-Drill auf dem Programm, die man ebenfalls beim Pro Day zeigen muss. Also das Training ist ganz anders für den Pro Day als für die Saison, denn man muss die entsprechenden Zahlen haben, aber danach muss man wieder Football spielen, Routes laufen, Bälle fangen, am Release arbeiten. Das ist dann wieder ganz anders, wenn man mit dem Pro Day fertig ist.

Danach gab es dann ja vermutlich auch für Sie jede Menge Meetings mit Scouts und Coaches. Wie lief das aus Ihrer Perspektive ab, was war Ihr Eindruck von diesem gesamten Prozess, ist man als Spieler irgendwann auch ein wenig erschlagen, wenn man mit dem zehnten Team gesprochen hat?

St. Brown: Ich habe mit 29 Teams gesprochen, also mit fast jedem Team. Das war meistens via Zoom, manche rufen auch direkt an. Die Scouts wollen dann Hintergrund-Infos wissen - warum ich Football spiele, warum ich mich damals für USC entschieden habe, was meine Familie so macht, ob ich schon mal bei einem Drogentest durchgefallen bin, solche Sachen. Die Receiver-Coaches reden dann nur über Football, also einzelne Plays, wie schlau ich auf dem Feld bin, warum ich bestimmte Dinge mache. Die Head Coaches und GMs stellen ab und zu auch eine Frage, aber die hören meistens eher mit rein und sagen nicht allzu viel.

Gab es eine Situation, bei der Sie im ersten Moment komplett überrascht waren? Eagles-Coach Nick Sirianni hat ja beispielsweise jüngst verraten, dass er mit Prospects "Schere, Stein, Papier" gespielt hat - hatten Sie eine solche Situation ebenfalls?

St. Brown: Das habe ich auch gesehen, ein Freund hat mir das auf Twitter geschickt. Nein, ich hatte keine so verrückte Situation, kein "Schere, Stein, Papier". (lacht)

Haben Sie im Zuge dieser Gespräche ein Gefühl dafür bekommen, wo Sie vielleicht spätestens gedraftet werden, eine Art Floor, oder ist das für Sie noch eine komplette Wundertüte?

St. Brown: Für mich ist es eine komplette Wundertüte. Man weiß nie, was im Draft passiert. Die einen sagen das, andere schreiben etwas anderes. Man kann auf die Mock Drafts schauen, man kann machen was man will - aber wenn der Tag kommt, dann passieren immer Dinge, die niemand erwartet hat. Manche Spieler, die dachten, dass sie in der ersten Runde gehen, gehen in der dritten Runde und manche Spieler, die dachten, dass sie in der dritten Runde gehen, gehen in der ersten Runde. Ich habe keine Idee. Ich habe mit 29 Teams gesprochen, das ist gut denke ich. Das ist aber auch alles, was ich sagen kann.

Die College-Statistiken von Amon-Ra St. Brown im Überblick:

JahrSpieleCatchesYardsTouchdowns
201811607503
201913771.0426
20206414787
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