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Big Board: Das sind die 75 besten Spieler im Draft 2021

SPOX-Redakteur Adrian Franke stellt euch die größten Talente im diesjährigen Draft vor.
© getty
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19. Micah Parsons, LB, Penn State

Ein Freak von einem Linebacker. Unfassbar explosiv, absolute Rakete wenn er Downhill attackiert - insbesondere als Blitzer, wo er zu quick für Guards ist und viel zu viel Power für Running Backs hat. Das Memphis-Tape ist absurd. Parsons hat auch Pass-Rush-Moves, mit denen er gewinnen kann; hat durchaus mal einen Tackle per Spin-Move geschlagen. Bewegt sich gut durch Kontakt, arbeitet durch Traffic und die Größe in Kombination mit der Explosivität geben ihm Reichweite. Was mir bei Parsons Sorgen macht, ist seine Rolle in Coverage in der NFL. Hat nicht die Top-Agilität, häufig braucht er ein, zwei zusätzliche Schritte, um die Richtung zu wechseln. Könnte sich in der NFL nicht nur in Zone, sondern auch in Man Coverage gegen Running Backs bemerkbar machen. Parsons ist ein unheimlich physischer Linebacker, der auch Pass-Rush-Snaps bekommen kann, in die Richtung eines Kyle Van Noy. Aber für ein Elite-Prospect fehlte mir ein bisschen was in Coverage zusätzlich zu der Tatsache, dass er sich gelegentlich selbst aus einem Play schießt.

18. Asante Samuel Jr., CB, Florida State

Er ist leicht und klein, wodurch er vermutlich in der NFL nur im Slot spielen wird - wobei ich nicht ausschließen würde, dass er mit ein wenig mehr Muskelmasse eine ähnliche Rolle wie sie Chris Harris jahrelang hatte, einnehmen kann, in welcher er zwischen außen und innen wechseln kann. Er ist extrem agil und explosiv, und seine Athletik in Kombination mit seinem offensichtlichen Spielverständnis macht seinen Spielstil umso aggressiver: Kann Routes jumpen und ist eine permanente Interception-Gefahr in der Mitte des Feldes, weil er Plays sehr gut liest und dann die Athletik hat, um das auch in Zählbares zu verwandeln. Spielt am Catch Point teilweise größer als er ist, mit gutem Timing und Sprungkraft. Ob er in der NFL außen spielen kann, ist eine faire Frage, noch deutlich fairer sind Bedenken hinsichtlich seiner Physis gerade auch gegen den Run und gegen Screens. Da wurde er zu häufig komplett aus dem Weg geräumt.

17. Caleb Farley, CB, Virginia Tech

Farley ist in der gleichen Größe- und Gewichtskategorie wie Surtain und Horn - bewegt sich aber deutlich smoother. Öffnet die Hüfte, nimmt Tempo auf, bleibt auch ohne Kontakt zum Gegner im Play und hat den Speed, um notfalls zurückzukommen. Die Agilität, mit der er sich bewegt und das Tempo beim Richtungswechsel sind beeindruckend. Aber Farley, ein Dual-Threat-Quarterback auf der High School, ist relativ jung auf der Position, und das sieht man: Fällt häufiger mal auf Fakes rein, sein Tackling ist Hit-or-Miss, hat teilweise Probleme, sich von Blocks im Run Game zu lösen und er bringt wenig Erfahrung in Press Man mit. Er sollte sich in all diesen Bereichen verbessern können, aber das macht ihn zu einer größeren Projection. Das offensichtliche Thema bei Farley liegt jedoch abseits des Platzes: Hatte eine Rücken-OP im Frühjahr und die Frage ist, wie Teams das einschätzen - Bandscheibenprobleme sind häufig nicht nach einer OP komplett aus der Welt. Hatte zudem einen Kreuzbandriss 2017 und der Rücken machte ihm 2019 bereits Probleme.

16. Trevon Moehrig, S, TCU

Ein sehr kompletter Safety. Groß, lange Arme, guter Hitter und Tackler. Antizipiert Plays gut, hatte in der TCU-Defense als Split-Safety viele Eins-gegen-Eins-Situationen über dem Slot und wurde kaum einmal geschlagen. Zudem ein Ballhawk mit 26 abgewehrten Pässen und sechs Interceptions in 22 Spielen über die letzten beiden Jahre. Ein flexibler Safety-Allrounder, den ich am liebsten in einer Split-Rolle sehen will. Moehrig hat keinen Top-Speed und vereinzelt nimmt er sich selbst aus dem Play, weil er auf hohem Grund-Speed nicht die beste Balance hat. Kommt nach einem Fehltritt nur schwer ins Play zurück. Keiner, den ich häufiger in einer Single-High-Rolle sehen will, aber davon geht die NFL sowieso zunehmend weg.

15. Trey Lance, QB, North Dakota State

Fantastisches physisches Potenzial. Der Ball fliegt teilweise wie an der Schnur aufgezogen, auch bei tiefen Out-Routes. Die Wurfbewegung sieht schon gut aus, obwohl Lance bislang relativ wenig Mechanics-Coaching hatte. Physischer Runner im Stile von Cam Newton, kann von jeder Plattform den Ball auf das ganze Feld feuern. Platziert Pässe teilweise perfekt zwischen Verteidiger, vereinzelt blitzte auch exzellente Pocket-Arbeit auf und Lance hatte in der Offense von North Dakota State ein hohes Maß an Pre-Snap-Verantwortung was Protection-Calls und alternative Spielzüge angeht. Gleichzeitig ist er die größte Projection aus der QB-Spitzengruppe: Accuracy ist inkonstant, Beinarbeit muss deutlich besser werden. Häufig setzt er die Füße nicht sauber und muss sich erst wieder neu ausrichten. Auch der Dropback ist noch nicht ausgereift. Lance ist noch roher als die anderen Top-QB-Prospects dieser Klasse und die Sample Size ist minimal. Nicht nur, weil er 2020 nicht spielen konnte und wir somit nur ein Jahr von ihm als Starter gesehen haben, sondern auch, weil er sehr viel über Rollouts arbeiten und kaum einmal aus der Pocket einen Rückstand aufholen musste. Der größte High-Risk-High-Reward-Kandidat dieser QB-Klasse.

14. Azeez Ojulari, Edge, Georgia

Bei Ojulari gibt es weniger Projection, wir wissen, was er ist und was er auf dem nächsten Level sein wird - ein brandgefährlicher Speed-Rusher. Super explosiv, ein toller Get-Off, mit dem er Tackles teilweise düpiert hat. Extrem quick und explosiv, kommt teilweise super schnell um den Tackle und setzt die Protection blitzartig unter Druck. Bewegt sich auch gut im Raum, hat die Athletik, um sich mal in Coverage zurückfallen zu lassen. Gleichzeitig ist er eben auch auf der kleinen und leichten Seite der Position, Power ist absolut nicht sein Spiel, gegen den Run wurde er immer wieder mal aus dem Play geschoben und teilweise hatte er auch Probleme im Pass-Rush, wenn er eben nicht über Speed und Agilität gewann. Dann bleibt er gelegentlich hängen.

13. Kwity Paye, Edge, Michigan

Der Draft hat dieses Jahr kein klares Elite-Edge-Prospect der Marke Bosa/Young/Garrett zu bieten. Insofern wird es spannend sein zu sehen, wann die Edge-Rusher vom Board gehen - und welcher der Erste ist. Paye hat ein starkes Gesamtpaket aus Floor Stand heute und Ceiling über die nächsten zwei bis drei Jahre: Ein athletischer Freak, hat Power, aber auch Explosivität und Agilität. Er kommt eng um den Tackle und kann dann mit seiner Power scharf nach innen zum Quarterback ziehen, er schlägt Tackles nach innen und ist da zu explosiv. Sein Spiel ist noch inkonstant, etwa was sein Pad-Level und seine Pass-Rush-Moves angeht, diese Dinge sollten aber mit entsprechendem Coaching zu lösen sein.

12. Jaycee Horn, CB, South Carolina

Das beste Press-Man-Prospect dieser Klasse. Spielt irre physisch, die Mentalität fließt förmlich aus dem Bildschirm. Sehr explosiv, hat für seine Größe beachtlich schnelle Füße, sodass er auch im Slot standhalten konnte. Sicherer Backpedal und eine Quickness, die er dann mit seiner Physis kombiniert. Sehr hartnäckig in Coverage, kann ein Play schon an der Line of Scrimmage gewinnen und ist dominant am Catch Point. Für mich hat kein Cornerback dieser Klasse ein höheres Ceiling. Eine Projection ist er aber noch in den Bereichen fernab von Press-Coverage. Wenn er mehr im Raum arbeiten muss, wenn er sich ohne direkten Körperkontakt bewegen muss. Da ist er noch nicht so sicher wie etwa Surtain. Manchmal ist seine Aggressivität auch zu viel, könnte früh in seiner NFL-Karriere einiges an Flaggen kassieren. Aber kein Cornerback-Tape hat mir dieses Jahr mehr Spaß gemacht.

11. Patrick Surtain, CB, Alabama

Spektakulär unspektakulär - und das ist absolut als Kompliment zu verstehen. Er hat nicht die höchste Upside der Klasse, er ist auch nicht der größte athletische Freak. Aber er ist so sicher, er wird kaum geschlagen, und das ist bei Cornerbacks und bei Offensive Linemen besonders wertvoll. Surtain ist groß mit sehr langen Armen, wodurch er auch am Catch Point in ein Play zurückkommen kann. Super sicher darin, Plays zu lesen und zu diagnostizieren, erkennt Route-Kombinationen und weiß, wo der Ball hingehen soll. Kein Zufall, dass er unter Nick Saban seit seiner True-Freshman-Saison spielt. Keine Panik in seinem Spiel, sehr kontrolliert, hohes Maß an Antizipation. Er wird athletisch in der NFL nochmal an andere Grenzen stoßen und vielleicht wird er eher ein High-End-Nummer-2-Corner am Ende des Tages. Aber kein Cornerback in diesem Draft hat einen höheren Floor.